Die Bibel nach Biff
wettergegerbter als Joshs, und insgesamt wirkte er muskulöser. Obwohl zwei Jahre jünger, sah er zehn Jahre älter aus als Josua.
Er legte seinen Hobel beiseite, trat ins Sonnenlicht und hob eine Hand, um seine Augen zu schützen.
»Josua?«
Josua klopfte seinem Kamel mit der langen Reitgerte in die Kniekehlen, und das Tier ließ ihn absteigen.
»Jakobus!« Josua stieg vom Kamel und ging zu seinem Bruder, breitete die Arme aus, als wollte er ihn umarmen, aber Jakobus wich zurück.
»Ich gehe und sage Mutter, dass ihr Lieblingssohn heimgekehrt ist.« Jakobus wandte sich ab, und ich sah, wie die Tränen buchstäblich aus Josuas Augen in den Staub tropften.
»Jakobus«, flehte Josua. »Ich wusste nichts davon. Wann denn?«
Jakobus wandte sich um und sah seinem Halbbruder in die Augen. Es sprach kein Mitgefühl aus seinem Blick, keine Trauer, nur Zorn. »Vor zwei Monaten, Josua. Josef ist vor zwei Monaten gestorben. Er hat nach dir gefragt.«
»Das wusste ich nicht«, sagte Josua - er hielt noch immer seine Arme für den Bruder ausgebreitet, der nicht kommen wollte.
»Geh rein. Mutter erwartet dich. Jeden Morgen fragt sie, ob heute der Tag gekommen ist, an dem du heimkehrst. Geh rein.«
Er wandte sich ab, als Josua an ihm vorbei ins Haus ging, dann blickte Jakobus auf und sah mich an. »Seine letzten Worte waren: >Sag dem Bastard, dass ich ihn liebe.<«
»Dem Bastard?«, sagte ich, während ich mein Kamel zu überreden versuchte, dass es mich absteigen ließ.
»So hat er Josua immer genannt. >Ich frage mich, was der Bastard treibt. Ich frage mich, wo der Bastard heute ist.< Ständig hat er nur von dem Bastard gesprochen. Und Mutter hat immer nur davon gejammert, wie Josua dies getan hat und wie Josua das getan hat, und was für großartige Dinge er vollbringen wird, sobald er wieder da ist. Die ganze Zeit musste ich auf meine Brüder und Schwestern aufpassen, mich um sie kümmern und für die Familie sorgen, als Vater krank wurde. Und was war der Dank? Ein freundliches Wort? Nein, ich habe nur Josuas Weg gepflastert. Du hast keine Ahnung, was es bedeutet, immer Nummer Zwei hinter Josua zu sein.«
»Ach was«, sagte ich. »Davon musst du mir bei Gelegenheit mal mehr erzählen«, sagte ich. »Sag Josh, wenn er mich braucht, bin ich drüben im Haus meines Vaters. Mein Vater lebt doch noch, oder?«
»Ja, und deine Mutter auch.«
»Oh, gut, ich möchte keinem meiner Brüder zumuten, mir die schmerzliche Nachricht überbringen zu müssen.« Ich drehte mich um und nahm mein Kamel mit.
»Geh mit Gott, Levi«, sagte Jakobus.
Ich wandte mich um: »Jakobus, es steht geschrieben: >Du hast ein Anrecht auf die Arbeit, doch nicht auf deren Früchte.<«
»Das habe ich noch nie gehört. Wo steht es geschrieben?«
»In der Bhagvad Gita, Jakobus. Das ist ein langes Gedicht über den Weg in die Schlacht, und dieser Kriegsgott sagt ihm, er soll sich keine Sorgen darum machen, dass er seine Verwandten in der Schlacht erschlägt, weil sie schon tot sind und sie es nur noch nicht wissen. Ich weiß gar nicht, wie ich jetzt darauf komme.«
Mein Vater umarmte mich, bis ich dachte, er hätte mir die Rippen gebrochen, dann reichte er mich an meine Mutter weiter, die das Gleiche tat, bis es schien, als käme sie wieder zu sich. Dann schlug sie auf meinen Kopf und meine Schultern ein, mit einer Sandale, die sie für eine Frau ihres Alters erstaunlich schnell und wendig vom Fuß gezogen hatte.
»Siebzehn Jahre bist du weg und konntest kein einziges Mal schreiben?«
»Du kannst doch gar nicht lesen.«
»Du konntest nicht mal Nachricht geben, Großmaul?«
Ich wehrte die Schläge ab, indem ich ihre Energie von mir ablenkte, wie ich es im Kloster gelernt hatte, und bald schon bezogen zwei kleine Jungen, die ich nicht kannte, die meisten Prügel. Ich warf meinem Vater einen Blick zu und zog meine Augenbrauen in die Höhe, als wollte ich sagen: Wer sind die Pimpfe da!
»Das sind deine Brüder Moses und Jafet«, sagte mein Vater.
»Moses ist sechs, und Jafet ist fünf.«
Die kleinen Burschen grinsten. Beiden fehlten Vorderzähne, vermutlich der zappelnden Harpyie zum Opfer gefallen, die ich mir gerade vom Leib hielt. Mein Vater strahlte, als wollte er sagen: Ich kann das Aquädukt noch immer bauen, ein kleines Rohr verlegen, wenn du verstehst, was ich meine.
Ich sah ihn düster an, als wollte ich sagen: Hör zu, ich fing schon an, meinen Respekt vor dir zu verlieren, nachdem ich rausgefunden hatte, was du tun musstest, um die
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