Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
Vom Netzwerk:
wurden sie gemein. Zach, du musst mir versprechen, dass du nicht so wirst.«
    »Ich will das auch nicht«, sagte er.
    »Ich auch nicht.«
    Er beugte sein Gesicht zu mir herunter und küsste mich. Zuerst fühlte es sich an, als ob Mottenflügel gegen meinen Mund schlugen, dann öffnete er seinen Mund ein wenig. Er küsste mich sehr sanft, aber gleichzeitig auch hungrig. Mir gefiel, wie er schmeckte, wie seine Haut roch und wie sich seine Lippen öffneten und schlossen, öffneten und schlossen. Ich schwebte auf einem Fluss voller Licht. Inmitten von Fischen. Geschmückt mit Fischen. Und obwohl ich so wundervolle Schmerzen in meinem Körper spürte, obwohl ich fühlte, wie das Leben unter meiner Haut bebte und wie die Liebe mir die Sinne umnebelte, trotz alledem konnte ich immer noch fühlen, wie die Fische an meinem Herzen starben.
    Als der Kuss vorbei war, sah er mich an, sein Gesicht brannte. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie schwer ich dieses Schuljahr arbeiten werde. Diese Tage im Gefängnis werden mich antreiben, nur noch bessere Noten zu bekommen. Und wenn das Jahr vorbei ist, dann hält mich nichts und niemand, dann geh ich hier weg und aufs College.«
    »Ich weiß, du wirst es schaffen«, sagte ich. »Du schaffst das.« Und das waren nicht nur leere Worte.
    Er sah mich an, dann drehte er sich um und sagte: »Ich möchte, dass du weißt, dass...«
    Ich trat näher zu ihm. »Dass ich was weiß?«
    »Dass, dass ich dich sehr gern habe. Ich muss ständig an dich denken.«
    Mir kam in den Sinn, ihm zu sagen, dass es Dinge gab, die er nicht von mir wusste, dass er mich danach vielleicht nicht mehr so sehr mögen würde, aber ich lächelte und sagte: »Ich mag dich auch sehr.«
    »Im Moment wäre es noch sehr schwierig für uns, zusammen zu sein, Lily, aber später, wenn wir etwas älter sind und wenn ich jemand geworden bin, dann, dann werden wir zusammen sein.«
    »Versprichst du das?«
    »Ich verspreche es.« Er nahm die Kette mit seiner Hundemarke vom Hals und legte sie mir um. »Damit du das niemals vergisst.«
    Das silberne Rechteck rutschte unter meine Bluse, wo es kalt und sicher zwischen meinen Brüsten baumelte. Zachary Lincoln Taylor ruhte dort, an meinem Herzen.
    Und ich ging bis zum Hals ins Wasser.

Wenn die Königin einen höheren Grad von Intelligenz besitzen würde, wäre sie wahrscheinlich vollkommen neurotisch. Aber so ist sie schüchtern und flatterig, wohl, weil sie den Stock niemals verlässt und ihre Tage in völliger Dunkelheit verlebt, in einer Art ewiger Nacht, die sie in ununterbrochenen Wehen verbringt... Ihre wahre Rolle ist denn auch weniger die einer Königin, als die einer Mutter, der Mutter des ganzen Stocks, und so wird sie auch oft bezeichnet. Aber das ist eigentlich blanke Ironie, denn sie besitzt keinerlei mütterlichen Instinkt oder angeborene Fähigkeit, sich um ihre Nachkommen zu kümmern.
    KAPITEL 12
    Ich wartete auf Augusta in ihrem Zimmer. Im Warten hatte ich reichlich Erfahrung, schließlich hatte ich mein ganzes Leben lang gewartet: Dass mich die Mädchen in der Schule zu was auch immer einluden. Dass T. Ray endlich netter zu mir wäre. Dass die Polizei käme und uns in das Gefängnis in den Everglades zerren würde. Dass meine Mutter mir ein Zeichen der Liebe schickte.
    Zach und ich waren draußen geblieben, bis die Töchter Mariens im Honighaus fertig waren. Wir hatten ihnen geholfen, das Durcheinander im Garten aufzuräumen, ich stapelte Teller und Tassen, und Zach klappte die Tische zusammen. Queenie hatte mit einem Lächeln gesagt: »Und wieso seid ihr zwei so mittendrin verschwunden?«
    »Es hat mir zu lange gedauert«, sagte Zach.
    »Ach so, deshalb«, neckte sie ihn, und Cressie kicherte.
    Als Zach ging, schlüpfte ich zurück ins Honighaus und holte das Foto meiner Mutter und ihr Bild der schwarzen Maria unter meinem Kissen hervor. Ich hielt beides fest umklammert, als ich an den Töchtern vorbei huschte, die in der Küche waren und den Abwasch machten. Sie riefen hinter mir her: »Wo gehst du denn hin, Lily?«
    Ich wollte wirklich nicht unhöflich sein, aber ich konnte ihnen nicht antworten, ich konnte nicht ein Wort belanglosen Geredes herausbringen. Ich wollte endlich alles über meine Mutter wissen. Nichts Anderes war mir wichtig.
    Ich marschierte schnurstracks in Augustas Zimmer. Es war erfüllt von dem Geruch von Bienenwachs. Ich knipste eine Lampe an und setzte mich auf die Zederntruhe am Ende ihres Betts und faltete meine Hände bestimmt acht oder zehn

Weitere Kostenlose Bücher