Die Bibel für Eilige
Jonatypen, die wir die
Wasserstandsmeldungen der Sintflut wahrnehmen und weitersagen – wollen wir Recht behalten oder wollen wir, dass die Welt erhalten
bleibt? Die Aussichten sind nicht gut. Aber es ist nie ganz aussichtslos. Gottes Güte ist größer als sein Gerichtswort über
uns. Aber es ist an uns, die Warnzeichen des Untergangs noch rechtzeitig zu hören.
Wer nicht hören kann, muss fühlen.
Gottes Gnade mit uns hat auch mit unserer Verhaltensänderung zu tun. Nichts weniger und nichts mehr brauchen wir als »Selbstbegrenzung«
im Dienste des Lebens.
(Vergleiche Jona 1,1–4,11)
Jeremia und die Weißwäscher
Jeremia, der Prophet von Heil und Unheil, zwischen Glaube und Politik, Auftragsgewissheit und Selbstzweifel, fragt, was wird
und kommen mag.
Der Prophet Jeremia sagt Sätze, die schmerzen, zuallererst ihn selbst. Wer möchte nicht gerne Gutes sagen?! Was aber muss
er sagen, er, der Einzelne, der Vereinzelte, gegen die Vielen – gegen die Gutredner, die Weißwäscher, gegen die Strohdrescher
im Solde der Herren seiner Zeit:
Glaubt ihnen nicht, den Beschwichtigern!
Sie betrügen euch! Sie reden Selbsterdachtes. Wer behauptet, |215| es würde alles gut werden, die Menschen brauchten sich nicht zu ändern, der folgt seinen Wunsch- und Traumvorstellungen.
Jeremia redet aus der Gottesgewissheit gegen die Selbstgewissheit derer, die Gott für ihre Träume vom schönen Leben in Anspruch
nehmen. Prophetenspruch gegen Prophetensprüche. Der Spruch des zisternengeprüften, ausgesonderten Einzelnen gegen die Sprüche
der gut bezahlten, ausgesuchten Beratergruppe des königlichen Hofes. Hinter ihnen steht die Macht. Hinter Jeremia steht niemand,
niemand als der, dem er sich nicht zu entziehen vermag.
SEIN Wort trifft ihn wie Feuer, das läutert,
wie ein Hammer, der Felsen sprengt,
wie ein Blick, vor dem alles offenbar wird,
wie ein Ruf, der Himmel und Erde erfüllt.
Er sagt:
Was Menschen sich erdacht haben, um Gott zu verdrängen, um Gott zu beanspruchen, um Gott zu domestizieren, wird sich als leeres
Stroh, gedroschene Phrase, hohles Traumgebilde, verschwommenes Trugbild – als verführerische Prophezeiung erweisen.
Dagegen hält er:
Fressendes Feuer, kein liebliches Säuseln.
Zertrümmernder Hammer, kein weicher Flausch.
Das ist der ferne Gott, der sich die einverleibende Nähe verbittet.
Über Zukünftiges entscheiden also nicht menschliche, »traumhafte« Vorstellungen, sondern ER selbst – und wie ER entscheidet,
das hängt schon ab von menschlichem Verhalten. Wenn es aber bei schönen Träumen, ständigem Proklamieren oder müdem Abwarten
bleibt, werden die Alpträume Wirklichkeit. »Bessert euer Leben und euer Tun!« hatte Jeremia darum im Tempeltor den Eintretenden
zugerufen. Ihr Satten, schämt euch der Hungernden! |216| Sucht nach der Wahrheit und seid wahr! Verharmlost nichts, verschleiert nichts! Verschweigt nichts, vor allem euch selbst
nicht.
Jeremia, ich höre deine Stimme.
Und ich ahne SEINE Stimme im Brückenschlag der Zeit.
Dass Gott fremd und fern, abweisend und abwesend sein könnte, das will ich ungern wahrhaben, selbst wenn es tägliche Erfahrung
wäre. Ja, ich schiebe allzu leicht den Gedanken weg, seine Ferne könnte in unserer Selbst-Entfernung begründet sein.
Ich bleibe auf der Suche, mit Jeremia.
(Vergleiche Jeremia 23,16–29)
Petrus und das Versagen
Wer ist das, der da hinausgeht und bitterlich weint? Wer ist das, der da fertig ist, am Ende ist, ganz unten ist?
Ein Binnenfischer aus der Provinz, aus dem rückständigen, unterentwickelten, kulturlosen Norden, einer, der sich auf die Wanderschaft
des Lebens hat locken lassen, der die Brücken abgebrochen hat zu seiner Herkunft und nun unterwegs ist mit einem ihm imponierenden
Menschen, mit zwölf Freunden und einem Lehrer, der sie leben lehrt, der sie lehrt, was es heißt, mit Gott zu leben, im Angesicht
Gottes zu leben.
Dieser Binnenfischer aus der Provinz Petrus muss plötzlich in der Hauptstadt Rede und Antwort stehen, ganz allein. Plötzlich
ist er auf sich ganz allein gestellt. Der Schutz der Gruppe Gleichgesinnter ist weg. Der große Freund und Lehrer, dem er sich
stets anvertrauen konnte, der wusste, wo und wie es weitergeht, ist verhaftet.
Wo ist Gott, wenn der verhaftet wird, der sein Gesandter ist, der neue Mensch, der Menschensohn, in die Gewalt von |217| Menschen geraten kann? Wo bleibt Gott, wenn Jesus verschleppt wird?!
Sein persönliches Schicksal
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