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Die Bibel Verstehen

Die Bibel Verstehen

Titel: Die Bibel Verstehen
Autoren: Anselm Gruen
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Trostbuch werden.

23
EZECHIEL: VISIONEN DES LEBENS MIT GOTT
     
    Der Prophet Ezechiel wurde im Jahre 597 vor Christus mit vielen Juden in die Verbannung nach Babylon verschleppt. Im Exil wurde er von Gott zum Propheten berufen (Ez 2,1–7). Gott übergibt ihm eine Buchrolle zum Essen. Er soll die Worte dieser Buchrolle so verinnerlichen, dass die Worte, die Gott ihm aufträgt, aus seinem Inneren strömen.
    Der Prophet nimmt den Verbannten die falsche Hoffnung, dass sie schon bald wieder in die Heimat zurückkehren können. Im Jahre 586 wird Jerusalem zerstört. Damit ist die Hoffnung auf baldige Rückkehr zunichte geworden. Jetzt, da die äußere Situation voller Unheil ist, darf der Prophet im Auftrag Gottes dem Volk Heil verkünden. Gott wird in das Schicksal des Volkes eingreifen und es retten. Der Tempel wird wieder aufgebaut werden. Um den Tempel herum wird ein neues Volk entstehen. Aus dem Tempel wird eine Quelle sprudeln, die das ganze Land befruchtet. Vom Tempel wird das Heil ausgehen.
    Das Johannesevangelium sieht in dieser Tempelquelle, die das ungesunde salzige Wasser gesund und genießbar macht, ein Vorbild für die Quelle, die aus der Seite Jesu zu uns strömt. Jesu Leib ist der wahre Tempel. Aus ihm strömt uns der Heilige Geist entgegen und verwandelt und reinigt alles Getrübteund Vergiftete in uns, damit Gottes Leben in uns zur Blüte kommen kann.
    Ezechiel hat immer wieder Visionen. Er wird von Gottes Hand entrückt und darf wunderbare Dinge schauen. Was er sieht, das verkündet er. Mit seinen Visionen ermutigt er uns, den eigenen Visionen zu glauben, den Träumen der Nacht und den inneren Bildern, die manchmal bei der Meditation aufsteigen. Gott selbst wirkt in solchen Bildern und zeigt uns, was neben dem Vordergründigen auch noch in uns und unserer Welt möglich ist.
    Der Prophet bekommt ein paar Mal von Gott den Auftrag, symbolische Handlungen auszuführen. Er muss sich einen Lehmziegel holen und ihn vor sich hinlegen als Bild für die Belagerung Jerusalems. Durch Zeichen muss er den Israeliten deutlich machen, was Gott an ihm tun wird. Berühmt ist die Vision von der Auferweckung der verdorrten Totengebeine (Ez 37,1–28).
    Diese Verheißung erfüllt sich an Pfingsten. Da wird der Geist Gottes ausgegossen auf die Menschen, die in sich tot und verdorrt sind, ausgestreut und ausgetrocknet. Der Mensch hat seine Lebendigkeit verloren. Er hat seine Mitte verloren. So fällt alles in ihm auseinander. Wenn Gottes Geist in die zerstreuten und verdorrten Gebeine fährt, dann werden sie lebendig. Das ist Vorbild der Auferstehung Jesu Christi, die durch die Geistaussendung an Pfingsten auch an uns Wirklichkeit wird.

24
DANIEL UND DAS ZWÖLFPROPHETENBUCH
     
    Vor der Sammlung der zwölf Propheten steht das Buch Daniel mit den berühmten Erzählungen von den drei Jünglingen im Feuerofen und von Daniel, der in die Löwengrube geworfen wird. Es sind Bilder, wie Gottes Engel auch zu uns in den Feuerofen unserer Leidenschaften steigen und uns vor dem Feuer bewahrt. Und der Engel ist bei uns, wenn die Löwen unserer Aggressionen uns zu zerreißen drohen. Er verschließt die Zähne der Löwen.
    Im Buch der zwölf Propheten wurden Texte verschiedener Propheten gesammelt, die im Zeitraum von 780 bis etwa 350 vor Christus im Nordreich Israel und im Südreich Juda gewirkt haben.
    Hosea wirkte im Nordreich unter der Herrschaft Jerobeams II., der das Reich zu einer politischen und wirtschaftlichen Blüte führte. Doch diese Blüte war erkauft durch die Vermischung der
JHWH
-Religion mit dem Baalskult. Hosea wendet sich vor allem gegen die Untreue des Volkes J
HWH
gegenüber. Hosea ist der erste Prophet, der die Zuwendung Gottes zu seinem Volk mit dem Wort «lieben» bezeichnet. Im elften Kapitel schildert er in wunderbaren Bildern Gottes zärtliche Liebe. Matthäus zitiert zweimal das Wort aus Hosea 6,6: «Barmherzigkeit (Liebe) will ich, nicht Schlachtopfer.»
    Der Prophet Amos, der etwa zur gleichen Zeitwirkte, hat vor allem die gesellschaftliche Ungerechtigkeit im Blick. Der Reichtum ist erkauft durch Verachtung der Armen. Der Glaube an den Gott Israels hat auch eine politische und soziale Dimension. Seit Ernst Bloch, dem atheistischen Philosophen, wurde Amos zum beliebtesten Verkünder sozialer Gerechtigkeit.
    Gerne wird nicht nur von Christen das Buch Jona gelesen. Jona ist der widerspenstige Prophet, der es nicht vertragen kann, dass Gott seine Barmherzigkeit auch der verhassten Stadt Ninive zuwendet. Er
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