Die Bibliothek der Schatten Roman
von Alexandria die Aktivierung verstärken?«, fragte Clara.
»Es gibt dabei ein Problem«, meinte Iversen. »Soviel ich weiß, ist die Bibliothek noch in der Akquisitionsphase, und
seit der ursprünglichen Planung haben sich die elektronischen Medien so stark entwickelt, dass viele Werke jetzt nur noch als CD-Rom oder DVD vorliegen und nicht mehr als Papierausgaben.« Er breitete die Arme aus. »Wir wissen, dass sich diese Medien nicht so aufladen wie richtige Bücher.«
»Das ist korrekt«, räumte Tom ein. »Aber wir hatten beide den Verdacht, dass sich die Ladung auf die Umgebung überträgt, was zu einer Anhäufung von Energie aus den geladenen Büchern führt, vielleicht auch nur bei gleichzeitiger Anwendung der Fähigkeiten.«
»Das ist nie bewiesen worden«, warf Iversen skeptisch ein.
»Aber stellt euch nur vor, was das für die Bibliotheca Alexandrina bedeuten könnte«, erwiderte Tom beharrlich. »Ich denke darüber nach, seit ich die Postkarte bekommen habe. Über mehr als 700 Jahre waren dort, an einem einzigen Ort, Hunderttausende von Büchern unerhört hoher Qualität gelagert. Wir können zwar nur vermuten, dass es auch in der Antike Lettori gegeben hat, doch sollte es so gewesen sein, dann ganz sicher in Alexandria, der Hochburg des Wissens. Sie werden dort ihre Sammlung gepflegt und gestärkt haben.«
Keiner sagte etwas. Jeder schien über Toms Theorie nachzudenken.
»Ich bin mir sicher, dass es dort eine gewaltige Energiequelle gibt«, fuhr er fort. »Und die neue Bibliothek ist wie geschaffen, um diese Energie auf sich zu ziehen wie ein Leuchtturm.«
»Und die Schattenorganisation will diese Energie nutzen, um neue Lettori zu aktivieren?«, erkundigte sich Katherina.
Tom Nørreskov nickte.
»Aber wofür brauchen sie Jon?«, fragte sie resigniert.
Er schlug den Blick nieder und zuckte mit den Schultern.
»Darauf weiß auch ich keine Antwort.«
»Ich glaube noch immer, dass es um irgendein Ritual geht«, sagte Iversen. »Auf jeden Fall deutet alles darauf hin, dass es
dort unten eine Zusammenkunft gibt. Ob sie Tee trinken oder Aktivierungen durchführen wollen, ist gar nicht so wichtig. Aber Jon ist da, und deshalb müssen wir auch dorthin.«
Katherina nickte eifrig. Sie würde sich von nichts zurückhalten lassen.
»Vorher müssen wir aber herausfinden, was uns dort erwartet und mit wie vielen Gegnern wir es zu tun haben«, fuhr Iversen fort. »Wir müssen wohl davon ausgehen, dass nicht nur Remer und Jon dort sind. Ich schätze, es werden auch einige von der Schule dort sein.« Er wandte sich an Katherina. »Glaubst du, dein Computerfreund kann herausfinden, ob Schüler von der Demetriusschule einen Ausflug nach Alexandria gemacht haben?«
»Ich denke schon«, antwortete Katherina.
Muhammed hatte ihr seine Telefonnummer auf einen Zettel geschrieben und gesagt, sie könne ihn Tag und Nacht anrufen. Dass er schon nach wenigen Stunden wieder von ihr hörte, überraschte ihn allerdings. Er war aber wie immer entgegenkommend.
»Demetriusschule, sagen Sie«, kam es durch die Leitung. Katherina hörte bereits die Tasten im Hintergrund. »Oje, die ist abgebrannt«, ertönte es ein paar Sekunden später.
»Das wissen wir«, sagte Katherina. »Können Sie herausfinden, ob einige der Schüler in letzter Zeit nach Ägypten geflogen sind?«
»Tja, wenn sich ihr Internetserver nicht auch in Rauch aufgelöst hat«, antwortete Muhammed und summte vor sich hin, begleitet vom Klappern der Tasten. »Nee, da haben wir ihn«, sagte er plötzlich. »Alive and kicking.« Er begann wieder zu summen, unterbrach sich aber immer wieder selbst durch unzufriedene Kommentare oder leises Grunzen. »Hören Sie, Katherina. Das wird wohl noch eine Weile dauern. Kann ich Sie zurückrufen?«
Katherina willigte ein und legte auf.
»Und?«, fragte Iversen gespannt.
»Er ruft später wieder an«, antwortete sie enttäuscht. Am liebsten hätte sie jetzt bei ihm gesessen oder ihn am Telefon behalten, einfach um zu hören, dass etwas passierte. Sie klatschte in die Hände. »Und jetzt? Wie viele Flugtickets soll ich kaufen?«
Iversen warf ihr einen traurigen Blick zu, vermied aber jeden Protest. Er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass nichts sie daran hindern konnte zu fliegen.
»Ich kann nicht«, erklärte Iversen und blickte zu Boden. »Ich bin zu alt, und die Hitze … ich wäre euch nur im Weg.«
»Ist schon okay, Iversen«, sagte Katherina. »Du wirst hier gebraucht.«
Iversen nickte, ohne den Blick zu
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