Die Bibel - Wissen auf einen Blick
vom Berg kommt, sei sein Gesicht „queren“ geworden. Dieses hebräische Wort bedeutet zum einen „strahlend“ und zum anderen „gehörnt“. Hieronymus jedoch kannte offenbar nur die zweite Bedeutung.
Die „Anbetung des Goldenen Kalbes“ ist eines von 52 alttestamentarischen Fresken, mit denen Raffael (um 1483–1520) und seine Schüler die päpstlichen Gemächer ausmalten.
(c) akg, Berlin
Posaunen lassen Mauern brechen
(Psalter des heiligen Ludwig, Der Kampf um Jericho, um 1256–1270)
Viele Maler versetzten biblische Szenen in die Umgebung ihrer Zeit, doch auf wenigen mittelalterlichen Miniaturen ist dies so extrem verwirklicht wie auf den Bildern aus dem Psalter von König Ludwig IX. Der Sturm auf Jericho findet in zeitgenössischen Ritterrüstungen statt, die jüdischen Priester tragen spitze, gelbe Hüte, wie sie den Juden des Mittelalters 1215 vom päpstlichen Lateralkonzil aufgezwungen worden waren, und alles ist von feinster gotischer Architektur umgeben.
Die Hilfe der Hure
Der Kampf um Jericho ist das zentrale Ereignis im biblischen Buch Josua, das den fünf Büchern Mose folgt. Moses, so heißt es, habe zwar das Volk Israel aus Ägypten herausgeführt, aber das verheißene Land Kanaan selbst nicht betreten. Er stirbt im Land Moab, dem heutigen Jordanien, auf dem Berg Nebo. Sein Nachfolger als Führer der Israeliten wird sein Diener Josua. Der macht sich sofort daran, Jericho zu erobern, jene Stadt, die an einer Furt über den Jordan eine Art Tor zum verheißenen Land darstellt. Er sendet zwei Kundschafter aus, die im Haus einer Dirne namens Rahab einkehren. Die Bibel berichtet weiter, dass dem König dies nicht unbemerkt blieb und er Rahab aufgefordert habe, die Männer herauszugeben. Sie jedoch hat von Wundern wie dem Durchzug durch das Schilfmeer gehört und ist sich deshalb sicher, dass Gott den Israeliten Kanaan übergeben wird. Sie seilt die beiden Kundschafter heimlich an der Stadtmauer ab, lässt sich aber zuvor das Versprechen geben, sie und ihre Familie bei der Eroberung der Stadt zu verschonen.
Josua versetzt unterdessen das Land in Aufregung, indem er mit seinem ganzen Heer und der Bundeslade trockenen Fußes durch den Jordan zieht – ganz ähnlich wie Moses durch das Schilfmeer.
Jericho
Das historische Jericho wird gerne als die älteste Stadt der Welt angesehen. Auf jeden Fall ist sie eine der frühesten. Beim Hügel Tell es-Sultan, einige Kilometer vom heutigen Stadtzentrum Jerichos entfernt, wurden Ruinen ausgegraben, die mindestens 11 000 Jahre alt sind. Dabei stellte man fest, dass die Stadt schon um 8000 v. Chr. einen beeindruckend hohen Steinturm hatte und früher tatsächlich von Mauern aus Stein und Lehmziegeln umgeben war, die wohl zwischen 1600 und 1400 v. Chr. zerstört worden sind – einige Jahrhunderte früher als die meisten Archäologen die Einwanderung der Israeliten in Palästina ansetzen.
Die Macht der Widderhörner
Als Josua die zu erobernde Stadt aus der Ferne betrachtet, begegnet er einem Mann mit gezücktem Schwert. Josua fragt ihn, ob er zu ihm oder den Feinden gehöre, woraufhin der Mann erwidert, er sei ein Engel und der Anführer des Kriegsheeres des Herrn. Er gibt Josua die Anweisung, die gut befestigte Stadt sieben Tage lang mit seinem Heer, der Bundeslade und sieben Priestern mit Widderhornposaunen je siebenmal zu umkreisen. Am siebten Tag jedoch sollen die Priester in ihre Hörner blasen und das ganze Heer dazu laut schreien. Josua tut wie geheißen. Als die Priester dann am siebten Tag in ihre Hörner blasen und alle Soldaten losschreien, stürzen die wehrhaften Mauern Jerichos in sich zusammen. Die Soldaten dringen in die Stadt ein und töten alle, wie Josua es ihnen befohlen hat. Die einzigen Überlebenden sind Rahab und ihre Familie, die von den beiden Kundschaftern gerettet werden. Nach der Einnahme verflucht Josua die Stadt: Wenn je jemand sie wieder aufbaue, dann soll der Bau des Fundamentes seinen ältesten Sohn das Leben kosten, die Errichtung der Tore aber seinen jüngsten.
Die Pariser Werkstatt, die das Psalter Ludwigs IX. anfertigte, stellte den Psalmentexten 78 ganzseitige Miniaturen mit Szenen aus dem Alten Testament voran. Die Eroberung Jerichos wird ungewöhnlich breit dargestellt – verständlich, wenn man weiß, dass der Auftraggeber an zwei Kreuzzügen teilnahm.
(c) twinbooks, München
Wilder Held und heimtückische Frau
(nach Anthonis van Dyck, Samson und Delila, 17. Jh.)
Der von seinen Feinden umgebene, arglos im Schoß
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