Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees
die Honigkuchen Mariens. Die Kuchen für die Himmelskönigin«, sagte Augusta.
Sie nahm einen Kuchen in ihre Hand, bröselte ein Stückchen davon ab und hielt es vor Mabelee, die direkt neben ihr stand. Augusta sagte: »Dies ist der Leib der Gebenedeiten Mutter.« Mabelee schloss die Augen und öffnete den Mund, und Augusta legte ihr das Kuchenstückchen auf die Zunge.
Nachdem Mabelee es heruntergeschluckt hatte, machte sie genau das Gleiche, was Augusta gerade getan hatte - sie zwickte ein Stück ab und gab es der nächsten Person im Kreis, das war Neil. Mabelee, die noch nicht einmal auf schwindelnd hohen Absätzen ein Meter fünfzig groß gewesen wäre, brauchte fast eine Trittleiter, um an seinen Mund zu reichen. Neil beugte sich hinunter und machte den Mund weit auf. »Dies ist der Leib der Mutter«, sagte Mabelee und schob den Krümel in seinen Mund.
Ich hatte nun wirklich keinen blassen Schimmer davon, was in der katholischen Kirche üblich war, aber trotzdem hatte ich das Gefühl, wenn der Papst das hier gesehen hätte, der wäre auf der Stelle zusammengebrochen. Bruder Gerald wäre das allerdings nicht passiert. Der hätte erst gar keine Zeit damit verschwendet, in Ohnmacht zu fallen, der hätte sofort damit begonnen, alles für einen umfangreichen Exorzismus vorzubereiten.
Ich sah dem zu und hatte das Gefühl, ich müsste in Tränen ausbrechen. Ich wusste nicht genau, warum.
Und wie das Leben so spielt - diejenige, die mir den Kuchen geben musste, war June. Ich machte den Mund auf, schloss die Augen und wartete auf den Leib der Mutter, da hörte ich, wie June in mein Ohr flüsterte: »Es tut mir Leid, dass ich am Anfang so barsch zu dir war.« Und dann entfaltete sich der süße Geschmack von Honig in meinem Mund.
Ich wünschte nur, Zach hätte neben mir stehen können, damit ich den Kuchen auf seine Zunge hätte legen können. Ich hätte ihm gesagt: Ich hoffe, dies versöhnt dich wieder ein wenig mit der Welt. Ich hoffe, es macht dich ein wenig sanfter. Aber stattdessen musste ich das Stückchen Kuchen Cressie geben, die es mit geschlossenen Augen aß.
Nachdem wir uns alle gegenseitig Kuchen gegeben hatten, gingen Neil und Zach in den Salon. Sie kamen zurück und trugen Unsere Liebe Frau der Ketten. Otis folgte ihnen, er schleppte die Ketten. Sie stellten sie aufrecht auf den roten Karren. Augusta beugte sich zu mir: »Wir werden jetzt die Geschichte Unserer Lieben Frau der Ketten nachspielen. Wir bringen sie jetzt zum Honighaus.«
Ich dachte: Unsere Liebe Frau wird die Nacht über im Honighaus sein. Bei mir.
Während Augusta den Karren langsam durch den Garten zog, stützten Neil und Zach Unsere Liebe Frau mit den Händen ab. Aber ich muss sagen - die Blumengirlande um den Karren machte das Ganze erst perfekt.
June trug ihr Cello, während die Töchter dem Karren mit brennenden Kerzen in den Händen in einer langen Reihe folgten. Sie sangen: »Maria, du Stern des Meeres, Maria, du hellster Mond, Maria, du Wabe voll von Honig.«
Rosaleen und ich folgten ganz zum Schluss, auch wir hatten Kerzen und versuchten, mitzusummen, wir kannten den Text ja nicht. Ich hielt eine Hand schützend vor meine Kerze, damit sie nicht ausgeblasen wurde.
An der Tür zum Honighaus hoben Neil und Zach die Statue aus dem Karren und trugen sie nach innen. Sugar-Girl stieß Otis mit dem Ellbogen an, dann trat auch er vor und half ihnen, sie zwischen der Schleuder und dem Setztank aufzustellen.
»Nun gut«, sagte Augusta. »Jetzt werden wir mit dem letzten Teil unserer Messe beginnen. Warum stellen wir uns nicht alle in einem Halbkreis um Unsere Liebe Frau herum auf.«
June spielte für uns ein düster klingendes Stück auf dem Cello, während Augusta die Geschichte der schwarzen Maria von Anfang bis Ende erzählte. Als sie zu der Stelle kam, an der die Sklaven das Herz Unserer Lieben Frau berührten, und davon sprach, wie sie ihnen Mut verlieh und Fluchtpläne einflüsterte, spielte June lauter.
»Unsere Liebe Frau wurde so mächtig«, sagte Augusta, »dass der weiße Herr sie forttrug und im Kutschhaus ankettete. Sie war niedergeworfen und gefesselt.«
»Oh gesegnete, gesegnete Mutter«, murmelte Violet.
Neil und Otis nahmen die Ketten und begannen, sie um Unsere Liebe Frau zu wickeln. So wie Otis die Ketten in der Dunkelheit herumschleuderte, war es ein Wunder, dass er niemanden damit erschlug.
Augusta fuhr fort: »Aber jedes Mal, wenn der weiße Herr sie im Kutschhaus angekettet hatte, löste sie die Ketten und
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