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Die Bibel Verstehen

Die Bibel Verstehen

Titel: Die Bibel Verstehen
Autoren: Anselm Gruen
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den Wolken des Himmels eine Gestalt wie ein Menschensohn; er gelangte bis zu dem Hochbetagten und wurde vor ihn geführt. Ihm wurde Macht, Herrlichkeit und Königsherrschaft verliehen. Sein Königtum geht niemals unter.
    AUS DANIEL 7

 

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DAS EVANGELIUM NACH MATTHÄUS
     
    Matthäus hat sein Evangelium etwa um das Jahr 80 nach Christus geschrieben. Er wendet sich an Judenchristen. Er erzählt die Geschichte Jesu, um die kirchlichen Gemeinden in ihrer Situation zu stärken und zu festigen. Er legt die Worte Jesu so aus, dass sie konkrete Weisung für die Christen in ihren Gemeinden sind. Matthäus hat nicht so sehr den Einzelnen, sondern die Gemeinde im Blick. So gilt das Matthäusevangelium als das kirchliche Evangelium. In der frühen Kirche wurde es von allen vier Evangelien am meisten gelesen und beachtet. Es gibt auch der heutigen Kirche Weisung, wie sie in ihrem Miteinander Christi Geist widerspiegeln und als Gemeinschaft für Christus Zeugnis ablegen kann.
    Matthäus versteht Jesus als den neuen Mose, der das neue Gesetz gibt, das den Menschen ein Leben in Frieden und Eintracht ermöglicht. In Parallele zu den fünf Büchern Mose hat Matthäus fünf große Reden Jesu zusammengefasst. Die größte und bekannteste Rede ist dabei die Bergpredigt (Mt 5,1–7,29). In ihr zeigt Jesus den wahren Willen Gottes. Für viele ist die Bergpredigt eine Überforderung. Aber sie ist Ausdruck einer neuen Erfahrung, der Erfahrung, dass wir Söhne und TöchterGottes sind. Wenn uns das aufgegangen ist, dann sind wir auch fähig zu einem neuen Verhalten. In der Mitte der Bergpredigt steht das Vaterunser. Die Weisungen der Bergpredigt entsprechen den Vaterunserbitten. Das zeigt, dass Gebet und Handeln, ora et labora, Mystik und Politik zusammengehören. Wer im Gebet Gott als seinen Vater erfährt, der wird auch in den Menschen seine Brüder und Schwestern erkennen. Für den gibt es keine Feinde, die vom Wohlwollen Gottes und von seiner eigenen Liebe ausgeschlossen sind. Der muss um sein Recht kämpfen, weil er sich als Sohn und Tochter Gottes in seiner unantastbaren Würde angenommen weiß.
    Matthäus erzählt uns als erster Evangelist die Geburtsgeschichte Jesu (Mt 1,18–2,23). Er schildert uns die Geburt Jesu aus dem Blickwinkel Josefs. Der neutestamentliche Josef ist ähnlich wie sein alttestamentliches Vorbild einer, der auf die Träume hört. Gott gibt ihm seine Weisungen im Traum. Jesus erscheint aber nicht nur in Israel, sondern der ganzen Welt. Magier kommen aus dem Osten, um dem neugeborenen König der Juden zu huldigen. Der König Herodes erschrickt. Das hilflose Kind, das Gott dem Volk geschenkt hat, gefährdet seine Herrschaft. Josef nimmt Maria und das Kind und flieht nach Ägypten. Jesus übernimmt nicht nur die Weisheit Israels, sondern auch die Weisheit Ägyptens und damit der ganzen Welt. In ihm schenkt Gott den Menschen einen neuen Lehrer, einen, der sie zum wahren Leben anzuleiten vermag.
    Jesus gewinnt Jünger für sich. In der Jüngerschaft sieht Matthäus das Wesen des Christentums. Es geht ihm nicht mehr um die Frage, wie wir Jünger Jesu werden können, sondern wie wir unsere Jüngerschaft bewähren. Alles, was Matthäus über die Jünger schreibt, ist immer schon Urbild, Typos, für uns und unser Verhalten. Die große Bedrohung der Jünger ist nicht so sehr der Unglaube, sondern vielmehr der Kleinglaube. Jesus beruft in seine Jüngerschaft nicht nur Gerechte, sondern auch Sünder, wie den Zöllner Matthäus (Mt 9,9–13). Aus den Jüngern wählt er zwölf Apostel aus. Ihnen gibt er die Vollmacht, «die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu heilen» (Mt 10,1). Sie sollen das heilende Wirken Jesu in die Welt hinaustragen (Mt 10,1–16). Die Kirche hat von Jesus einen Heilungsauftrag erhalten. Sie hat ihn lange Zeit vernachlässigt. So ist die Kirche heute herausgefordert, in ihrer Botschaft und in ihrem Sein einen Raum zu schaffen, in dem Menschen heil und gesund werden können.
    Matthäus erzählt uns viele Gleichnisse, nicht nur das Gleichnis vom Sämann (Mt 13,1–23), das er aus dem Markusevangelium übernommen hat, sondern viele Sondergleichnisse. Da ist das Gleichnis vom unbarmherzigen Schuldner. Durch die Gegenüberstellung der großen Schuld von zehntausend Talenten (etwa 20 Millionen Euro) und der geringen Schuld, die ein anderer ihm schuldet (hundert Denare, etwa 40 Euro), will uns Jesus zeigen, dass Vergebung nicht eine Leistung ist, sondern selbstverständlicheAntwort
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