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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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die Knochen frieren ließ, ist eine gewisse Ironie nicht abzusprechen - und doch fiel mir selbst die Freude daran schwer.
    »Wieso konntest du nicht einfach zu den Rabbis gehen und bei denen lernen, Messias zu werden, wie alle anderen auch? Gibt es in der Geschichte von Moses irgendwo Schnee? Nein. Ist der Herr Moses in Form einer Schneewehe erschienen? Wohl kaum. Ist Elias in einem Prunkwagen aus Eis zum Himmel aufgefahren? Von wegen. Ist Daniel unversehrt aus einem Schneesturm heimgekehrt? Nein. In unserem Volk geht es um Feuer, Josua, nicht um Eis. Ich kann mich nicht erinnern, dass irgendwo in der Thora etwas von Schnee gestanden hätte. Wahrscheinlich geht der Herr nirgendwohin, wo es schneit. Das Ganze ist ein Riesenfehler, wir hätten nie herkommen sollen, wir sollten nach Hause gehen, sobald das alles hier vorbei ist. Ich spüre meine Füße nicht mehr.« Ich war außer Atem und keuchte.
    »Daniel ist nicht dem Feuer entkommen«, sagte Josua ganz ruhig.
    »Na, wer will es ihm verdenken? Wahrscheinlich war es da drinnen schön warm.«
    »Er entkam unversehrt aus einer Löwengrube«, sagte Josh.
    »Hier«, sagte Kaspar und beendete jede weitere Diskussion. Er stellte seine Packen ab und setzte sich.
    »Wo?«, sagte ich. Wir waren unter einem niedrigen Überhang, geschützt vor dem Wind und zum Teil auch vor dem Schnee, aber es war kaum das, was man als Unterkunft bezeichnen konnte. Trotzdem stellten alle anderen Mönche, einschließlich Josua, ihre Packen ab und setzten sich, nahmen ihre Meditationshaltung ein und hielten sich in der Mudra allumfassender Liebe bei den Händen (was komischerweise die gleiche Geste ist, die moderne Menschen für »okay« benutzen. Gibt einem doch zu denken.)
    »Hier können wir nicht bleiben. Hier ist kein hier«, sagte ich.
    »Genau«, sagte Kaspar. »Denk mal drüber nach.«
    Also setzte ich mich.

    Josua und den anderen schien die Kälte nichts anhaben zu können, und während sich auf meinen Wimpern und Kleidern Frost bildete, schmolz die dünne Schicht der Eiskristalle, mit denen der Boden und die Steine um die Männer bedeckt war, als brannte in den Mönchen Feuer. Sobald der Wind nachließ, sah ich, wie Dampf von Kaspar aufstieg, da sein nasses Gewand Feuchtigkeit in die kühle Luft abgab. Als Josua und ich seinerzeit mit dem Meditieren begonnen hatte, hatte man uns gelehrt, alles um uns herum hyperaufmerksam wahrzunehmen und mit allem in Verbindung zu treten, doch der Zustand, in dem sich meine Mitmönche nun befanden, war eine gewisse Trance, eine Trennung, eine Abkehr. Jeder von ihnen hatte ein geistiges Schutzzelt aufgebaut, in dem sie es sich bequem gemacht hatten, während ich buchstäblich erfror.
    »Josua, du musst mir hier mal helfen«, sagte ich, aber mein Freund zuckte mit keiner Wimper. Wäre da nicht sein steter Atem gewesen, hätte ich gedacht, er sei bereits erfroren. Ich klopfte ihm auf die Schulter, bekam aber nicht die leiseste Reaktion. Ich versuchte, jeden Einzelnen der vier anderen Mönche auf mich aufmerksam zu machen, doch auch sie schenkten meinem Drängen keinerlei Beachtung. Ich stieß sogar Kaspar so fest, dass es ihn umwarf, doch er verharrte in seiner sitzenden Haltung, wie eine vom Sockel gestürzte Buddhastatue. Sobald ich meine Gefährten berührte, fühlte ich, dass von ihnen Wärme ausging. Ich würde offensichtlich nicht mehr lernen, mich in eine solche Trance zu versetzen, um mein Leben retten zu können; also blieb mir nur, ihre Trance zu meinem Vorteil zu nutzen.
    Zuerst stapelte ich die Mönche zu einem großen Haufen, wobei ich mir Mühe gab, die Ellbogen und Knie aus den Augen und den Weichteilen zu halten, aus Respekt und im Geiste des unendlich barmherzigen Buddha und so weiter. Obwohl sie beeindruckende Wärme von sich gaben, stellte ich doch fest, dass ich nur eine Seite zurzeit wärmen konnte. Indem ich meine Freunde jedoch im Kreis aufbaute, nach außen gewandt, und mich dann in die Mitte setzte, konnte ich mir bald schon eine schützende Hülle schaffen und die Kälte vom Leib halten. Am liebsten hätte ich ein paar Mönche mehr gehabt, um aus ihnen ein kleines Dach zu bilden, das den Wind abhielt, aber Buddha sagt: »Leben heißt Leiden«, also habe ich gelitten. Nachdem ich mir etwas Tee auf dem Kopf von Mönch Nummer Sieben aufgewärmt und Kaspar eines der Reisrohre unter den Arm geklemmt hatte, bis es warm war, genehmigte ich mir ein hübsches Mahl und schlief mit vollem Magen ein.
    Ich wurde von einem Geräusch geweckt,

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