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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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wir mit dem Rest der Mannschaft von Bord gingen, nahm uns Kapitän Titus am Landungssteg beiseite. Er hielt seine Hände hin, mit den Handflächen nach unten. Auch Josua und ich streckten die unseren aus, und Titus ließ die Münzen, die wir ihm für die Fahrt bezahlt hatten, hineinfallen. »Ich hätte ebenso ein paar Skorpione in Händen halten können, aber ihr zwei habt ohne Zögern zugegriffen.«
    »Es war ein fairer Preis«, sagte Josua. »Ihr müsst uns das Geld nicht wiedergeben.«
    »Fast hätte ich deinen Freund ertränkt. Tut mir Leid.«
    »Ihr habt gefragt, ob er schwimmen kann, bevor Ihr ihn geworfen habt. Er hatte eine Chance.«
    Ich sah Josua in die Augen, um sicherzugehen, ob es ein Scherz sein sollte, doch das war offenbar nicht der Fall.
    »Trotzdem«, sagte Titus.
    »Also bekommt Ihr eines Tages vielleicht auch eine Chance«, sagte Josua.
    »Eine denkbar geringe Chance«, fügte ich hinzu.
    Titus grinste mich an. »Folgt dem Hafen, bis er zum Fluss wird. Das ist der Orontes. Folgt seinem linken Ufer, und ihr seid bei Einbruch der Dunkelheit in Antiochia. Auf dem Markt findet ihr eine alte Frau, die Kräuter und Talismane verkauft. Ich weiß ihren Namen nicht mehr, aber sie hat nur ein Auge und trägt eine Tunika aus echtem Purpur. Sollte es in Antiochia einen Magier geben, weiß sie, wo er zu finden ist.«
    »Woher kennt Ihr diese alte Frau?«, fragte ich.
    »Ich kaufe mein Tigerpenispulver bei ihr.«
    Josua sah mich an, als könnte ich es ihm erklären. »Was?«, sagte ich. »Ich hatte nur ein paar Huren. Mit denen hab ich keine Rezepte getauscht.« Dann sah ich Titus an. »Hätte ich das tun sollen?«
    »Es ist für meine Knie«, sagte der Seemann. »Sie schmerzen, wenn es regnet.«
    Josua legte mir einen Arm um die Schulter und wollte mich mitnehmen. »Geh mit Gott, Titus«, sagte er.
    »Legt ein gutes Wort für mich beim Schwarzgeflügelten ein«, sagte Titus.
    Als wir dann im Gedränge der Händler und Seeleute am Hafen waren, sagte ich: »Du weißt, dass er uns das Geld zurückgegeben hat, weil er sich vor dem Engel fürchtet, oder?«
    »Und so hat seine Freundlichkeit sowohl seine Ängste zerstreut, als auch uns genützt«, sagte Josua. »Um so besser. Glaubst du, unsere Priester opfern die Lämmer zum Passahfest aus anderem Grund?«
    »Stimmt«, sagte ich ohne eine Ahnung, was das eine mit dem anderen zu tun haben sollte, und fragte mich noch immer, ob Tiger nicht etwas dagegen einzuwenden hatten, wenn ihre Penisse zerrieben wurden. (Verhindert wohl, dass sie sich wundscheuern, aber es muss ein gefährlicher Job sein.) »Lass uns die Oma suchen«, sagte ich.

    Das Ufer des Orontes war ein Strom von Leben und Farbe, Gestalten und Gerüchen, vom Hafen bis hinauf zum Marktplatz Antiochias. Es gab Menschen aller Größen und Hautfarben, ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte, manche barfüßig und in Lumpen, andere in teure Seide und das purpurrote Tuch gewandet, von dem es hieß, es sei mit dem Blut einer giftigen Schnecke gefärbt. Es gab Ochsenkarren, Tragsessel und Sänften, die von bis zu acht Sklaven bewegt wurden. Römische Soldaten zu Pferd und zu Fuß kontrollierten die Menge, während Seeleute aus einem Dutzend Ländern sich an Trunk und Lärm und dem Gefühl, festen Boden unter ihren Füßen zu haben, gütlich taten. Kaufleute und Bettler und Händler und Huren hetzten jeder Münze nach, während selbst ernannte Propheten Dogmen vom Stapel ließen und dabei auf Ankerpfählen standen, an denen den ganzen Fluss entlang Schiffe vertäut lagen. Heilige Männer reihten sich aneinander und predigten wie lautstarke, griechische Säulen. Rauch stieg blau und wohlriechend über dem Menschenstrom auf, brachte den Duft von Gewürzen und von Öl in den Pfannen der Buden, in denen Männer und Frauen ihre Speisen mit unheimlichen, rhythmischen Gesängen feilboten, die sich im Vorübergehen allesamt vermischten - als reichte einer sein Lied dem Nächsten weiter, so dass keine Sekunde Stille herrschte. Das Ganze glich der Pilgerschlange an einem Feiertag auf dem Weg nach Jerusalem, nur gab es dort nicht so viele Farben, keinen solchen Lärm, keine solche Aufregung.
    Wir blieben an einem Stand stehen und kauften bei einem runzligen, alten Mann, der einen gegerbten Vogelkadaver als Hut trug, einen schwarzen Trunk. Er zeigte uns, wie er diesen Trunk aus den Samen von Beeren bereitete, die erst geröstet, dann zu Pulver zerrieben und schließlich mit kochendem Wasser vermischt wurden. Wir verstanden

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