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Die Bibliothek der Schatten Roman

Die Bibliothek der Schatten Roman

Titel: Die Bibliothek der Schatten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikkel Birkegaard
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zumindest ganz in der Nähe der ursprünglichen Bibliotheca Alexandrina. 2002 wurde sie nach einer Bauzeit von 13 Jahren eröffnet. Ein Riesenprojekt, das eine Summe von nahezu 400 Millionen Dollar gekostet und Alexandria zurück auf die Landkarte der Informationswissenschaften gebracht hat. Es ist unser erklärtes Ziel, die Region durch den Wiederaufbau der Bibliothek in ihre einstige Blütezeit als Sammelbecken für Wissen und Gelehrsamkeit zurückzuführen.«
    »Und welche Rolle spielen Sie bei diesem Wiederaufbau?«
    »Lassen Sie es mich so ausdrücken: Wir haben den Prozess ein wenig beschleunigt«, antwortete Remer mit einem Lächeln. »Wir haben dafür gesorgt, dass die notwendigen Genehmigungen durchgesetzt und die richtigen Menschen inspiriert wurden und haben unseren Leuten einen Platz unter den Angestellten verschafft. All die kleinen, aber wichtigen Dinge, die uns den Zugang zur Bibliothek ermöglichen, wann immer wir es wollen.«
    Jon überlegte, hinter wie vielen ähnlichen Projekten die Schattenorganisation wohl stand.
    »Die ägyptische Regierung, sagen Sie? Und die UNESCO?«
    Remer zog die Schultern hoch.
    »Eine Bagatelle.«
    »Aber welche Rolle spiele ich bei dem Ganzen?«, fragte Jon und hob die Arme, so weit die Riemen es zuließen.
    »Ihre Fähigkeiten sind außergewöhnlich«, begann Remer. »Auch ohne die physischen Phänomene, die Sie hervorrufen, sind Sie stärker als jeder Lettore, den wir bisher gemessen haben. Wir glauben, dass die Kombination Ihrer Fähigkeiten mit diesem Ort uns alle auf das nächsthöhere Niveau heben kann.«
    »Was ist das nächsthöhere Niveau?«
    »Ihr Niveau«, antwortete Remer. »Oder mehr … wer weiß?«
    Jon wollte nur ungern seine Unwissenheit zugeben, konnte Remers Gedankengang aber nicht ganz folgen. Iversen hatte gesagt, jeder Lettore habe seine persönliche Grenze, ein Potenzial, das nicht überschritten werden könne, egal, wie intensiv man trainierte. Remer war da offenbar anderer Meinung.
    »Die Zeit ist günstig«, fuhr Remer fort. »Immer mehr Länder entscheiden sich für das demokratische Modell. Wir waren nie in einer besseren Position. Die UNESCO und die ägyptische Regierung fallen kaum ins Gewicht. Sagen Ihnen EU, NATO, G7 und UN etwas? Oder FBI, CIA, NSA und all die anderen Nachrichtendienste weltweit? Nächstes Jahr findet in den USA die Präsidentenwahl statt und in Europa fünf Regierungswahlen, eine Unzahl Abstimmungen und eine schwindelerregende Anzahl von EU-Treffen, Regierungskonferenzen und Gipfeltreffen.«
    »Und Ihre Leute sitzen immer mit am Tisch?«
    »Am Tisch oder hinter denen, die dort sitzen.« Remer zeigte auf Jon. »Sie sollten sich geehrt fühlen. Sie alle sind nach Alexandria gekommen, um Sie kennenzulernen. Sie sind derjenige, der ihnen zu einem gehörigen Schub verhelfen soll, damit sie ihre Aufgabe noch effektiver erledigen können.«

    Jon wurde schwindelig von Remers Worten. Er fühlte sich nicht gut und schloss die Augen.
    »Also, was sagen Sie, Campelli?«, fragte Remer etwas lauter. »Wollen Sie sich uns anschließen und Ihre wildesten Ambitionen erfüllen, oder wollen Sie für den Rest Ihres Lebens ein Sklave bleiben und sich dessen bewusst sein?«
    Jon schaute auf die Riemen, mit denen seine Arme festgeschnallt waren. Er wusste nicht, was ihn erwartete, wenn er mit Nein antwortete. Aber er wusste, dass er sich Remer niemals anschließen würde. Es war ihm unmöglich, den Mann zu unterstützen, der aller Wahrscheinlichkeit nach seine Eltern ermordet hatte und möglicherweise Katherina gefangen hielt. Er ballte die Hände zu Fäusten und sah Remer an.
    »Ich werde der Organisation niemals helfen«, erklärte er.
    Remer blickte enttäuscht zu Boden.
    »Das bedaure ich außerordentlich, Campelli«, sagte er. »Aber ich habe keine andere Antwort erwartet.« Er stand auf und öffnete die Tür. »Kommen Sie herein«, sagte er.
    Draußen waren Schritte zu hören. Jon hielt die Luft an.
    Durch die Tür trat ein kleiner, dünner Mann in einem hellen Trainingsanzug, mit Sandalen und einer klassischen Krankenkassenbrille. Er hatte eine Glatze, war braun gebrannt und erinnerte an eine sportliche Ausgabe von Gandhi. In einer Hand hielt er einen Aluminiumkoffer.
    »Jon Campelli«, begrüßte der Mann ihn erfreut mit einer Stimme, die überraschend tief war für seinen Körperbau. »Es ist mir eine Freude, Sie endlich kennenzulernen.« Er fixierte Jon mit stahlblauen Augen durch seine Brillengläser.
    »Sehen Sie es mir nach, dass

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