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Die Bibliothek der Schatten Roman

Die Bibliothek der Schatten Roman

Titel: Die Bibliothek der Schatten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikkel Birkegaard
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»Aber Kortmann geht
zu weit. Er behandelt uns wie seine privaten Soldaten, die er einsetzen kann, wie es ihm gefällt.«
    »Und die anderen?«
    »Die tun, was er sagt, aber wenn du mich fragst, bleiben sie nur, weil sie Kortmann nicht verärgern wollen. Wirklich glauben tun die ihm nicht.«
    »Was kann ich also für dich tun?«, wiederholte Jon.
    Paw schaute auf seine Fußspitzen.
    »Ich möchte zurück«, sagte er leise. »Ich möchte lieber mit euch zusammen sein.«
    Jon musterte Paw eindringlich. Es sah aus, als ob er wirklich meinte, was er sagte. Wahrscheinlich waren sie zu streng mit ihm gewesen. Die Paranoia hatte sie gepackt, sie sahen Spione hinter jeder Ecke, nicht nur von der Schattenorganisation, sondern auch aus Kortmanns Gefolgschaft.
    »Was soll ich machen, sag’s mir?«, fragte Paw und breitete ärgerlich die Arme aus. »Soll ich dich auf Knien anflehen?«
    In dem Augenblick klingelte ein Handy. Beide sahen sich vorwurfsvoll an, bis Jon bewusst wurde, dass der fremde Klingelton von Hennings Handy in seiner Jackeninnentasche stammte.
    »Augenblick«, entschuldigte er sich und trat ein paar Schritte zur Seite. Nachdem er ihm den Rücken zugedreht hatte, nahm er das Gespräch an.
    Katherina war am Apparat.
    »Remer hat tatsächlich in Østerbro gehalten«, sagte sie. »Vor einem Gebäude, das wie eine Privatschule aussieht, im Diplomatenviertel.«
    Jon drehte sich so weit zur Seite, dass er Paw sehen konnte, während er redete.
    »Wie lange ist er schon dort?«, fragte er. Der junge Mann tat sein Bestes, so zu tun, als bekäme er nichts mit, aber seine flüchtigen Blicke in Jons Richtung verrieten ihn.
    »Seit meinem letzten Anruf, also eine halbe Stunde etwa«,
antwortete Katherina. »Henning sieht sich ein bisschen im Viertel um. Er will nachsehen, ob man von einer der anderen Straßen in das Gebäude kommt.«
    »Hast du was empfangen?«
    »Herzlich wenig«, sagte Katherina. »Es ist wie … Warte mal, da kommt ein Auto.«
    Jon hörte Katherinas Atem und hielt selbst die Luft an.
    »Ein weißer Polo«, flüsterte sie. »Ein Mann steigt aus. Um die 30, groß, schwarze Haare, Anzug. Er sieht sich sehr gründlich um.« Ihr Atem stockte. »Den hab ich doch schon mal irgendwo gesehen«, platzte sie heraus.
    »Wo?«, fragte Jon aufgeregt.
    »Oh nein, das kann doch nicht sein«, rief sie erschrocken. »Das ist Kortmanns Chauffeur.«

SIEBENUNDZWANZIG
    K atherina hatte sich so auf dem Beifahrersitz zusammengekauert, dass sie gerade noch über das Armaturenbrett gucken konnte. 50 Meter vor ihr stand der weiße Polo, mit dem Kortmanns Chauffeur gekommen war. Obgleich es schon fünf Minuten zurücklag, dass er durch die Tür des Gebäudes gegangen war, in dem Remer sich aufhielt, blieb sie geduckt und mit hämmerndem Herzen sitzen. In Gedanken sah sie noch immer, wie der Mann die Gegend abgesucht und wie eine Überwachungskamera alles Verdächtige registriert hatte. War ihm das Auto aufgefallen, in dem sie saß?
    Plötzlich wurde die Fahrertür aufgerissen. Erschrocken zuckte sie zusammen und schrie leise auf.
    »Aber nicht doch«, sagte Henning und stieg ein. »Ich wollte dich nicht erschrecken.«
    Katherina schüttelte den Kopf, es hatte ihr die Sprache verschlagen.
    Henning schloss die Tür und sah sie mit steigender Verwunderung an.
    »Du hast ja richtig Angst«, stellte er überrascht fest. »Ist was passiert?«
    Sie nickte, worauf Henning durch die Windschutzscheibe blickte und die Gegend absuchte.
    »Ist er rausgekommen? Weggefahren? Nee, das Auto ist ja noch da.«
    »Kortmanns Chauffeur ist gerade gekommen«, klärte Katherina ihn schließlich auf, nachdem sie sich wieder gesammelt hatte. »In dem weißen Polo. Er ist in die Schule gegangen.«

    »Bist du sicher?«, fragte Henning und sah sie forschend an. »Das würde ja heißen …« Er hielt mitten im Satz inne und zog die Augenbrauen hoch. »Ja, was würde das eigentlich heißen?«
    »Dass Kortmann seinen Laufburschen mit einer Nachricht zu Remer geschickt hat«, antwortete Katherina und richtete sich auf. Sie ärgerte sich über ihre Reaktion und verschränkte die Arme, damit Henning nicht bemerkte, dass ihre Hände noch immer ein bisschen zitterten.
    Henning nickte.
    »Ich glaube, du hast Recht«, sagte er und kniff die Augen einen Moment zusammen. »Wenn das wirklich sein Chauffeur war, gibt es wohl keinen Zweifel mehr, dass Kortmann in die Sache verwickelt ist.« Er packte das Lenkrad mit beiden Händen und starrte nach vorn. »Und du bist dir

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