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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
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musste.
    Während ich damit beschäftigt war, mähte Zach den Rasen. Mit nacktem Oberkörper. Ich stellte die Klapptische unter den Myrtenbäumen auf, so dass die Luftschlangen direkt über uns hingen und uns beim Essen im Gesicht kitzeln konnten. Ich versuchte, gar nicht hinzusehen, wie seine glatte Haut von Schweißperlen glänzte, wie seine Hundemarke an der Kette um seinen Hals baumelte, wie tief seine Shorts auf den Hüften saßen und wie sich das kleine Haarbüschel kräuselte, das gleich unter seinem Nabel ansetzte.
    Er hackte große Mengen Unkraut aus, ohne dass ihn jemand darum gebeten hätte. Er schwang die Hacke mit wütenden Grunzern, während ich auf den Stufen saß und aus zwei Dutzend Gläsern Kerzenwachs pulen musste. Dann steckte ich neue Kerzen in die Gläser und verteilte sie überall auf dem Rasen, unter den Bäumen, vor allem aber in den kleinen Erdlöchern, aus denen er das Unkraut herausgerissen hatte.
    Auf der hinteren Veranda kurbelte Augusta das Butterfass und machte Eiscreme. Zu ihren Füßen lag ein Bündel Ketten. Ich sah erstaunt hin. »Wofür sind denn die?«
    »Das wirst du schon sehen«, sagte sie.
     
    Um sechs Uhr abends war ich vollkommen erschöpft von all dem Marientags-Spektakel, und dabei hatte das eigentliche Fest noch gar nicht richtig angefangen. Ich hatte gerade den letzten Punkt auf meiner Liste erledigt und ging Richtung Honighaus, um mich umzuziehen, als June und Neil in die Auffahrt einbogen.
    June tänzelte zum Haus und hielt dabei ihren Arm weit von sich gestreckt, damit ich ihren Ring bewundern konnte. Ich sah ihn an, und ich muss ehrlich sagen, Neil hatte sich selbst übertroffen. Nicht, dass der Ring riesengroß gewesen wäre, er war einfach nur wunderschön. Es war ein silberner Ring mit einem Diamanten, der in einer Fassung mit Bogenrand steckte.
    »Das ist der aller-, allerschönste Ring, den ich je gesehen habe«, sagte ich.
    June hielt die Hand von sich, spreizte die Finger und drehte sie hierhin und dahin, ließ den Diamanten im Licht funkeln. »Ich glaube, May hätte er auch gefallen«, sagte sie.
    Dann kamen die ersten Autos mit den Töchtern Mariens, und June stolzierte ihnen entgegen, den Arm weit ausgestreckt.
    Im Honighaus hob ich erst einmal das Kissen hoch, um sicherzugehen, dass das Foto von meiner Mutter und das Bild der schwarzen Maria noch da waren. Festtag hin oder her, heute Abend musste ich die Wahrheit von Augusta erfahren. Bei dem Gedanken durchlief mich ein nervöses Schaudern. Ich setzte mich auf mein Feldbett und spürte, wie sich etwas in mir aufbaute - und schwer auf meinem Herzen lag.
    Als ich zurück zum rosa Haus ging, in sauberen Shorts und einem frischen Oberteil, mit ordentlich gekämmtem Haar, machte ich einen Moment lang halt, um mir den Anblick genau einzuprägen: Augusta, June, Rosaleen, Zach, Neil, Otis und all die Töchter Mariens stehen auf dem frisch gemähten Rasen neben den Tischen, ihr Gelächter klingt voll und herzhaft. Berge von Essen. Blauweiße Luftschlangen kräuseln sich im Wind. Die Weihnachtslichter glühen in farbigen Spiralen um die Veranda herum, und alle Kerzen sind angezündet, obwohl die Sonne noch immer nicht ganz untergegangen ist. Jedes Molekül Luft strahlt in einem roten Feuer.
    Ich sagte zu mir: Ich liebe diesen Ort von ganzem Herzen.
    Die Töchter machten einen großen Wirbel um mich - wie gut ich roch, wie fantastisch mein Haar aussah. Lunelle sagte: »Möchtest du, dass ich dir einen Hut mache?«
    »Wirklich? Du würdest mir einen Hut machen?« Mir war zwar vollkommen schleierhaft, wo ich jemals in meinem Leben einen von Lunelle kreierten Hut tragen könnte, aber natürlich wollte ich unbedingt einen haben. Zumindest könnte ich eines Tages damit beerdigt werden.
    »Natürlich mache ich dir einen Hut. Ich mache dir einen Hut, so einen hast du noch nie gesehen! Welche Farbe würde dir denn gefallen?«
    Augusta, die mit einem Ohr zugehört hatte, sagte: »Blau« und zwinkerte mir zu.
    Zuerst wurde gegessen. Inzwischen hatte ich gelernt, dass Essen bei den Töchtern an erster Stelle stand. Als wir damit fertig waren, war die Röte aus dem Tag gewichen, und die Nacht entfaltete sich um uns herum, kühlte alles ab, färbte und tönte den Abend in Violett und Schwarz-Blau. Dann brachte Rosaleen die Platten mit den Honigkuchen heraus und stellte sie auf einen der Tische.
    Augusta bat uns alle, uns im Kreis um den Tisch herum zu stellen. Das Programm des Marientages war nun in vollem Gange.
    »Dies sind

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