Die Bibel
väterlichen Segen bringt. Isaak, alt und blind, bittet Esau, ein Wild zu erlegen, damit Isaak, bevor er stirbt, noch einmal ein Wildgericht essen und dann Esau segnen kann.
Rebekka hat es mitgehört. Als Esau fortgeht zur Jagd, stiftet sie Jakob an, zwei Ziegenböcklein zu schlachten. Davon wolle sie Isaak ein schmackhaftes Gericht zubereiten. Jakob solle es auftischen und sich als Esau ausgeben, damit der blinde Isaak ihn, Jakob, segne.
Jakob wendet ein, der Betrug könne auffliegen, Isaak brauche ihn nur zu betasten, dann werde er an Jakobs glatter Haut erkennen,wen er vor sich habe, und er werde verflucht werden. Gewiss könne Isaak auch riechen, dass etwas nicht stimme. Doch dies hat Rebekka längst bedacht. Sie streift Jakob, als das Essen fertig ist, Esaus Kleider über, und dort, wo Jakobs glatte Haut zum Vorschein kommt, am Hals und an den Händen, befestigt sie Teile des Fells der Ziegenböcklein.
So geschieht es. Jakob trägt das Essen in Isaaks Sterbezimmer. Aber der alte Isaak scheint etwas zu ahnen, ist von Anfang an misstrauisch, fragt:
Wer bist du?
Und Jakob behauptet, er sei Esau. Verwundert fragt Isaak, wie er so schnell ein Wild erlegen konnte? Und geradezu gotteslästerlich lügt Jakob:
Der Herr, dein Gott, ließ es mir begegnen
.
Noch immer traut Isaak der Sache nicht, verlangt, seinen Sohn zu betasten, berührt das Ziegenfell und sagt verwundert:
Die Stimme ist Jakobs Stimme, aber die Hände sind Esaus Hände
. Jetzt will er an seinem Sohn riechen und bittet ihn näher zu kommen, damit er ihn küsse.
Und als Jakob sich über Isaak beugt und dieser Esaus Kleider riecht, scheint Isaak endgültig überzeugt zu sein, denn er ruft aus:
Der Geruch meines Sohnes ist wie ein Geruch des Feldes, das Gott gesegnet hat. Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom fettesten Boden und Korn und Most in Fülle. Völker sollen dir dienen und Geschlechter sich vor dir beugen. Sei ein Herr über deine Brüder, und die Söhne deiner Mutter sollen sich vor dir beugen. Verflucht sei, wer dir flucht, und gesegnet sei, wer dich segnet
.
Jakob ist am Ziel. Er hat den väterlichen Segen.
Doch dann kehrt Esau von der Jagd zurück, und der ganze Schwindel fliegt auf. Esau ist außer sich, bedrängt seinen Vater, auch ihn zu segnen, aber Isaak muss betrübt ablehnen. Das geht nicht. Zu spät. Jeder Vater hat nur einen Segen.
Nun hegt Esau Mord- und Rachegedanken, spricht wohl auch mit anderen darüber, denn die Nachricht wird Rebekka hinterbracht. Diese lässt Jakob sofort vom Feld holen, erzählt ihm vonEsaus Plänen und schickt Jakob zu ihrem Bruder Laban, weit weg von zu Hause. Dort soll Jakob bleiben, bis sich Esaus Zorn gelegt hat und er vergisst, was Jakob ihm angetan hat.
Der Plan geht tatsächlich auf. Jakob flieht zu Laban. Es ist eine mehrtägige Reise. Unterwegs, als er sich nachts schlafen legt, träumt er von einer Leiter, die von der Erde bis in den Himmel reicht. Auf ihr steigen die Engel Gottes auf und nieder, und ganz oben steht Gott und sagt zu Jakob:
Ich bin der Herr, der Gott deiner Väter Abraham und Isaak. Das Land, auf dem du liegst, will ich dir geben, deine Nachkommen sollen so zahlreich sein wie der Staub der Erde, und in dir sollen gesegnet sein alle Geschlechter der Erde
.
Wir fragen uns: Womit hat Jakob das verdient? Was denkt sich Gott eigentlich dabei? Jakob, der Lügner und Betrüger, ein Muttersöhnchen und ein kleiner Ganove, der seinen Bruder um seine Rechte prellt, wird der dritte Stammvater Israels und der Kirche. Darauf kann diese ja wahrlich nicht stolz sein. War es schon bei Abraham und Isaak schwer, zu erkennen, warum ausgerechnet sie die Stammväter Israels sein sollten, so stehen wir bei Jakob vollends vor einem Rätsel.
Natürlich gibt es eine Lösung, aber unsere Fragen kommen zu früh. Wir müssen, um die Geschichte zu verstehen, ihr noch weiter zuhören und erst einmal in Kauf nehmen, dass sie nicht besser wird, sondern droht, sich zu einer Soap zu entwickeln. In Isaaks und Rebekkas Sippe geht es zu wie im Denver-Clan.
Jakob ist, als er von seinem Traum erwacht, hin und her gerissen. Zwar sagt er ergriffen:
Wie furchtgebietend ist diese Stätte. Hier ist nichts anderes als das Haus Gottes, und dies ist die Pforte des Himmels
. Und er richtet einen Gedenkstein auf und gibt dem Ort den Namen Bethel.
Doch er bleibt skeptisch. Es war ja nur ein Traum, und darum legt er ein für ihn typisches Gelübde ab, das eigentlich keines ist, sondern einem Kuhhandel gleicht:
Wenn
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