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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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mich hinschnarchte.
    »Ahhhhhhhhhhhhh!«, machte Josua, drehte sich zur Wand und warf sein Gewand über den Kopf.
    »Ahhhhhhhhhhhhh!«, machte ich, vom angewiderten Aufschrei meines Freundes aus dem Schlummer aufgeschreckt.
    »Ahhhhhhhhhhhhh!«, machte die Alte, glaube ich. (Ihre Worte kamen insgesamt etwas undeutlich, wenn ich mal so sagen darf.)
    »Meine Güte, Biff«, stotterte Josua. »Du kannst doch nicht ... ich meine ... Lust ist ... meine Güte, Biff!«
    »Was?«, sagte ich, als wüsste ich nicht, was.
    »Du hast mir Sex für alle Zeiten verdorben«, sagte Josua.
    »Immer wenn ich daran denke, wird mir dieser Anblick in den Sinn kommen.«
    »Also?«, sagte ich, schob die Alte von mir und scheuchte sie in ihre Kammer.
    »Also ... « Josua drehte sich um und sah mir in die Augen, dann grinste er so breit, dass seine Ohren in Gefahr gerieten.
    »Also danke.«
    Ich stand auf und verbeugte mich. »Stets zu Diensten«, sagte ich und grinste meinerseits.
    »Kaspar schickt mich, nach dir zu suchen. Er will aufbrechen.«
    »Okay, ich sollte mich lieber, du weißt schon ... verabschieden.« Ich deutete auf das Hinterzimmer.
    Ein Schauer lief Josua über den Rücken. »Ist nicht persönlich gemeint«, sagte er der alten Frau, die im Nebenraum verschwunden war. »Es hat mich überrascht.«
    »Willst du eine Rübe?«, sagte ich und hielt ihm einen der knorrigen Leckerbissen hin.
    Josua wandte sich ab und machte sich auf den Weg. »Meine Güte, Biff«, sagte er im Gehen.
     
    19

    Wieder einen Tag mit dem Engel in der Stadt herumgelaufen, wieder dieser Traum von der Frau, die am Fußende meines Bettes steht, und als ich aufwachte, begriff ich - nach all den Jahren - endlich, wie sich Josua gefühlt haben musste, zumindest manchmal, als Einziger seiner Art. Ich weiß, dass er immer und immer wieder gesagt hat, er sei ein Menschensohn, von einer Frau geboren, einer von uns, aber es war der väterliche Teil seines Erbes, der ihn von uns anderen unterschied. Nachdem ich nun ziemlich sicher bin, dass ich als einziger Mensch schon vor zweitausend Jahren auf Erden gewandelt bin, sind meine Sinne geschärft, was es bedeutet, der Einzige zu sein. Ein Gefühl der Einsamkeit. Deshalb ist Josua so oft in diese Berge gegangen und hat so viel Zeit in Gesellschaft dieser Kreatur verbracht.
    Letzte Nacht habe ich geträumt, dass sich der Engel mit jemandem in unserem Zimmer unterhielt, während ich schlief. In meinem Traum hörte ich ihn sagen:
    »Vielleicht wäre es das Beste, ihn einfach zu töten, wenn er fertig ist; ihm das Genick brechen und ihn in eine Klärgrube zu stoßen.« Seltsamerweise sprach kein bisschen Bosheit aus der Stimme des Engels. Im Gegenteil klang er ausgesprochen unglücklich. Es musste ein Traum gewesen sein.

    Ich hatte nie geglaubt, dass ich glücklich wäre, ins Kloster zurückzukehren, aber nachdem wir den halben Tag durch Schnee gestapft waren, kamen mir die feuchten Mauern und dunklen Gänge wie ein leuchtend warmer Ofen vor. Die Hälfte vom Reis, den wir als Almosen gesammelt hatten, wurde umgehend gekocht und dann in Bambusrohre gestopft, die breit wie eine Hand und lang wie ein Bein waren. Dann verstauten wir die Hälfte vom Wurzelgemüse, packten den Rest mit etwas Salz in Taschen und gossen kalten Tee in noch mehr Bambusrohre. Uns blieb gerade so viel Zeit, am Herdfeuer die Kälte aus unseren Gliedern zu schütteln, als uns Kaspar die Rohre und Taschen einsammeln ließ und uns in die Berge führte. Mir war nie aufgefallen, dass die anderen Mönche, wenn sie zur geheimen Meditation auf Wallfahrt gingen, so viel Proviant mitgenommen hatten. Und bei dem vielen Proviant - viel mehr als wir in den vier oder fünf Tagen, die wir unterwegs sein würden, essen konnten ... wieso hatten Josua und ich uns darauf vorbereiten müssen, indem wir fasteten?
    Weiter oben in den Bergen zu wandern, fiel eine Weile tatsächlich leichter, da der Wind den Schnee aus dem Weg gefegt hatte. Erst als wir auf die Hochebene kamen, wo der Yak graste und der Schnee wehte, wurde das Weiterkommen schwierig. Wir wechselten uns mit der Führung ab und pflügten einen Pfad durch den Schnee.
    Je höher wir kamen, desto dünner wurde die Luft, bis selbst die Mönche mit der besten Kondition regelmäßig Halt machen mussten, um durchzuatmen. Gleichzeitig schnitt der Wind durch unsere Gewänder und Hosen, als wären wir unbekleidet. Der Erkenntnis, dass es dort nicht genug Luft zum Atmen gab und uns die Bewegung dieser Luft dennoch bis auf

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