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Die Bibliothek der Schatten Roman

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Titel: Die Bibliothek der Schatten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikkel Birkegaard
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dritten Stock.
    »Der Server der Schule war nicht so leicht zu knacken. Ein etwas anderes Kaliber als das, was man sonst bei einer Schule vermutet«, flüsterte Muhammed unterwegs. »Aber das ist wohl auch keine normale Schule, oder? Ich kenne auf jeden Fall keine Schule, die über ein derartiges Überwachungssystem verfügt und so schnell reagieren kann. Nee wirklich, ich kenne überhaupt niemand , der einen Hacker innerhalb so kurzer Zeit aufspüren und noch während der Aktion seine Schläger losschicken kann.«
    Im dritten Stock fanden sie einen freien Computerarbeitsplatz. Muhammed setzte sich und fing sogleich an, die Tastatur zu bearbeiten. Der Schirm wurde schwarz und füllte sich dann mit Zeichen.
    »Was haben Sie herausgefunden?«, fragte Katherina ungeduldig.
    »Nachdem ich ihr Sicherheitssystem überwunden hatte, habe ich die Klassenlisten gefunden«, begann er. »Wie gesagt, eine seltsame Schule. Die scheinen ihr ganz eigenes Notensystem
zu haben. Alle Schüler haben einen RL-Wert, was auch immer das sein soll. Egal, jedenfalls habe ich dann die Namenslisten mit den Passagierlisten der Fluggesellschaften abgeglichen. Es gab zwei Treffer zeitgleich mit Jons Flug.«
    »Nur zwei?«, fragte Katherina überrascht. »Sind Sie ganz sicher?«
    »100 Prozent«, antwortete Muhammed. »Aber dann habe ich es bei den privaten Gesellschaften versucht. Schließlich müssen nicht nur bei Linienflügen Passagierlisten geführt werden.«
    »Und?«
    »In der letzten Woche hat es zwei Flüge gegeben. In jedem dieser Flieger saßen 25 Personen, die entweder auf die Demetriusschule gehen oder dort einmal eingeschrieben waren. Leute jeden Alters.«
    Katherina seufzte.
    »50«, sagte sie entmutigt.
    »Plus die anderen«, fügte Muhammed hinzu. »Bei jedem Flug waren auch noch Leute dabei, die nicht auf den Schülerlisten standen. Ungefähr zehn.«
    »Können Sie die komplette Liste ausdrucken?«
    »Natürlich«, antwortete Muhammed, »wenn Sie wollen, mit Namen, Adressen und sogar Bildern. Auf jeden Fall von den Schülern.« Er stand auf. »Ich denke aber, wir sollten noch einmal den Computer wechseln.«
    Sie fanden einen freien Arbeitsplatz am anderen Ende des Stockwerks. Einen Augenblick später scrollten Bilder und Namenslisten über den Bildschirm.
    »Ich finde, dass Sie jetzt an der Reihe wären, mir etwas zu sagen«, brummte Muhammed. »Was geht da eigentlich ab?«
    Er nahm die Sonnenbrille ab und blickte Katherina direkt in die Augen.
    »Was Sie auf eigene Rechnung für Scheiße machen, ist Ihre Sache, aber wenn sich das auf mein Geschäft und meine Gesundheit
auswirkt, habe ich doch wohl Anspruch auf eine Erklärung.«
    Katherina nickte.
    »Die sollen Sie bekommen«, antwortete sie. »Aber nicht hier.«
    Muhammed betrachtete sie misstrauisch.
    Sie senkte den Blick und starrte auf die Schülerlisten.
    »Stopp«, sagte sie plötzlich und zeigte auf den Bildschirm.
    Muhammed hielt die Auflistung an und tippte etwas in die Tastatur ein.
    »Ein klein bisschen zurück!«, bat Katherina.
    Auf dem Bildschirm tauchte das Bild eines schwarzhaarigen Jungen auf. Es war ein altes Bild, aber das schiefe, arrogante Lächeln war nicht zu verkennen.
    Es war Paw.

VIERUNDDREISSIG
    J on erwachte mit dröhnenden Kopfschmerzen.
    Noch etwas benommen nahm er das Wasserglas vom Nachttisch und trank es in einem Zug aus. Seine Handgelenke waren immer noch gerötet, und er betrachtete sie von allen Seiten. Dann ging ein Lächeln über sein Gesicht.
    Er war Teil von etwas Großem.
    Sein ganzes bisheriges Leben war ihm sein ursprüngliches Ich vorenthalten worden, doch nun war es endlich an der Zeit, das Versäumte nachzuholen. Es hatte wenig Sinn, sich über die vergeudete Zeit und all die Lügen zu ärgern, denen er ausgesetzt gewesen war. Das Ziel war es wert.
    Jon stand auf und trat ans Fenster. Es war hell draußen, und er schätzte, dass es früher Vormittag war. Er zog die Gardinen zur Seite und schaute in die Landschaft. In weniger als 100 Meter Entfernung floss ein breiter Fluss vorbei, dessen unruhige Oberfläche in der Sonne glitzerte. Auf dem Streifen Land zwischen dem Flussufer und dem Gebäude, in dem er sich befand, lagen sorgsam angelegte Parzellen. Dunkelgrüne Pflanzen sprossen aus der roten Erde. Am gegenüberliegenden Flussufer setzte sich das gleiche Bild fort: Äcker und dazwischen verstreut ein paar Gebäude. Auf einigen Feldern waren Menschen zu sehen, die die Erde mit Hacken bearbeiteten oder ihre Ernte einbrachten.
    Am

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