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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
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Mitnehmen«, sagte ich, »und zwei Coca Cola bitte.«
    Während ich auf das Mittagessen wartete, ging ich im Geschäft hin und her, um für das Abendessen einzukaufen: ein paar Päckchen gesalzener Erdnüsse, Buttermilchkekse, zwei verpackte Chili-Käse-Sandwichs, saure Drops und eine Dose Red Rose Kautabak. Ich baute alles auf der Theke auf.
    Als er mit den Tellern und den Flaschen zurückkam, schüttelte er den Kopf. »Tut mir Leid, heute ist Sonntag. Ich darf nichts aus dem Laden verkaufen, nur aus dem Restaurant. Deine Großmutter sollte das doch wissen. Wie heißt sie eigentlich?«
    »Rose«, sagte ich. Ich las es einfach von der Tabakdose ab.
    »Rose Campbell?«
    »Ja, Sir, Rose Campbell.«
    »Ich dachte immer, ihre Enkel seien alles Jungs.«
    »Nein, Sir, sie hat auch eine Enkelin.«
    Er nahm den Beutel mit den sauren Drops. »Lass es einfach hier liegen. Ich räum es schon weg.«
    Die Kasse machte »Ping«, und die Schublade fuhr aus. Ich kramte das Geld aus meiner Tasche hervor und bezahlte.
    »Könnten Sie mir die Flaschen bitte aufmachen?«, fragte ich, und während er zurück in die Küche ging, ließ ich den Red Rose Kautabak in meine Tasche gleiten und zog sie zu.
    Rosaleen war zusammengeschlagen worden, musste mit leerem Magen herumlaufen, auf dem nackten Boden schlafen, und wer konnte schon sagen, wie lange es dauern würde, bis sie wieder im Gefängnis war oder sogar umgebracht würde? Sie hatte sich ihren Tabak wirklich verdient.
    Ich stellte mir gerade vor, wie ich Jahre später einen Dollar in einen Umschlag stecken und hierher schicken würde, um eine Schuld zu begleichen, die, so würde ich schreiben, mein Leben fortan bestimmt hatte, als mir auf einmal bewusst wurde, dass ich auf das Bild der schwarzen Maria sah. Also, nicht auf irgendein Bild von irgendeiner schwarzen Maria. Sondern auf genau das gleiche, genau das Bild, das meine Mutter gehabt hatte! Die dunkle Maria blickte mich von den Etiketten Dutzender Honiggläser an. HONIG DER SCHWARZEN MADONNA stand darauf.
    Die Tür ging auf, und eine Familie kam herein, direkt von der Kirche. Mutter und Tochter waren gleich angezogen, beide in blauen Kleidern mit weißen, niedlichen Rundkragen. Durch die Tür strömten Wellen verschwommenen Lichtes, mit Sprenkeln von Gelb. Das kleine Mädchen nieste, und seine Mutter sagte: »Komm her und putz dir die Nase.«
    Ich sah noch einmal auf die Honiggläser, auf die bernsteinfarbenen Lichter, die darin schwammen, und zwang mich, ruhig zu atmen: Hinter der grauen Fassade unserer mühseligen Tage verbergen sich lauter prächtige Wunder, wir ahnen es nur nicht.
    Ich dachte an die Bienen, die bei Nacht in mein Zimmer gekommen waren, sie waren Teil dieses Wunders hier. Genauso wie die Stimme, die ich am Tag zuvor gehört hatte: Lily Melissa Owens, auch du hast Flügel, und die so klar und deutlich gesprochen hatte wie gerade die Frau in Blau zu ihrer Tochter.
    »Hier sind deine Colas«, sagte der Mann mit der Fliege.
    Ich zeigte auf die Honiggläser. »Woher haben Sie denn die?«
    Er nahm wohl an, dass ich so verstört klang, weil ich völlig fassungslos wäre. »Ach ja, ich weiß, was du meinst. Viele Leute kaufen den Honig nicht, weil da die Jungfrau Maria als Farbige drauf ist, aber die Frau, die den Honig macht, ist selber’ne Farbige.«
    »Wie heißt sie?«
    »Augusta Boatwright«, sagte er. »Sie hat ihre Bienen hier überall in der Gegend.«
    Ruhig weiter atmen, ganz ruhig weiter atmen. »Wissen Sie, wo sie wohnt?«
    »Aber sicher, es ist das irrste Haus, das du je gesehen hast! Angemalt ist es - sieht aus, als wär’s aus quietschrosa Kaugummi. Deine Großmutter kennt es ganz bestimmt - du musst durch die Stadt durch, und bleib aber auf der Main Street, bis sie dann auf den Highway nach Florence trifft.«
    Ich ging zur Tür. »Danke.«
    »Und grüß deine Großmutter von mir!«, sagte er.
    Rosaleens Schnarcher ließen die Bank erzittern. Ich schüttelte sie. »Wach auf. Hier ist dein Kautabak, aber steck ihn schnell in deine Tasche, denn ich hab nicht wirklich dafür bezahlt.«
    »Du hast ihn gestohlen?«, fragte sie.
    »Na, musste ich ja wohl, sie dürfen sonntags doch nichts aus dem Laden verkaufen.«
    »Dein Leben führt geradewegs in die Hölle«, sagte sie.
    Ich breitete unser Mittagessen wie ein Picknick auf der Bank aus, brachte aber keinen Bissen herunter, erst musste ich ihr von der schwarzen Maria auf dem Honigglas und dieser Imkerin namens Augusta Boatwright erzählen.
    »Glaubst du nicht

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