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Die Bibliothek der Schatten Roman

Die Bibliothek der Schatten Roman

Titel: Die Bibliothek der Schatten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikkel Birkegaard
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hat er nur ein paar Sicherungen durchbrennen lassen.«
    Jon und Katherina folgten ihm in den Keller.
    »Scheiße!«, brüllte Paw in der Bibliothek.
    »Ist was passiert?«, rief Iversen.
    Paw blickte auf den Flur.
    »Nee, alles in Ordnung«, murmelte er. »Diese blöden Kontakte hier wollen einfach nicht.«
    »Vielleicht solltest du erst mal den Strom ausschalten«, schlug Jon vor.
    »Das ist doch egal. 220 Volt sind gar nicht so schlimm.« Er nickte Jon zu. »Auf jeden Fall nichts im Vergleich zu dem Schlag, den du mir versetzt hast.«
    »Na ja, ein bisschen was hast du ja schon hinbekommen«, sagte Iversen und ging an Paw vorbei in die Bibliothek. Die Lampen über den Regalen warfen ein warmes, gelbliches Licht auf die ledernen Einbände.
    »Und was ist mit dir?«, fragte Paw und sah Jon an. »Alles in Ordnung?«
    Jon nickte.
    »Mir geht’s gut.«
    »Bist du zur Vernunft gekommen?«, erkundigte sich Paw.
    »Wie meinst du das?«

    »Ach, dein Gerede über diese Schattenorganisation«, erwiderte Paw. »Jemand muss den Alten wieder auf den Boden der Tatsachen holen.« Er deutete nach hinten über seine Schulter zu Iversen, der am Regal entlangging und sich Bücher auf den Arm stapelte.
    »Heute Nacht holen wir die Beweise, Paw«, sagte Jon entschieden. »Dann sehen wir, wer hier zur Vernunft kommen muss.«
    »Heute Nacht?«, fragte Paw interessiert. »Soll ich mitkommen?«
    »Nein danke«, antwortete Jon. »Je weniger dabei sind, umso besser, glaube ich.«
    »Sicher? Ich bin ganz gut, was solche nächtlichen Operationen angeht«, sagte Paw und grinste Katherina an.
    Sie seufzte.
    »Paw, ich glaube, wir kriegen das allein hin, aber danke trotzdem.«
    Paw zuckte mit den Schultern.
    »Ja, vermutlich werde ich auch noch die halbe Nacht mit diesem Stromsalat hier kämpfen.«
    Iversen trat auf den Flur und reichte Katherina einen Stapel Bücher.
    »Ihr solltet noch ein paar mehr mitnehmen«, meinte er und verschwand noch einmal in der Bibliothek.
    Katherina spürte das vertraute Vibrieren der Bücher auf ihrem Arm. Es war ein ganz anderes Gefühl als das, das die Massenware in Jons Wohnung in ihr wachrief: Diese Bücher waren voller Leben.
    »Versuch mal, spürst du was?«, fragte sie und reichte Jon den Stapel Bücher.
    Resolut legte er seine Hand auf das oberste Buch. Seine Fingerspitzen hatten kaum den Einband berührt, als er auch schon zurückzuckte, als hätte er einen elektrischen Schlag bekommen.

    »Was …?«, platzte er heraus und rieb sich die Hand an seiner Hose.
    Paw lachte.
    »Du hast noch einiges zu lernen«, lachte er.
    Katherina ignorierte ihn.
    »Das sind aufgeladene Bücher«, erklärte sie. »Sie haben nicht alle die gleiche Kraft. Die meisten Lettori spüren die Kraft der Bücher, allein indem sie ihre Hand auf den Einband legen.« Sie blickte zu Paw. »Andere müssen ihre Finger in die Steckdose stecken, um das gleiche Gefühl zu haben.«
    Paws Augen blitzten auf, aber er sagte nichts, sondern wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
    »Hat es wehgetan?«
    »Nein«, antwortete Jon. »Es hat mich nur überrascht. Irgendwie wie statische Elektrizität.«
    Iversen tauchte mit weiteren Büchern auf, die er Jon reichte. Zögernd nahm er sie entgegen.
    »Ihr könnt euch jederzeit mehr ausleihen«, erklärte Iversen. »Aber die hier sollten für den Anfang genügen. Ein bisschen von allem, in unterschiedlichen Stärken.« Er zwinkerte Jon zu. »Ich denke, die stärksten sparen wir uns noch ein bisschen auf.«
    »Ja, danke«, sagte Jon. »Ich muss sie ja festhalten können.«
    Sie gingen zurück zur Treppe und ließen Paw in der Bibliothek mit seiner Arbeit zurück. Oben stapelten sie die Bücher auf dem Kassentisch, und Katherina erzählte Iversen von den Resultaten ihres bisherigen Trainings. Der alte Mann nickte nachdenklich.
    »Jeder Sender hat seine eigene Auffassung von seinen Fähigkeiten«, sagte er. »Aber die meisten haben den Eindruck, eine Art Werkzeugkasten oder Farbpalette zur Verfügung zu haben, die sie nutzen können, um Einfluss auf die Zuhörer zu nehmen.«
    »Mir kommt es so vor, als stünde ich vor einem großen
Mischpult mit unendlich vielen Möglichkeiten«, beschrieb es Jon und musste lächeln. »Es ist ein gutes Gefühl … man fühlt sich so mächtig. Ich glaube, ich könnte mich daran gewöhnen.«
    Iversen musterte ihn.
    »Sei vorsichtig«, warnte er. »Zu Beginn darfst du deine Fähigkeiten nur anderen Lettori zeigen und am besten nur, wenn Katherina in der Nähe ist.«
    Jon

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