Die Bibel nach Biff
mit Josua sprach, in makellosem, akzentfreiem Aramäisch.
»Josua von Nazareth«, sagte der Römer. »Du erinnerst dich an mich?«
»Justus«, sagte Josua. »Aus Sephoris.«
»Gaius Justus Gallicus«, sagte der Soldat. »Inzwischen bin ich in Tiberias und nicht mehr Unterkommandant. Die Sechste Legion ist mein. Ich brauche deine Hilfe, Josua bar Josef von Nazareth.«
»Was kann ich tun?« Josua sah sich um. Sämtliche Apostel - außer Bartholomäus - hatten sich beim Herantreten des Römers davongeschlichen.
»Ich habe gesehen, wie du einen Toten hast auferstehen lassen. Ich habe von den Dingen gehört, die du überall in Galiläa vollbracht hast, die Heilungen, die Wunder. Ich habe einen kranken Diener. Er leidet unter einer Lähmung. Er bekommt kaum noch Luft, und ich kann ihn nicht leiden sehen. Ich bitte dich nicht, deinen Sabbat zu brechen, indem du mit mir nach Tiberias kommst, aber ich glaube, dass du ihn heilen kannst, sogar von hier aus.«
Justus sank vor Josua auf ein Knie, was ich von einem Römer bei einem Juden noch nie gesehen hatte, weder vorher, noch hinterher. »Dieser Mann ist mein Freund«, sagte er.
Josua berührte den Römer an der Schläfe, und wie bei so vielen anderen sah ich, dass die Furcht aus dem Gesicht des Soldaten wich.
»Du glaubst daran, drum sei es«, sagte Josua. »Es ist vollbracht. Steh auf, Gaius Justus Gallicus.«
Der Soldat lächelte, dann stand er auf und sah Josua in die Augen. »Ich hätte deinen Vater gekreuzigt, um den Mörder dieses Soldaten zu bekommen.«
»Ich weiß«, sagte Josua.
»Danke«, sagte Justus.
Der Zenturio setzte seinen Helm auf und erklomm sein Pferd. Dann sah er mich zum ersten Mal an. »Was ist aus der hübschen, kleinen Herzensbrecherin geworden, die ihr immer bei euch hattet?«
»Hat uns die Herzen gebrochen«, sagte ich.
Justus lachte. »Sei vorsichtig, Josua von Nazareth«, sagte er. Er riss sein Pferd an den Zügeln herum und ritt davon.
»Geh mit Gott«, sagte Josua.
»Gut, Josh, da hast du den Römern aber gezeigt, wie es ihnen ergeht, wenn das Reich Gottes kommt.«
»Halt den Mund, Biff.«
»Ach, dann hast du ihn getäuscht. Er kommt nach Hause, und sein Freund ist noch immer übel dran.« »Weißt du noch, was ich dir am Tor zu Kaspars Kloster gesagt habe, Biff? Dass ich - wenn jemand klopft - ihn einlassen würde?«
»Bah! Gleichnisse. Ich hasse Gleichnisse!«
Tiberias lag nur einen Stundenritt von Kapernaum entfernt, und so erreichte uns am Morgen die Nachricht aus der Garnison: Justus' Diener war geheilt. Bevor wir noch zu Ende gefrühstückt hatten, standen vier Pharisäer draußen vor Petrus' Haus und fragten nach Josua.
»Du hast am Sabbat eine Heilung durchgeführt?«, fragte der Älteste unter ihnen. Er hatte einen weißen Bart und seinen Schal und die Gebetsriemen um Unterarme und Stirn gelegt. (Was für ein Wichtigtuer. Klar, wir alle besaßen Gebetsriemen, jeder Junge bekam sie, wenn er dreizehn wurde, aber man tat, als hätte man sie nach ein paar Wochen schon verloren. Man trug sie nie. Ebenso hätte man ein Schild mit der Aufschrift »Hi, ich bin ein scheinheiliger Sack« herumtragen können. Das Ding um seine Stirn war ein faustgroßer Lederkasten, in dem sich Pergamente mit Gebeten befanden, und es sah aus, na ja, als hätte ihm jemand einen Lederkasten um die Stirn geschnallt. Muss ich mehr sagen?)
»Hübsche Gebetsriemen«, sagte ich.
Die Apostel lachten. Nathanael gab einen glaubwürdigen Eselsschrei von sich.
»Du hast den Sabbat gebrochen«, sagte der Pharisäer.
»Ich bin befugt«, sagte Josh. »Ich bin Gottes Sohn.«
»Oh, Scheiße«, sagte Philippus.
»Echt clever, sie langsam an den Gedanken zu gewöhnen, Josh«, sagte ich.
Am folgenden Sabbat betrat, während Josua predigte, ein Mann mit verkümmerter Hand die Synagoge, und nach der Predigt - unter den Augen von fünfzig Pharisäern, die sich in Kapernaum versammelt hatten, für den Fall, dass etwas in der Art geschehen sollte - erklärte Josua dem Mann, seine Sünden seien ihm vergeben. Darauf heilte er die verkümmerte Hand.
Wie Aasgeier standen sie am nächsten Morgen vor Petrus' Haus.
»Niemand außer Gott darf Sünden vergeben«, sagte der eine, den sie zu ihrem Sprecher auserkoren hatten.
»Wirklich?«, sagte Josua. »Also darf man jemandem, der sich gegen einen versündigt hat, nicht vergeben?«
»Niemand außer Gott.«
»Ich werde es mir merken«, sagte Josua. »Aber wenn Ihr nicht gekommen seid, die frohe Botschaft zu
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