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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Juden und nicht auf den harten
    Fliesen gelandet war.
    »Wieder rauf«, sagte Nummer Drei.
    Wir reihten unsere Pfähle wieder ein und hüpften hinauf. Diesmal schafften wir es beide beim ersten Versuch. Dann warteten wir auf das Kommando für den nächsten Sprung. Der Mond stand hoch und voll am Himmel, und wir fragten uns, wie lange wir wohl brauchen würden, die ganze Reihe hinunterzuhüpfen, fragten uns, wie lange Nummer Drei uns zwingen würde durchzuhalten und dachten an die Geschichte, dass Kaspar angeblich neun Jahre lang nur gesessen hatte. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals solche Schmerzen gehabt zu haben, was ein großes Wort ist, wenn man von einem Yak getreten wurde. Ich versuchte, mir vorzustellen, wie viel Qualen und Durst ich wohl ertragen konnte, bevor ich fallen würde, als Nummer Drei sagte: »Genug. Geht schlafen.«
    »Das war's?«, fragte Josua, als er von seinem Pfahl hüpfte und bei der Landung zusammenzuckte. »Wieso haben wir zwanzig Pfähle aufgestellt, wenn wir nur drei benutzen?«
    »Wieso denkst du an zwanzig, wenn du nur auf einem stehen kannst?«, antwortete Nummer Drei.
    »Ich muss pinkeln«, sagte ich.
    »Stimmt genau«, sagte der Mönch.
    Da habt ihr es also: Buddhismus.
    Jeden Tag gingen wir auf den Hof und stellten die Pfähle um, wahllos. Nummer Drei fügte Pfähle von unterschiedlicher Höhe und Dicke hinzu. Manchmal mussten wir so schnell wie möglich von einem Pfahl zum nächsten springen, dann wieder standen wir stundenlang auf der Stelle, bereit, sofort loszuspringen, wenn Nummer Drei das Kommando gab. Anscheinend lag der Sinn der Sache darin, dass wir weder irgendwas vorhersehen, noch einen Rhythmus für diese Übung entwickeln konnten. Wir waren gezwungen, in jede Richtung springen zu können, ohne vorher darüber nachzudenken. Nummer Drei nannte es Kontrollierte Spontaneität, und während der ersten sechs Monate im Kloster verbrachten wir ebenso viel Zeit auf Pfählen wie auch sitzend und meditierend.
    Josua freundete sich sowohl mit dem Kung-Fu-Training, als auch mit der Meditation sofort an. Ich war, wie die Buddhisten sagen, verklemmter.
    Neben den üblichen Pflichten im Kloster - der Gartenpflege und dem Melken des Yaks (dankenswerterweise eine Aufgabe, die man mir nie übertrug) - ging etwa alle zehn Tage eine Gruppe von sechs Mönchen mit ihren Schalen ins Dorf, um von den Dörflern Almosen einzusammeln, gewöhnlich Reis und Tee, manchmal dunkle Soßen, Yakbutter oder Käse und bei seltenen Gelegenheiten Leinenstoff, aus dem neue Umhänge gefertigt wurden. Im ersten Jahr durften Josua und ich das Kloster nicht verlassen. Nach jedem Ausflug ins Dorf verschwanden vier bis fünf Mönche mehrere Tage in den Bergen. Nie sagte irgendwer etwas dazu, weder, wenn sie gingen, noch, wenn sie wiederkamen, doch schien es eine Art von Rotation zu geben, so dass ein jeder Mönch bei jedem dritten, vierten Mal an der Reihe war, mit Ausnahme von Kaspar, der öfter ging.
    Schließlich brachte ich den Mut auf, Kaspar danach zu fragen, was dort vor sich ging, und er sagte: »Es ist eine besondere Meditation. Du bist noch nicht so weit. Geh sitzen.«
    Kaspars Antwort auf die meisten meiner Fragen war »Geh sitzen«. Mein Widerwille bedeutete, dass ich die Verbindung zu meinem Ego nicht aufgab, ein Hinweis darauf, dass mich die Meditation nicht weiterbrachte. Josua dagegen schien mit dem, was wir taten, ausgesprochen zufrieden zu sein. Stundenlang konnte er dasitzen, ohne sich zu rühren, um anschließend die Übung auf den Pfählen zu absolvieren, als hätte er eine Stunde Lockerungsübungen hinter sich.
    »Wie machst du das?«, fragte ich ihn. »Wie kannst du an nichts denken, ohne einzuschlafen?« Das war bisher eines der hauptsächlichen Hindernisse auf dem Weg zu meiner Erleuchtung gewesen. Wenn ich zu lange still saß, schlief ich ein, und natürlich störte es die Meditation der anderen Mönche, wenn mein Schnarchen durch den Tempel hallte. Als Heilmittel gegen diesen Zustand empfahl man große Mengen von grünem Tee, der mich tatsächlich wach hielt, allerdings meinen »Nicht-Ich«- Zustand mit dem beständigen Gedanken an meine Blase ausfüllte. Tatsächlich dauerte es kein Jahr, bis ich die vollkommene Blasenkontrolle entwickelt hatte. Josua dagegen konnte sein Ego einfach loslassen, wie man es ihn gelehrt hatte. Es begab sich in unserem neunten Monat im Kloster, mitten im bittersten Winter, den ich mir vorstellen konnte, dass Josua, nachdem er sämtliche Strukturen von Ich

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