Die Bibel - Wissen auf einen Blick
des venezianischen Malers Jacopo Robusti, genannt Tintoretto, wirken häufig wie Bühneninszenierungen. Das gilt auch für „Joseph und Potiphars Frau“ (um 1544). Die nackte Schöne liegt malerisch ausgebreitet auf einem Bett und zupft eher nachlässig am Umhang eines erschrockenen jungen Mannes.
Arroganter Träumer
Josephs Geschichte (Gen 37,1 ff.) beginnt in Kanaan. Er ist der Liebling seines Vaters, macht sich allerdings bei seinen zehn älteren Brüdern unbeliebt, weil er gegenüber dem Vater schlecht über sie spricht und Gerüchte über sie verbreitet. Eines Tages träumt er dann auch noch, dass er und seine Brüder Garben binden und die Garben seiner Brüder sich vor der von ihm gebundenen verneigen. Für diese Prahlereien weist ihn selbst sein Vater zurecht. Jahre später – er ist inzwischen siebzehn – schickt ihn sein Vater zu den Brüdern, die weit entfernt die Ziegen weiden. Als sie den „Träumer“ kommen sehen, beschließen sie, den ungeliebten Bruder zu töten. Nur der älteste, Ruben, versucht ein Blutvergießen zu verhindern, indem er vorschlägt, Joseph in eine Zisterne zu werfen. Insgeheim hegt er den Plan, den jüngeren Bruder später zu befreien. Doch die anderen Brüder hatten Joseph schon an eine Karawane aus Midian verkauft. Dem Vater legen sie sein mit Ziegenblut beschmiertes Gewand vor und erzählen ihm, er sei von wilden Tieren zerrissen worden.
Die intrigante Frau
Die Händler aus Midian ziehen nach Ägypten, wo sie Joseph an Potiphar verkaufen, den Obersten der Leibwache des Pharao. Dort gehtes ihm zunächst nicht schlecht. „Der Herr aber war mit Joseph“, erklärt der Genesis-Erzähler. Alles, was Joseph im Dienst seines Herrn tut, gelingt ihm. Er steigt vom Leibdiener zum Verwalter von Potiphars Besitz auf. Der, so heißt es, überließ Joseph alles und kümmerte sich nur noch um die Speisen, die er aß.
Jakob und seine Frauen
Joseph kam aus einer problematischen Familie. Sein Vater Jakob hatte sich in seine Cousine Rachel verliebt, seinem geizigen Onkel Laban sieben Jahre dafür Dienste geleistet und bekam in der Hochzeitsnacht deren ältere Schwester Lea mit den „matten Augen“ untergeschoben. Zwar durfte er Rachel gegen weitere sieben Jahre Dienst doch noch heiraten, aber die ungeliebte Lea konnte er nicht loswerden. Gott, so erzählt das Buch Genesis, habe dafür Lea den Mutterschoß geöffnet, Rachel aber nicht. Während Lea einen Sohn nach dem anderen bekommt, geht Rachel in ihrer Verzweiflung so weit, ihrem Mann ihre Leibmagd als Stellvertreterin anzudienen. Erst spät bekommt auch sie noch zwei Söhne: Joseph und den sehr viel jüngeren Benjamin.
Irgendwann jedoch macht die Frau des Potiphar dem hübschen Joseph unmissverständlich Avancen. Er weigert sich mit dem Verweis auf das Vertrauen seines Herrn. Trotzdem bedrängt ihn die Frau nun ständig. Eines Tages kommt Joseph von der Arbeit heim und niemand außer der Hausherrin ist anwesend. Diese wird zudringlich und greift nach seinen Kleidern. Joseph weiß sich nicht anders zu helfen, als aus seinem Gewand zu schlüpfen und ins Freie zu fliehen. Das jedoch nützt ihm nichts. Die Frau ruft ihre Angestellten zusammen und behauptet, der Sklave sei zudringlich geworden und auf ihr Schreien hin geflohen. Gleiches erzählt sie ihrem Mann. Der wird zornig und lässt Joseph ins Gefängnis werfen.
Für die Scuola della Trinita, eine religiöse Wohlfahrtseinrichtung in Venedig, malte Tintoretto (1518–1594) das Aufeinandertreffen von Joseph und Potiphars Weib. Das Bild (Öl auf Leinwand) befindet sich heute im Museum del Prado in Madrid.
(c) Interfoto München
Die Traumdeutungen
(Unbekannter Künstler, Joseph im Gefängnis, 19. Jh.)
Der Herr, so heißt es in der Bibel (Gen 39,21), bleibt auch im Gefängnis bei Joseph. Und dieser ist beliebt bei den Mitgefangenen und der Oberaufseher macht es bald wie Potiphar (siehe S. 42) – er legt die ganze Verwaltung in die Hände des geschickten hebräischen Sklaven. Doch Joseph hat noch mehr Glück, denn zwei Männer von hohem Rang werden ins Gefängnis geworfen. Dieses Ereignis zeigt das Bild, das im Umfeld der Künstlergruppierung der so genannten Nazarener entstand.
Brot und Reben
Die beiden sind der Mundschenk und der Bäcker des Pharao, die sich gegen ihren Herrn vergangen haben. Eines Tages stellt Joseph fest, dass die beiden sehr missmutig drein blicken. Er fragt sie nach dem Grund, worauf sie ihm erzählen, dass sie sehr rätselhafte Träume gehabt hätten, die
Weitere Kostenlose Bücher