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Die Bibel für Eilige

Titel: Die Bibel für Eilige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schorlemmer
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Kinder, dafür rät sie ihm, mit der Magd Hagar zu schlafen, damit sie ein Kind bekommen.
     Hagar wird schwanger und triumphiert über die Kinderlose. Der Konflikt schwelt, bis Sara schließlich im hohen Alter doch noch
     den ersehnten Sohn bekommt und Hagar mit ihrem Sohn verstoßen wird.
    Mit seinem Neffen Lot zieht er durchs Land. Es kommt zum Streit um die Weidegründe, die für beide zusammen nicht ausreichen.
     Abraham löst den Konflikt nicht durch Kräftemessen, sondern durch den Kompromiss. Koexistenz durch Auseinandergehen. Geordnete
     Teilung des Lebensraumes ohne Übervorteilung des anderen.
    |212| Er empfängt Fremde und behandelt sie wie hohe Gäste, bis sich herausstellt: in den Fremden ist Gott selbst ihm begegnet.
    Sodom und Gomorrha – als sie zerstört werden sollen wegen des Frevels an Fremden, hat er Erbarmen und feilscht mit Gott um
     die Gerechten. Und wenn es nur wenige wären, um der wenigen Gerechten solle doch Sodom erhalten bleiben.
    Mit seinen Leuten eilt er denen zu Hilfe, die Opfer einer Aggression werden, schlägt sie in die Flucht, wird vom Priester
     Melchisedek, dem König von Salem, gesegnet, der ihm Brot und Wein herausbringt und erkennt, dass Abraham gesegnet ist von
     »dem Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat«. Er soll belohnt, bezahlt werden für sein Tun. Er lehnt ab, wissend, dass es
     nicht sein Verdienst, sondern seine Aufgabe war, auf der Segen lag.
    Abraham, durch die tödlichen Widersprüche des Lebens mit sich und anderen hindurchgekommen, immer mehr glaubend, als die Erfahrung
     zulässt, immer wissend, es wird, es muss ein gutes Ende geben.
    Vater Abraham, wir alle sind Wandernde, Lernende, Erwartende, Irrende, Getragene.
    (Vergleiche Genesis 12,1–23,20)
    Jona und Ninive
    Unzählige Male ist die Geschichte von Jona, dem großen Fisch und der großen Stadt Ninive nacherzählt, gemalt, in Verse gesetzt,
     verfremdet, gesungen, dramatisiert worden. Das Buch Jona, eine Novelle im Alten Testament. Natürlich ist das nicht historisch.
     Wer es liest, ist mittendrin, bezaubert, befremdet.
    Da wird einer beauftragt, aus der Provinz in die großmächtige |213| Stadt zu gehen und ihr zu drohen: Es geht zu Ende, innerhalb von vierzig Tagen ist Schluss. Euer Treiben ist schuld. Finish.
     Ende. Gericht. Weltkrise. Diese ausbeuterische natur- und menschenzerstörerische Lebensweise muss bestraft werden. Jona soll
     hingehen und es sagen.
    »Ich bin doch nicht blöd«, denkt Jona. »Die sperren mich ein, verprügeln mich, erklären mich für verrückt. Ich büße doch nicht
     für die Wahrheit über sie.« Stets wird der Bote für die Wahrheit gestraft, die er bringt. Gehört wird sie nicht. Also: nichts
     als weg, abhauen, möglichst anonym, weit weg mit dem Schiff. Ab nach Tarsis, in entgegengesetzter Richtung zum Auftragsort.
     Er verkriecht sich im Bauch des Schiffes, bis ein Unwetter kommt, die Mannschaft nach der Ursache forscht. Jeder betet – vergeblich
     – zu seinem Gott. Sie wecken den schlafenden Jona und bitten ihn, dass er auch zu seinem Gott bete. Es hilft nichts. Das Meer
     tobt. Da schlägt Jona ihnen vor, ihn ins Meer zu werfen, denn er sei höchstwahrscheinlich schuld am Unwetter. Sie wollen sich
     nicht an ihm vergreifen, werfen aber das Los. Es fällt auf Jona. Er wird über Bord geworfen. Das Meer beruhigt sich, und Jona
     scheint die Flucht in den Tod gelungen zu sein. Aber nein – er wird verschluckt. Überlebt im Fischbauch, singt darin ein Lied,
     wird, vom Fisch unverdaulich, ans Land gespuckt. Nun sieht er seine Lage klarer: Er
muß
nach Ninive. Er geht, verkündet das drohende Unheil und wartet ab. Und das Unerwartete geschieht: Die Leute in Ninive hören.
     Die hohen Herren auch, in Sack und Asche gehen sie und ändern sich grundlegend. Die (Selbst-)Vernichtung wird abgewehrt.
    Indes geht Jona hinaus, erwartet den Eintritt des angekündigten und so berechtigten Strafgerichts. Aber nichts geschieht.
     Jona ist sauer. Unrecht hatte er mit seiner Unheilsbotschaft.
    Wie gut! Gott erweist sich als gnädig, barmherzig, langmütig |214| und von großer Güte und lässt sich des Übels gereuen. Aber seinen Boten lässt er im Regen – nein – vielmehr in der Hitze stehen.
     Jona möchte wohl lieber Kassandra sein und eine Prophetie weitersagen, die sowieso niemand hört, um dann Recht zu haben. Jona
     ist der Typ des Unheilsrechthabers.
    Wir Bewohner von Ninive – würden wir hören? Oder Jona lieber Recht geben? Und wir gefahrenbewussten

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