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Die Bibliothek der Schatten Roman

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Titel: Die Bibliothek der Schatten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikkel Birkegaard
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wahrscheinlicher ist - unter dem Einfluss seines Chauffeurs stand, der vermutlich ein Empfänger ist. So waren sie von Anfang an nicht nur über jeden Schritt der Sender unterrichtet, sondern konnten auch noch Kortmanns Entscheidungen so beeinflussen, dass sie in ihre Pläne passten.«
    »Wobei es ihnen wohl vorrangig darum ging, ihre eigene Organisation geheim zu halten«, schob Iversen ein. »Wenn ich mich recht entsinne, hat Kortmann den Chauffeur seit sieben oder acht Jahren. Das ist eine lange Zeit, erklärt aber nicht Kortmanns Engagement für die Spaltung der Gesellschaft vor 20 Jahren.«
    Keiner von ihnen sagte etwas. Jon konnte die Resignation der anderen fast mit den Händen greifen. Seine Gefühle waren gemischt. Natürlich war er über den Mord an Kortmann erschüttert, aber so eng war ihr Kontakt in der kurzen Zeit nicht geworden. Seit ihrer ersten Begegnung bei Lucas Beerdigung hatte Jon von Kortmanns Seite Misstrauen gespürt, wie von einem Konkurrenten. So gesehen hätte Jon es leichter akzeptieren können, wenn Kortmann ihr direkter Widersacher gewesen wäre. Aber jetzt, wo sich herausstellte, dass er allem Anschein nach unschuldig war, kam ihm das Ganze noch undurchschaubarer vor als bisher. Eine Sache allerdings, die keiner aussprach, obgleich alle daran zu denken schienen, beunruhigte ihn noch mehr. Wenn die Schattenorganisation so einfach an den Vorsitzenden der Sender herankam, ließ sich unmöglich sagen, wer sonst noch involviert war, weder direkt noch indirekt.

    »Also, was können wir machen«, fragte Iversen und beendete das Schweigen. »Wie sieht der nächste Schritt aus?«
    Die Anwesenden sahen sich an.
    »Die Schule«, schlug Jon vor. »Wir haben Remer bis zur Demetriusschule verfolgt. Dieser Ort muss irgendeine Bedeutung haben, wenn Kortmanns Chauffeur und Remer sich dort treffen.«
    »Das habe ich ganz vergessen zu erzählen«, mischte sich Katherina ein und zog die Aufmerksamkeit der ganzen Runde auf sich. »Während Henning das Viertel inspizierte und ich allein im Auto saß, habe ich aufzuschnappen versucht, was in dem Gebäude vor sich ging - ob zum Beispiel etwas gelesen wurde und wenn ja, was.« Sie nippte an ihrem Cognac. »Ich konnte ein paar Leseklassen ausmachen, in denen aus Erstlesebüchern vorgelesen wurde. Aber da war auch noch etwas anderes - ein paar andere Stimmen, die auffielen, weil der Vortrag konzentrierter und intensiver klang …«
    »Willst du damit sagen, dass …« Clara sprach den Satz nicht zu Ende.
    »Ich bin sicher, dass sich dort eine Gruppe Sender aufhielt«, sagte Katherina entschieden.
    »Wie viele?«, wollte Iversen wissen.
    Katherina zog die Schultern hoch.
    »Vier vielleicht, oder fünf«, antwortete sie.
    »Soll das heißen, die Demetriusschule ist eine Brutstätte für Lettori?«, fragte Clara. »Weiß einer von euch mehr darüber?«
    Jon schüttelte den Kopf, ebenso Katherina und Henning.
    »Demetrius«, murmelte Iversen mit an die Decke gerichtetem Blick. »So heißt eine Figur aus einem von Shakespeares Stücken. Ein Sommernachtstraum . Demetrius trinkt einen Liebestrank und verliebt sich in die Falsche.« Er senkte den Blick. »Aber das hat ja wohl kaum etwas mit unserer Situation zu tun.«
    »Jedenfalls ist die Schule momentan unsere beste Spur«,
meinte Jon. »Ich schlage vor, dass wir die Örtlichkeit mal genauer unter die Lupe nehmen. Wenn die Schule ein Zentrum der Aktivitäten der Schattenorganisation ist, muss in dem Gebäude doch irgendein Hinweis zu finden sein.«
    »Sprichst du von einem Einbruch?«, fragte Iversen.
    »Wenn es sein muss«, antwortete Jon fast beiläufig.
    »Ich komme mit«, sagte Katherina schnell.
    Jon wollte protestieren, aber ihr Blick bremste ihn. Sie hatte sich ganz offensichtlich entschieden und war durch nichts von ihrem Entschluss abzubringen. Iversen versuchte, unterstützt von Clara, sie davon abzubringen, aber Katherina blieb dabei, dass zur Sicherheit ein Empfänger dabei sein sollte.
    Als alles besprochen war, meldete Paw sich zu Wort.
    »Wenn ein Empfänger dabei ist, möchte ich auch mit von der Partie sein.« Er erhob sich vom Boden und stemmte die Hände in die Seiten. »Ihr braucht einen Skeptiker, der euch immer wieder auf den Boden zurückholt, damit ihr auf eurem Verschwörungstrip nicht irgendwann völlig ausflippt.«
    Jon zuckte mit den Schultern.
    »Wenn wir dich so überzeugen können, meinetwegen.« Er sah Katherina an.
    Ihre Entschlossenheit schien verflogen zu sein, ihre Augen flackerten,

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