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Die Bibliothek der Schatten Roman

Die Bibliothek der Schatten Roman

Titel: Die Bibliothek der Schatten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikkel Birkegaard
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Rollstuhl. »Ich freue mich darauf, wieder mit einem Campelli zusammenzuarbeiten.«
    Noch ehe Jon antworten konnte, wurde Kortmann von seinem Begleiter von der Kapelle weggeschoben.
    »Wie meinte der das?«, fragte Jon Iversen.
    Iversen schnitt eine Grimasse.
    »Hm, ja, das war einer aus der Lesegruppe«, erklärte er zögernd.
    »Und die Arbeit, von der er sprach? Was für eine Arbeit?«, bedrängte ihn Jon.
    »Komm, lass uns ein paar Schritte gehen«, schlug Iversen rasch vor und zog Jon hinter sich her.
    Sie verließen den Vorplatz und gingen auf den Friedhof. Die tief stehende Herbstsonne warf ein paar messerscharfe Strahlen durch die Zweige der Bäume und zeichnete chaotische Muster auf den Weg. Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinanderher. Es war still auf dem alten Teil des Friedhofs. Die Büsche standen hier so dicht, dass man nicht durch sie hindurchschauen konnte, obgleich sie längst ihr Laub verloren hatten.
    »Dein Vater ist gerne hier spazieren gegangen«, sagte Iversen und sog den Duft ein.
    Jon nickte.
    »Das weiß ich. Ich habe ihn einmal auf einem seiner Spaziergänge verfolgt. Ich war damals etwa neun Jahre, auf jeden Fall war das vor …« Jon schwieg und bückte sich, um eine Eichel vom Boden aufzuheben. Er drehte sie zwischen seinen Finger, als er fortfuhr. »Ich spielte damals Geheimagent und bin ihm nachgeschlichen, um ihn zu beschatten. Ich habe mir vorgestellt, dass er andere Spione trifft und Informationen weitergibt.« Jon räusperte sich und warf die Eichel fort. »Ich glaube, ich war ziemlich enttäuscht, weil er einfach nur zwischen den Gräbern herumgelaufen ist. Manchmal blieb er stehen, und zwischendurch setzte er sich, um in einem Buch
zu lesen, das er bei sich hatte. Als wollte er den Toten etwas vorlesen.«
    »Das sieht ihm ähnlich«, meinte Iversen amüsiert. »Immer auf der Suche nach Publikum.«
    »Davon weiß ich nichts«, sagte Jon trocken.
    Sie hatten die Mauer an der Nørrebrogade erreicht, wo der Efeu wild wucherte und die Gräber wie grüner Schnee bedeckte.
    »Du bist dir doch im Klaren darüber, dass du das Antiquariat erbst?«, fragte Iversen, den Blick auf den Weg vor sich geheftet.
    Jon blieb stehen und sah Iversen an, der noch ein paar Schritte weiterging, ehe auch er stehen blieb und sich umdrehte.
    »Es gibt kein Testament, und als einziger Verwandter bist du Alleinerbe«, fuhr Iversen fort und sah Jon an. In dem Blick des alten Mannes lagen weder Bitterkeit noch Neid, mehr ein Ausdruck der Sorge und Betroffenheit.
    »Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht«, sagte Jon. »Hat Kortmann das gemeint, als er sagte, wir würden uns wiedersehen?«
    Iversen nickte. »So in etwa, ja.«
    Jon wandte seinen Blick von Iversen ab und ging weiter.
    »Ich war überzeugt davon, Luca hätte dir alles hinterlassen«, wunderte sich Jon.
    Iversen zuckte mit den Schultern.
    »Vielleicht hat dein Vater gehofft, dass du irgendwann zurückfinden würdest«, schlug er vor.
    »Dass ich zurückfinden würde?«, platzte Jon heraus. »Wenn ich mich recht erinnere, wollte er nichts mit mir zu tun haben, als ich das letzte Mal mit ihm Kontakt aufgenommen habe.«
    »Ich glaube … nein, ich bin überzeugt davon, dass es dafür einen guten Grund gab.«
    Sie hatten das Ende der Mauer erreicht und traten durch
das Tor auf den Jagtvej, wo sie sich nach rechts Richtung Runddelen wandten. Der Verkehr war eine willkommene Abwechslung zur Stille auf dem Friedhof.
    »Ich will nichts damit zu tun haben«, sagte Jon entschlossen, als sie wieder in die Nørrebrogade Richtung Kapelle einbogen. »Du bist genau der Richtige, um dieses Geschäft weiterzuführen. Das war von Anfang an so. Da wird es sicher keine Probleme geben, ich kenne gute Anwälte, die das regeln können.«
    Iversen räusperte sich, damit seine Stimme den Verkehrslärm übertönte.
    »Das ist wirklich sehr nett von dir, Jon. Aber ich kann das nicht annehmen.«
    »Natürlich kannst du!«, platzte Jon hervor. »Das ist Luca dir und mir schuldig.«
    »Vielleicht«, räumte Iversen ein. »Aber es geht nicht nur um das Antiquariat. Das Erbe deines Vaters umfasst mehr als nur das Antiquariat und die alten Bücher.«
    »Schulden?«
    Iversen schüttelte entschieden den Kopf.
    »Nein, nein, nichts in dieser Richtung, da kannst du dir ganz sicher sein.«
    »Komm schon, Iversen, raus damit. Die Beerdigung meines Vaters ist kein Quiz«, sagte Jon, außer Stande, seinen Ärger zu verbergen.
    Iversen blieb stehen und legte ihm die Hand auf die

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