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Die Bibliothek der Schatten Roman

Die Bibliothek der Schatten Roman

Titel: Die Bibliothek der Schatten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikkel Birkegaard
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regelrechte Menschenhatz auf nicht registrierte geben oder auf die, denen die Flucht aus dem Gefängnis gelungen ist. Eine Menge Energie wird darauf verwendet werden, die Fähigkeiten bereits bei Säuglingen aufzuspüren, und ›Spürhunde‹, elektronische oder
ausgebildete Verräter, werden uns aufspüren wie Jagdwild. Die Glücklichen unter uns, die verschont bleiben, werden in den Untergrund gehen und sich mit Gewalt verteidigen. Kriege werden ausbrechen…«
    »Danke, Lee«, fiel Kortmann ihm ins Wort. »Ich denke, wir haben die Pointe verstanden.«
    Lee wurde rot.
    »Entschuldigung, ich habe mich von der Stimmung mitreißen lassen«, gestand er verlegen. »Ich wollte nur illustrieren, dass keiner von uns einen Vorteil davon hat, wenn wir entlarvt werden. Weder Sender noch Empfänger.« Er lehnte sich zurück.
    »Auch wenn Lees Szenario ein wenig fantasievoll klingt, muss ich ihm Recht geben«, konstatierte Kortmann. »Wir sind anders, und darum müssen wir damit rechnen, anders und voraussichtlich nicht sehr freundlich behandelt zu werden, wenn sich herausstellt, wozu wir in der Lage sind.«
    »Hat nie jemand von Ihnen in der Öffentlichkeit über seine Fähigkeit gesprochen?«, wollte Jon wissen. »Es kommt mir ziemlich unwahrscheinlich vor, dass so etwas - wie lange, hundert Jahre? - geheim gehalten werden kann.«
    »Ach, viel länger«, platzte Birthe heraus. »Eher Jahrtausende. Die ersten Lettori waren lange vor Christi Geburt Chefbibliothekare in den antiken Bibliotheken. Damals war Bibliothekar noch ein prestigeträchtiger Job«, fügte sie mit einem Hauch von Bitterkeit in der Stimme hinzu. »Sie wurden als Staatsmänner und Gelehrte betrachtet. Das waren Menschen, die Einfluss auf die Entwicklung der Gesellschaft hatten, deren Meinung Gewicht hatte und die in allen Bereichen um Rat gefragt wurden. Eine optimale Ausgangsposition für einen Lettore, der seine Fähigkeiten bewusst einzusetzen weiß.«
    »Und es ist nichts bekannt, dass Sie mal kurz davor waren, entlarvt zu werden?«
    Birthe schüttelte den Kopf.

    »Es gibt nur sehr wenig konkrete Hinweise in unsere Richtung. Es gab Zeiten, in denen Gelehrte und alle, die schreiben und lesen konnten, mit großem Misstrauen betrachtet wurden, aber das wurzelte wahrscheinlich eher in Neid und Unwissenheit als in einer begründeten Angst vor unseren Fähigkeiten. In neuerer Zeit gibt es niemand, der seine Fähigkeiten auch nur andeuten würde.«
    »Könnte das ein Motiv sein? Dass jemand die Gesellschaft auffliegen lassen will?«, schlug Jon vor.
    »Eine verdammt umständliche Weise, das zu tun«, meinte Henning Petersen. »Warum kommt derjenige dann nicht mit direkten Anklagen? Die Wahrscheinlichkeit, dass irgendjemand einen Zusammenhang zwischen den Angriffen herstellt, ist minimal. Wer die Lettori bloßstellen will, muss ihr ganzes Geheimnis aufdecken.«
    Lee nickte eifrig.
    »Ganz meine Meinung. So eine Aufdeckung kann nur durch jemand erfolgen, der aus dem Milieu kommt. Und nur durch eine Demonstration der Fähigkeiten. Sollte das das Motiv sein, hätten wir längst schon etwas darüber in der Zeitung gelesen oder in einer Talkshow gesehen.«
    »Und was schlagen Sie vor?«, fragte Jon.
    Lee sah Katherina an.
    »Ich glaube…«, sagte er mit einem Blick auf Henning, ehe er fortfuhr. »Wir glauben, dass da etwas Größeres im Busche ist, irgendwer brütet etwas aus. Bisher haben wir es nur mit einleitenden Manövern zu tun, die uns ermüden und verwirren, unsere Aufmerksamkeit ablenken sollen, vielleicht alles zusammen. Sie werden bestimmt fragen, wer dieser Jemand sein könnte, und für mich ist die Antwort ganz eindeutig.« Er richtete den Blick auf Katherina. »Alles weist auf die Empfänger hin.« Er vollführte eine gleichzeitig abwehrende und entschuldigende Geste mit der Hand. »Ich sage nicht, dass du persönlich etwas damit zu tun hast. Es ist durchaus denkbar,
dass du wegen deiner Beziehung zu Luca außen vor gehalten wurdest.«
    »Und wie bitte sieht unser großartiger Plan aus?«, erkundigte sich Katherina mit unverhohlenem Sarkasmus. »Die Weltherrschaft an uns zu reißen, oder was?«
    Lee musterte Katherina mit einem zufriedenen Ausdruck, bevor er Jon ins Visier nahm.
    »Keine Ahnung, was sie vorhaben, ich suche bloß nach einer möglichen Antwort.«
    »Sie suchen?«
    Lee nickte.
    »Bei jeder Gelegenheit, die sich mir bietet. Die Spuren sind da draußen, im Internet, man muss sie nur aufstöbern und die Zusammenhänge erkennen. Bis jetzt

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