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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Palasttor ritten, schossen die Wachen fünf Pfeile ab, die je einen langen Funkenschweif über uns hinwegzogen, bis sie über der Straße explodierten. Wonnes letzter Abschiedsgruß, ein Tribut an die Freundschaft und das geheime Wissen, das wir miteinander teilten. Es jagte den Kamelen einen Heidenschrecken ein.

    Als wir eine Weile auf der Straße waren, fragte Josua: »Hast du dich von Vana verabschiedet?«
    »Ich wollte, aber als ich zum Stall kam, machte sie ihre Yogaübungen, und ich mochte sie nicht stören.«
    »Ist das wahr?«
    »Wirklich, sie saß in einer Stellung, die du ihr beigebracht hast.«
    Josua lächelte. Es konnte nicht schaden, wenn er es glaubte.
    Die Reise auf der Seidenstraße über die öde Hochebene dauerte über einen Monat und war eher ereignislos, abgesehen von einem Überfall durch eine Horde Banditen. Als ich die ersten beiden Speere fing, die sie nach mir geworfen hatten, und zurückwarf, wobei die beiden, die geworfen hatten, getroffen wurden, machten sie kehrt und flohen. Das Wetter war mild oder zumindest so mild, wie man es in einer lebensbedrohlichen, erbarmungslosen Wüste erwarten konnte, aber inzwischen waren Josua und ich so oft durch öde Landschaften gereist, dass es uns kaum noch etwas ausmachte. Kurz vor Antiochia peitschte ein Sandsturm auf uns ein, so dass wir zwei Tage zwischen unseren Kamelen kauerten, durch unsere Hemden atmen und uns jedes Mal, wenn wir etwas trinken wollten, den Dreck aus dem Gesicht wischen mussten. Der Sturm legte sich so weit, dass man reisen konnte. Wir befanden uns in einem veritablen Galopp durch die Straßen Antiochias, als Josua auf eine Herberge stieß, indem ihm deren Schild an die Stirn schlug. Er kippte rückwärts vom Kamel und saß auf der Straße. Blut lief über sein Gesicht.
    »Bist du schwer verletzt?«, fragte ich, als ich neben ihm kniete. Ich konnte im Staub der Straße kaum etwas erkennen.
    Josua betrachtete das Blut an seinen Händen, nachdem er sich an die Stirn gefasst hatte. »Ich weiß nicht. Tut nicht sehr weh, aber genau sagen kann ich es nicht.«
    »Gehen wir rein«, sagte ich, half ihm auf die Beine und durch die Tür der Herberge.
    »Tür zu«, rief der Wirt, als der Wind durch den Raum peitschte. »Seid ihr im Stall geboren?«
    »Ja«, sagte Josua.
    »Das stimmt«, sagte ich. »Allerdings mit Engeln auf dem Dach.«
    »Macht die verdammte Tür zu.«
    Ich ließ Josua eine Weile an der Tür sitzen, während ich hinausging und einen Unterstand für die Kamele suchte. Als ich wiederkam, wischte Josua sein Gesicht mit einem Leinentuch, das man ihm gegeben hatte. Ein paar Männer standen über ihn gebeugt, sie wollten helfen. Ich gab einem von ihnen das Tuch und untersuchte Joshs Wunden. »Du wirst es überleben. Eine dicke Beule und zwei Platzwunden, aber du wirst es überleben. Du kannst diese Sache mit der Heilung wohl nicht bei ...?«
    Josua schüttelte den Kopf.
    »He, seht Euch das an«, sagte einer der Reisenden, der Josua geholfen hatte, und hielt das Leinentuch hoch. Staub und Blut hatten ein Antlitz auf dem Tuch hinterlassen, sogar blutige Abdrücke seiner Hände, weil er sich an den Kopf gefasst hatte.
    »Darf ich es behalten?«, sagte der Mann. Er sprach Lateinisch, wenn auch mit seltsamem Akzent.
    »Klar«, sagte ich. »Wo seid Ihr Burschen her?«
    »Wir sind vom Stamme der Ligurier aus der Gegend nördlich von Rom. Eine Stadt am Flusse Po namens Turin. Habt Ihr schon davon gehört?«
    »Nein, hab ich nicht. Meinetwegen könnt Ihr mit dem Tuch machen, was Ihr wollt, aber draußen auf meinem Kamel habe ich ein paar erotische Zeichnungen aus dem Osten, die eines Tages einiges wert sein dürften. Ich könnte sie Euch zu einem fairen Preis überlassen.«
    Die Turiner machten sich auf den Weg und hielten ihren kläglichen Fetzen von dreckigem Tuch wie eine heilige Reliquie. Ignorante Hundesöhne. Die könnten echte Kunst nicht mal erkennen, wenn man sie daran festnageln würde. Ich bandagierte Josuas Wunden, und wir nahmen uns für die Nacht ein Zimmer in der Herberge.

    Am Morgen beschlossen wir, unsere Kamele zu behalten und den Landweg über Damaskus einzuschlagen. Als wir aus dem Stadttor von Damaskus kamen, um die letzte Etappe unseres Heimwegs anzutreten, begann Josua, sich Sorgen zu machen.
    »Ich bin noch nicht bereit, der Messias zu sein, Biff. Wenn man mich ruft, um unser Volk zu führen, wüsste ich nicht mal, wo ich anfangen sollte. Ich begreife, was ich lehren soll, aber noch fehlen mir die Worte.

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