Die Bibel für Eilige
einzig gottbezogene, antwortfähige, verantwortungsfähige, das anrufbare
Wesen, der anrufbare Mensch, Gottes Lieblingsidee, sollte ganz verschwinden? Sind denn alle hoffnungslos verdorben?
Gott sieht Noah und entschließt sich zur Rettung, mitten in der heraufziehenden Katastrophe. Noah soll die rettende Arche
bauen, die Platz hat für alles Getier und Gewürm. Ein gewissermaßen umfassender Artenschutz wird organisiert. Nichts soll
durch die Katastrophe endgültig verloren gehen. Die Einheit von Menschen-, Tier- und Naturwelt soll auf dem Rettungsschiff
wiederhergestellt sein.
So findet einer Gnade bei Gott – Noah. Der eine wird zum Grund für die Rettung des Ganzen. Gottes Geduld ist zu Ende, nicht
aber seine Gnade.
Noah bekommt den Auftrag, eine Rettungsarche zu bauen, ein Rettungsschiff. Noah gehorcht und arbeitet nach genau festgelegtem
Bau-Plan. Er ist ausgenommen von der Katastrophe. Er ist gar mit dem Bau der »Arche der Hoffnung« betraut worden. Und dann
kommt sie, die Flut. Der Himmel verfinstert sich zum Dauerregen. Vierzig Tage, bis das Wasser alles unter sich begräbt.
Noah hatte um das Unabwendbare gewusst, um den Tag X. Er hat vorgesorgt, für sich, seine Sippe und alles Lebendige. Als die
Flut beginnt und alles unter sich begräbt, wird die Arche hochgetragen. Dem folgt die lange, lange, unerträglich lange Zeit
des Wartens auf engstem Raum. Nichts als Wasser ringsum. Kein Land in Sicht. Kein Boden mehr unter den |210| Füßen. Dann aber fällt endlich das Wasser. Ob es schon wieder Leben gibt, soll eine ausgeschickte Taube klären, bis sie beim
dritten Mal endlich mit dem Ölzweig des Lebens, der neuen Hoffnung, zurückkehrt.
Die Geretteten bekommen wieder Boden unter den Füßen. Sie danken Gott für die Rettung – und für das wunderbare Spiel des Lebens,
das wieder beginnen kann. Und Gott gibt ein Bestandsversprechen:
Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens
ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. Solange die Erde
steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.
Gottes Versprechen gilt über die Generationen, Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg. Aber ist unsere menschliche Macht inzwischen
so groß, dass sie zur Ohnmacht wird? Ist diese Erde noch zu retten? Sind wir noch zu retten? Wir sind zu retten! Gottes Bestandsversprechen
gilt!
Sollte nicht all unser Dichten und Trachten darauf gerichtet sein, diese wunderbare Schöpfung zu erhalten, uns und unseren
Nachkommen?
(Vergleiche Genesis 6,5–8,22)
Abraham und Isaak
Das Erwähltsein Israels, das Auserwähltsein, ist mit dem Namen Abraham verbunden. Er wird Vater des Glaubens genannt, eines
unerschütterbaren Vertrauens, gegen jeden Augenschein. Abraham, auf Wanderschaft geschickt, ein Hungerflüchtling, ängstlich,
kampfesmutig, listig, gastfreundlich, kompromissfähig, engagiert für Bedrohte, verzweifelt nachkommenlos, zwischen zwei Frauen
stehend, |211| seine Identität wechselnd, gehorsam bis zum Letzten, auf die Probe gestellt, angerufen, stets zur Stelle:
Hier bin ich
.
Als er sich glücklich wähnt, empfängt er den unbegreiflichen Auftrag, seinen Sohn Isaak, den einzigen, seine einzige Hoffnung,
zu opfern, bis er nach qualvollem Gehorsamsweg wieder angerufen wird, wieder sagt:
Hier bin ich
. Da hört er wieder die Stimme der unbegreiflichen Gnade. Gott sagt ihm:
Gesegnet wirst du und du wirst ein Segen sein
. So wird er zum Symbolnamen für ein Volk, zum Kosenamen gar: Vater Abraham. Jede Geschichte über ihn ist von abgrundtiefer
Symbolik. Zuallererst, zuallerletzt die Aufforderung, seinen Sohn zu schlachten, seinem Gotte auf dem Berge Morija ein Menschenopfer
zu bringen. Doppeldeutigkeit solchen Gehorsams! Doch er gehorcht, wissend, Gott kann es nicht böse meinen, und bekommt Recht.
Der Sohn darf leben, die Erbfolge dieses Volkes bleibt gewährt.
Er zieht hinab nach Ägypten, ist Hungerflüchtling, will sich schützen und gibt seine sehr schöne Frau Sara als seine Schwester
aus, damit er nicht getötet und sie nicht Eigentum der Männer des fremden Landes würde. Da nimmt sie der Pharao zu sich. Als
eine Plage ausbricht, die als Strafe gewertet wird, sagt er die Wahrheit. Der Pharao läßt ihn und seine Leute ziehen. Abraham
und seine schöne Frau Sara bekommen keine
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