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Die Bibel Verstehen

Die Bibel Verstehen

Titel: Die Bibel Verstehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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dieser Gottesknechtlieder, dass das Leiden und Sterben Jesu gottgemäß waren, ja dass darin Gottes heilendes Wirken an uns Menschen zur Vollendung kam. Zunächst war der gewaltsame Tod Jesu am Kreuz für die Jünger ein Schock, den sie nicht einordnen konnten. Erst die Meditation der prophetischenTexte öffnete ihnen die Augen für das Wirken Gottes in der Passion Jesu.
    Die Kapitel 56 bis 66 rechnen die Exegeten dem sogenannten Tritojesaja (Dritten Jesaja) zu. Die Texte dieses letzten Teils richten sich an die aus dem Exil Heimgekehrten. Es sind wunderbare Verheißungen, die uns hier überliefert werden. Aber der Prophet mahnt das Volk auch, Gottes Willen zu erfüllen. Und er droht ihm Unheil an, wenn es sich nach der glücklichen Rückkehr wieder von Gott abwendet und seine Gebote vernachlässigt. Im Kapitel 58 beschreibt der Prophet die wahre Frömmigkeit. Sie erschöpft sich nicht in äußerem Fasten, sondern in einem Fasten, wie Gott es liebt: «ungerechte Fesseln öffnen und des Joches Stricke lösen, … dein Brot dem Hungrigen brechen und arme Obdachlose aufnehmen in dein Haus» (Jes 58,6f). Spiritualität ohne die soziale Verantwortung ist wertlos.
    Das Buch schließt mit der Beschreibung der Endzeit (Kapitel 66). Gott wird einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen. Dort wird die Herrlichkeit Gottes für alle sichtbar erstrahlen. Gerechtigkeit und Recht werden herrschen, und die Menschen werden gemeinsam Gott, den Herrn, anbeten und ihn preisen.
    Wenn ich die prophetischen Texte aus dem Buch Jesaja in der Advents- und Weihnachtszeit oder aber in der Passionszeit höre, dann denke ich nicht darüber nach, sondern ich lasse sie einfach ins Herz fallen. Ich horche in mich hinein, was sie in mir auslösen. Und ich spüre, dass sie mich in eine andere Dimension hineinführen. Sie lassen mich erahnen, dass Gott alles in mir und um mich herum verwandeln wird, dass die ganze Welt voll sein wird von seiner Herrlichkeit und Liebe.
    Manchmal kommen natürlich die Zweifel, ob das nicht alles zu schön ist, um wahr zu sein. Doch dann traue ich einfach den Worten. Und ich spüre, wie die Worte in mir und um mich herum eine neue Wirklichkeit schaffen. Die Tatsache, dass solche Worte erklingen, verwandelt schon die Welt.
    Wenn ich die prophetischen Worte meditiere, entdecke ich meine wahren Möglichkeiten, und ich bekomme Hoffnung für diese Welt, die trotz aller Finsternis in Gottes guten Händen ist. Und Gottes Hände vermögen das Unmögliche möglich zu machen.
     
     

I
     
m Todesjahr des Königs Usija sah ich den Herrn auf einem hohen und erhabenen Thron sitzen; seine Schleppe füllte das Heiligtum. Serafim standen vor ihm; jeder hatte sechs Flügel. Mit zweien bedeckte er sein Angesicht, mit zweien bedeckte er seine Füße, und mit zweien flog er. Und immerfort rief einer dem anderen zu:
    Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen, die ganze Erde ist voll seiner Herrlichkeit.
    Von der Stimme der Rufenden erbebten die Türschwellen und der Tempel füllte sich mit Rauch. Da sprach ich: Wehe mir, ich bin verloren. Denn ich binein Mann mit unreinen Lippen und wohne unter einem Volk mit unreinen Lippen und meine Augen haben den König, den Herrn der Heerscharen, geschaut!
    Da schwebte einer der Serafim auf mich zu, eine glühende Kohle in seiner Hand, die er mit einer Zange vom Altar genommen hatte. Er berührte damit meinen Mund und sprach: Siehe, dies hat deine Lippen berührt. Deine Schuld ist weggenommen und deine Sünde getilgt.
    Dann hörte ich die Stimme des Herrn, der sprach: Wen soll ich senden? Wer wird für uns gehen?
    Da antwortete ich: Hier bin ich, sende mich!
    JESAJA 6,1–8

22
JEREMIA: GOTTES GESETZ UND HERZ IM MENSCHEN
     
    Bei keinem Propheten können wir ein so persönliches Bild zeichnen wie bei Jeremia. Er öffnet uns selber sein Herz, wenn er in den Bekenntnissen (Konfessionen) seine ganze Bitterkeit herausschreit, wenn er mit Gott hadert, weil er mit seiner prophetischen Aufgabe keinen Erfolg hat, weil die Menschen ihn ablehnen.
    Jeremia erfährt als junger Mann im Jahre 628 vor Christus seine Berufung. Unter dem frommen König Joschija kämpft er zunächst gegen die sittlichen Missstände, wie sie unter dem Vorgänger Manasse eingerissen waren. Joschija hört auf ihn und führt eine große Reform durch. Doch Joschija fällt 609 in der Schlacht von Megiddo. Sein Nachfolger Jojakim macht die Reformen rückgängig. Nun tritt Jeremia auf und kämpft leidenschaftlich gegen die

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