Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
Vom Netzwerk:
dem Bus ab. Sie hatten sie wie eine Teppichrolle unter die Arme geklemmt, und die Ketten schlugen gegen ihren Körper. Ich hatte erwartet, dass sie wieder den Karren nehmen würden oder zumindest etwas, was ein wenig würdevoller war als das hier. Und als ob das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, als sie die Statue absetzten, stellten sie die Maria mitten in einen Ameisenhaufen, was bei den Tieren eine Massenflucht auslöste. Wir mussten wie toll herumspringen und sie von den Füßen abschütteln.
    Sugar-Girls Perücke - genauer gesagt, ihr »Perücken-Hut«, denn aus irgendeinem Grund bestand sie darauf, sie so zu nennen - war ihr von dem ganzen Gehüpfe bis auf die Augenbrauen gerutscht, und wir mussten eine Pause machen, damit sie ins Haus gehen und sich wieder herrichten konnte. Otis rief ihr nach: »Ich hab dir doch gesagt, du sollst das blöde Ding nicht anziehn. Es ist zu heiß für’ne Perücke. Die rutscht dir doch vor lauter Schweiß nur auf’m Kopf hin und her.«
    »Wenn ich meinen Perücken-Hut anziehen will, zieh ich ihn an«, sagte sie im Gehen.
    »Ach, mach doch, was du willst«, blaffte er zurück und sah uns an, als ob wir alle auf seiner Seite wären, dabei standen wir natürlich hundert Prozent hinter Sugar-Girl. Nicht, dass wir ihre Perücke gemocht hätten - ganz im Gegenteil, sie war das scheußlichste Ding, das ich je gesehen habe -, wir mochten es nur nicht, wenn Otis ihr sagte, was sie zu tun hatte.
    Als sich schließlich alles wieder beruhigt hatte, sagte Augusta: »Gut, nun sind wir alle hier versammelt, und seht, hier ist Unsere Liebe Frau.«
    Ich besah sie ganz genau, ich war stolz, wie sauber sie war.
    Augusta las Marias Worte aus der Bibel: »,Denn siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter...’«
    »Selig bist du Maria«, unterbrach Violet. »Selig, selig bist du Maria.« Sie schaute in den Himmel, und wir sahen alle nach oben und fragten uns, ob sie vielleicht einen Blick von Maria, die durch die Wolken stieg, erhascht hatte. »Selig bist du, Maria«, sagte sie noch ein letztes Mal.
    »Heute feiern wir die Auferstehung Mariens«, sagte Augusta. »Wir feiern, wie sie von ihrem Schlafe auferstanden und in den Himmel aufgefahren ist. Und wir sind hier, um uns die Geschichte Unserer Lieben Frau der Ketten ins Gedächtnis zu rufen, um uns ins Gedächtnis zu rufen, dass die Ketten sie nicht halten konnten. Denn Unsere Liebe Frau entkam ein jedes Mal.«
    Augusta griff nach dem Ende der Kette und löste eine Windung von der schwarzen Maria, ehe sie die Kette an Sugar-Girl weitergab, die sie etwas weiter loswickelte. Jede von uns machte mit, wir alle lösten eine Windung der Kette. Ich erinnere mich noch gut an das klackernde Geräusch, das die Kette machte, als sie sich löste und zu Füßen der Maria auf einen Haufen sank, es klang wie Violets Worte: selig, selig, selig.
    »Maria ist auferstanden«, sagte Augusta, und ihre Stimme ballte sich in einem Flüstern. »Sie fährt auf in ihre himmlischen Höhen.« Die Töchter hoben die Arme. Selbst Otis hielt die Arme geradewegs in die Luft gehoben.
    »Unsere Mutter Maria wird nicht niedergeworfen und gefesselt sein«, sagte Augusta. »Und genauso wird es ihren Töchtern widerfahren: Wir werden auferstehen, meine Töchter, wir... werden... auferstehen.«
    June stieß ihren Bogen über die Saiten des Cellos. Ich wollte meine Arme mit all den anderen heben, ich wollte eine Stimme hören, die aus dem Himmel kommt und zu mir spricht: Du wirst auferstehen, ich wollte spüren, dass es möglich war, aber sie hingen wie gelähmt an mir herunter. Im Innern fühlte ich mich klein und verachtenswert. Verlassen. Jedes Mal, wenn ich die Augen schloss, sah ich den Bus.
    Die Töchter blieben stehen, ihre Arme reichten bis zum Himmel, und sie verströmten das sichere Gefühl, sie würden mit Maria auferstehen. Dann holte Augusta hinter Junes Stuhl ein Glas Honig der Schwarzen Madonna hervor, und was sie dann tat, holte alle wieder zurück auf den Boden der Wirklichkeit. Sie öffnete den Deckel und schüttete das ganze Glas über den Kopf Unserer Lieben Frau.
    Honig floss über das Gesicht der Maria, über ihre Schultern, glitt hinunter in die Falten ihres Kleides. Das Stückchen einer Honigwabe blieb in der Beuge des Ellbogens Unserer Lieben Frau stecken.
    Ich sah hinüber zu Rosaleen und dachte: Na toll, da haben wir uns so angestrengt, all den Honig von ihr abzuwischen, und jetzt schütten sie ihn wieder drüber.
    Ich fand, dass mich

Weitere Kostenlose Bücher