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Die Bibel für Eilige

Titel: Die Bibel für Eilige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schorlemmer
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ist ungewiss. Es sieht nicht gut aus. Wer erst einmal verhaftet ist, dem weisen sie schon was
     nach!
    Seine Sache scheint verloren, seine Anhänger sind zerstreut. Da will er, Petrus, wenigstens sein Fell retten, wenn schon nichts
     mehr zu retten ist. Warum noch kämpfen, wenn alles verloren ist. Warum noch einer großen gemeinsamen Vergangenheit anhängen,
     wenn es offensichtlich nicht die erhoffte Zukunft gibt. Wozu die Wahrheit sagen, wenn sie nur persönlich schadet, warum noch
     Gott bekennen, wenn der sich nicht erkennbar macht, erkenntlich zeigt?
    Sein Leben steht auf dem Spiel.
    Das »Spiel des Lebens« mit Jesus ist aus. Dabei hat Petrus sich weit vorgewagt. Er hat die hohen Gefängnismauern vor Augen,
     bis
vor
die Mauern hat er sich gewagt, unter die wartenden Wächter sich gemischt – aber hinter die Mauern will er nicht, keineswegs.
     Verständlich, wer nächtens die Gesichter, die gesichtslosen Gesichter derer gesehen hat, die Jesus befehlsgemäß abgeführt
     haben, nachdem sie einen der Freunde gekauft und erpresst haben. Er hatte als Einziger Widerstand geleistet.
    Ausgerechnet der, den er schützen will, weist ihn zurück. Hatte Petrus doch dreimal Treue geschworen, unbedingte, geschworen,
     sein Leben zu wagen? Nun aber kriecht die Angst in ihm hoch, die so menschliche Angst, die Angst vor Menschen. Wie die Macht
     Macht hat, haben die Freunde Jesu keine Macht. Solche Macht wäre Verrat!
    Es liegt erst so kurze Zeit zurück, dass er mit seinen Freunden begeistert zum großen Jahresereignis in die Hauptstadt gereist
     war, wo sie sich unter die Festgäste gemischt hatten – da war es nun zur spontanen Demonstration gekommen. Der Wanderprediger,
     ihr Freund und Meister, |218| bekam überraschenden Zulauf, überraschendes Echo, eine Stimmung, die in allen Hoffnungen weckte. Die beherrschende Partei
     mit ihren Priestern, die für »öffentliche Ordnung und Sicherheit zuständigen Organe«, halten sich zunächst zurück, sind verwirrt.
     Sie wollen keinen Aufstand, und deshalb »keinen großen Aufstand machen«. Das muss in der Stille, in der Nacht erledigt werden.
    Was hatte Jesus getan?
    Er hatte die Alleinvertretungsansprüche der herrschenden Wahrheiten infragegestellt und Gott als den
einen
, als den allein befreienden Gott proklamiert, der mit befreiten Menschen sein Reich baut.
    Jesus hat sich ins Zentrum gewagt und es dort mit allen verdorben:
    – Mit der Besatzungsmacht, weil er deren obersten Machtanspruch infrage stellte.
    – Mit der Priesterschaft, weil er den unnahbaren und ungreifbaren Gott nahe und greifbar als Vater, als Vertrauten anredete
     und sich als Sohn verstand.
    – Mit dem Volke, weil er nicht mit Macht durchzugreifen in der Lage war. Sie wollen nicht nur gute Worte, sie wollen sich
     nicht selber ändern, ein anderer soll für sie die Verhältnisse ändern. Jesus aber erzählt hoffnungsvolle Geschichten und hilft
     Einzelnen.
    Da schlägt die Volksstimmung schnell um, als klar wird, wie die realen Machtverhältnisse liegen, und dass an der Macht nicht
     zu rütteln ist, jedenfalls nicht mit ihm.
    Jesus will nicht die neuen Verhältnisse mit Macht schaffen, sondern ein neues Verhalten schaffen, auch ein neues Verhältnis
     zur Macht, eine Macht ohne Macht, oder sagen wir: die Abschaffung des Staates als eines Staates, in dem die einen Macht
über
die anderen ausüben.
    Petrus hatte es noch im letzten Augenblick anders versucht, mit Macht, mit verzweifeltem Mut, sein Schwert gegen |219| die Schwerter zu erheben. Warum? Um Gottes Eingreifen zu provozieren, den »Gott mit uns« um Kampf der Waffen. Wir kennen das.
    Und nun sitzt er vor der Mauer, hinter der Jesus verhört wird, und bekommt Angst. Und wird erkannt, und verleugnet. Und weint.
     Sein Spiel ist aus. Er ist gefallen. Aber Gott läßt ihn nicht fallen. Petrus ist fertig. Aber Gott ist nicht »fertig« mit
     ihm. Er hat sein Versprechen vergessen, aber Gott vergisst sein Versprechen an ihn nicht. Wie Jesus diese Hand des untergehenden
     Petrus auf dem See ergriffen hatte, so ergreift Gott
die
Hand des Petrus, die den Verrat beschwor. So wie aus dem sich selbst Überschätzenden ein in sich selbst Verzweifelter wurde,
     so wird Petrus nach dem Verrat wieder Gottes gewiss. Schmerzen sind ihm nicht erspart geblieben, und er hat gehandelt, statt
     träge abzuwarten, Gott alles machen zu lassen. Und der Handelnde irrt, verläuft sich, verfehlt sein Ziel. Aber Gott sucht
     ihn wieder, den Wagenden, den Einbrechenden.

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