Die Bibliothek der Schatten Roman
Umständen sie entstehen und wie weit du gehen kannst, bis sie auftreten. Sonst haben wir keine Chance, dich zu stoppen, bevor es ernst wird.«
»Oh ja.« Er erzählte ihr von seinem Erlebnis mit der Glasscheibe, die er im Verlauf der Aktivierung zerbrochen hatte.
Katherina nickte.
»Gut möglich, dass das deine Grenze ist«, meinte sie.
»Habe ich mir jetzt eine Pause verdient?«, fragte Jon und legte seine Hände auf ihre Hüften.
»Viel mehr als das«, erwiderte sie mit einem Lächeln und beugte sich zu ihm herab.
DREIUNDZWANZIG
W arum lassen wir uns nicht von Muhammed helfen?«, fragte Katherina.
Sie hatten sich einen Wagen geliehen - einen Suzuki-Familienbus - und waren danach zu Katherina gefahren, wo sie ein paar Kleider zusammenpackte. Jetzt waren sie durch den abendlichen Stoßverkehr auf dem Weg ins Libri di Luca. Das Auto war sparsam isoliert, so dass sie laut reden mussten, um sich zu verstehen.
»Vielleicht kann er uns ja die nötigen Informationen beschaffen?« Katherina hielt nicht viel davon, bei Jons früherem Arbeitgeber einzubrechen, um sich die Informationen über Remer zu holen.
»Das könnte er sicher«, antwortete Jon. »Aber es würde lange dauern. Im Gegensatz zu Tom Nørreskov ist Remer ein Meister darin, seine Spuren zu verwischen. Das Archiv bietet uns wenigstens einen Ausgangspunkt. Alles, was wir über ihn wissen, ist dort zusammengetragen worden: Informationen über sein Geschäftsimperium, seine Immobilien, Adressen, Investitionen, einfach alles.« Er schnitt eine Grimasse, als er mit der Gangschaltung des unbekannten Autos kämpfte. »Außerdem würde ich Muhammed am liebsten aus der Sache heraushalten, jedenfalls solange das möglich ist.«
Fast den ganzen Tag hatten sie Jons Sender-Qualitäten erforscht. Trotz der sehr beschränkten Bücherauswahl bei ihm zu Hause war es ihm gelungen, ein erstes Gespür für seine Fähigkeiten zu bekommen. Katherina merkte, dass er sie langsam unter Kontrolle bekam, doch erst als er selbst der Meinung
war, sich kontrollieren zu können, hatten sie sich wieder nach draußen gewagt. Sie wollte ihn gerne mit einigen der aufgeladenen Bücher aus dem Antiquariat trainieren, ihn andererseits aber auch nicht zu sehr unter Druck setzen. Was nicht leicht war. Ob daran ihre Verliebtheit schuld war oder ganz einfach seine Fähigkeiten, wusste sie nicht, doch wenn er las, schien es ihr, als würden sie von einer unüberwindbaren Barriere umgeben, die alle anderen Eindrücke abschirmte. Mit den richtigen Texten würde er unwiderstehlich sein, auf jeden Fall für sie.
Jon selbst ging es viel mehr darum, etwas gegen Remer in die Hände zu bekommen. Sein Blick wurde hart, wenn er über seinen früheren Mandanten sprach, und er machte sich selbst Vorwürfe, nicht von Anfang an misstrauischer gewesen zu sein. In seinem Eifer, es Remer heimzuzahlen, hatte er beschlossen, gleich in der kommenden Nacht ins Archiv einzubrechen. Katherina hatte darauf bestanden, ihn zu begleiten, dabei wusste sie nur zu gut, dass sie ihm kaum eine Hilfe sein würde.
Sie parkten etwas entfernt vom Libri di Luca und hasteten durch den Nieselregen zum Laden. Obgleich die Öffnungszeiten seit einer Stunde überschritten waren, war die Tür des Ladens unverschlossen, und Iversen schlenderte vor sich hin murmelnd zwischen den Regalen herum. Als er die Glocke über der Tür hörte, kam er zum Vorschein.
»Ah, da seid ihr ja«, platzte er heraus, eilte auf Katherina zu und umarmte sie. »Wie geht’s?«, fragte er und musterte Jon gründlich. »Irgendwelche Probleme…?«
Jon schüttelte den Kopf.
»Es geht ganz gut«, antwortete er. »Ich fühle mich nur ein bisschen, als säße ich wieder auf der Schulbank.« Er sah Katherina an. »Vor einer strengen Lehrerin.«
Iversen lachte und ließ seinen Blick von ihr zu Jon gleiten. Katherina spürte, dass ihr warm wurde. Der alte Mann lächelte zufrieden und nickte.
»Du bist in guten Händen, Jon, dessen kannst du dir wirklich gewiss sein.«
»Uns fehlen ein paar geeignetere Bücher für das Training«, sagte Katherina. »Jons Sammlung von Grisham-Romanen ist nicht so passend.«
»Das kann ich mir denken«, meinte Iversen. »Dann holen wir die doch gl…«
Das Licht im Antiquariat flackerte ein paar Mal und wurde schwächer, dann war es wieder so hell wie zuvor.
»Oh nein«, brummte Iversen. Er ging zur Kellertreppe. »Paw guckt sich unten die Stromversorgung an. Er meinte, er habe so etwas schon einmal gemacht, doch bis jetzt
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