Die Bibel - Wissen auf einen Blick
Gott und den Israeliten. Anschließend sei er mit Aaron, zweien seiner Söhne und 70 der Ältesten wieder auf den Berg gestiegen, wo alle Gott schauten.
Daraufhin bleibt der Sinai sechs Tage von einer Wolke verhüllt. Am siebten Tag aber weist Gott Moses an, mit seinem Diener Josua auf den Berg zu kommen. Moses bleibt diesmal 40 Tage und Nächte. Die Anweisungen, die Gott ihm gibt, füllen mehrere Seiten in der Bibel. Moses soll eine Lade aus vergoldetem Akazienholz herstellen und einen kostbaren Zelttempel. Jedes Detail wird genau beschrieben. Gott fordert außerdem, dass Aaron und seine Söhne Priester werden. Ihre Gewänder und die Opferriten, die sie ausführen sollen, werden bis ins Kleinste festgelegt. Am Ende der Rede erhält Moses zwei Steintafeln, die beidseitig „mit dem Finger Gottes beschrieben waren“. Sie sollen in der Lade des Bundes aufbewahrt werden. Welche Gesetze jedoch darauf stehen – die Zehn Gebote oder alles, was auf dem Sinai gesagt wurde – ist dem biblischen Text nicht zu entnehmen.
Michelangelos (1475–1564) Moses sollte ursprünglich eine Seitenfigur im zweiten Stock eines päpstlichen Grabmonumentes werden. Heute ist die Skulptur in der Kirche San Pietro in Vincoli in Rom aufgestellt.
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Affront gegen Gott und seinen Propheten
(Raffael, Anbetung des Goldenen Kalbes, 1518–1519)
Viele von Raffaels berühmtesten Gemälden finden sich nicht auf Leinwand, sondern auf den Wänden der päpstlichen Gemächer. Von 1509 bis 1517 schmückte er vier Privaträume des Papstes Julius II., die so genannten Stanzen (italienisch: stanze = Zimmer) mit Fresken aus. Danach versah er die Wände zweier Loggien mit Fresken aus dem Alten Testament. Die Geschichte des Moses ist dabei in auffallenden Pastellfarben gehalten. Der wütende Moses, der die Gesetzestafeln zerschmettert, droht gegenüber der Idylle um das goldene Kälbchen fast unterzugehen.
Das wankelmütige Volk
Im Buch Exodus stehen die ständigen Wunder und Zeichen, die Gott durch Moses wirkt, in krassem Gegensatz zu der Reaktion des Volkes, das sich immer wieder ganz schnell hilflos und verlassen vorkommt. So ist es auch, als Moses auf dem Sinai 40 Tage und Nächte lang Baupläne und Opfervorschriften entgegennimmt. Die Israeliten haben Zweifel, dass sie ihren Anführer je wieder zu Gesicht bekommen und bedrängen seinen Bruder Aaron, ihnen sichtbare Götter zu schaffen (Ex 32,1 f.). Aaron befiehlt daraufhin den Israeliten, die goldenen Ohrringe ihrer Frauen und Kinder einzusammeln und lässt daraus ein goldenes Kalb gießen, das das Volk zu seinem Gott erklärt, der es aus Ägypten geführt habe. Aaron errichtet auch einen Altar und lässt ein Fest ausrichten, das mit Opfern beginnt und in ein allgemeines, fröhliches Schmausen übergeht.
Der Zorn des Moses
Gott bleibt das Treiben natürlich nicht verborgen. Er sendet Moses, um dem Volk seinen Zorn zu verkünden. Auf dem Berg Sinai legt Moses noch Fürbitte für die Israeliten ein, als er jedoch im Lager angekommen ist und das Treiben sieht, zerschmettert er voller Wut die Gesetzestafeln. Dann wirft er das Kalb ins Feuer, zermahlt die Überreste zu Staub und zwingt die Menschen, diese mit Wasser vermischt, zu trinken. Er stellt auch Aaron zur Rede, der sich jedoch mit der Zügellosigkeit des Volkes entschuldigt, das ihn bedrängt habe. Daraufhin lässt Moses die Leviten, seinen eigenen Stamm, 3000 der Israeliten abschlachten. Am nächsten Tag steigt er wieder auf den Berg und bittet Gott, dem verbleibenden Volk seine Schuld zu vergeben. Gott antwortet, Moses solle sein Volk nach Kanaan bringen. Gott zitiert ihn mit nochmals zwei Steintafeln ein weiteres Mal auf den Berg. Dort gibt er ihm zehn weitere religiöse Gebote, die von den meisten Juden bis heute als grundlegend für ihren Glauben angesehen werden wie zum Beispiel sich kein Götterbild aus Gussmetall zu machen, alle männlichen Erstgeborenen dem Herrn zu weihen, alles Männliche zu beschneiden, Fleisch und Milch nicht zu vermischen und kein Opferblut mit gesäuertem Brot darzubringen. Wieder verbringt Moses 40 Tage und Nächte auf dem Sinai und fastet, während Gott die Tafeln beschreibt.
Der gehörnte Moses
Auch bei der Skulptur Michelangelos in San Pietro in Vincoli in Rom (siehe S. 61), trägt Moses zwei kleine Hörner und ähnelt so einem Teufel oder Satyr. Diese Darstellung geht auf einen Übersetzungsfehler des heiligen Hieronymus zurück. Die Bibel schreibt, als Moses mit dem zweiten Satz Tafeln
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