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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
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keine - nur Baptisten und Methodisten -, aber wir hatten sicherheitshalber Regeln bekommen, falls sich doch eines Tages unser Weg mit irgendwelchen Katholiken kreuzen würde: Wir sollten ihnen einen Plan, der aus fünf einfachen Schritten bestand, zur Errettung ihrer Seelen vorschlagen. Allerdings war nicht sicher, ob sie ihn dann auch annehmen würden. Wir hatten in der Kirche einen Plastikhandschuh bekommen, auf dessen Fingern die einzelnen Schritte erklärt standen. Man musste am kleinen Finger anfangen und sich bis zum Daumen vorarbeiten. Einige Frauen hatten ihren Rettungshandschuh immer in der Handtasche.
    Die einzige Geschichte mit Maria, über die bei uns gesprochen wurde, war die von dieser Hochzeit - als sie ihren Sohn sozusagen gegen seinen Willen dazu gebracht hatte, in der Küche einfaches Wasser in Wein zu verwandeln. Das hatte mich schon sehr verwirrt, denn in unserer Kirche gab es keinen heiligen Wein und erst recht keine Frauen, die etwas zu sagen hatten. Aber irgendwie musste meine Mutter ja wohl mit Katholiken zu tun gehabt haben, und den Gedanken fand ich ziemlich aufregend!
    Ich steckte das Bild wieder in meine Tasche. Rosaleen schlief noch immer und gab kleine Luftstöße von sich, die ihre Lippen leicht beben ließen. Sie würde wahrscheinlich noch bis zum Jüngsten Tag schlafen, also schüttelte ich ihren Arm, bis mich ihre Augen endlich anblinzelten.
    »Gütiger Gott, bin ich steif«, sagte sie. »Ich fühl mich, als hätt mich wer mit’nem Stock verprügelt.«
    »Aber du bist doch auch verprügelt worden!«
    »Aber nich’ mit’nem Stock«, sagte sie.
    Ich wartete, bis sie sich mühsam aufgerappelt hatte - es dauerte endlos, bis sie ihre Glieder zum Leben erweckt hatte, und dabei gab sie zahlreiche Grunzer und Seufzer von sich.
    »Was hast du geträumt?«, fragte ich sie, als sie endlich auf den Beinen war.
    Sie blickte in die Baumwipfel und rieb sich die Ellenbogen. »Na, lass mich mal nachdenken. Ich hab geträumt, dass Reverend Martin Luther King Jr. vor mir kniet und mir die Fußnägel mit Spucke lackiert, und meine Nägel warn so rot, als hätt er vorher rote Pfefferschoten gegessen.«
    Ihr Traum ging mir im Kopf herum, als wir uns auf den Weg nach Tiburon machten. Rosaleen bewegte sich tatsächlich, als ob sie auf gesalbten Füßen ginge und als ob sie mit ihren roten Zehen über die ganze Landschaft herrschte.
    Wir kamen an verblassten Scheunen vorbei, an fast vertrockneten Maisfeldern, an Hereford-Kühen, die gemächlich wiederkäuten und dreinschauten, als wären sie mit ihrem Schicksal ganz zufrieden. In der Ferne konnte ich Farmhäuser mit großen Toren erspähen und Gärten mit Schaukeln, die aus Traktorrädern gemacht waren und an Seilen von Ästen herabbaumelten. Daneben wuchsen Windmühlen empor, deren gewaltige silberne Blätter leise quietschten, sobald ein Lufthauch aufkam. Die Sonne hatte alles durchgebacken, die Stachelbeeren an den Hecken waren zu Rosinen verschmort.
    Der Asphalt wurde zu Schotter. Ich lauschte dem Knirschen, das er bei jedem Schritt unter unseren Schuhen machte. In der Mulde zwischen Rosaleens Schlüsselbeinen sammelte sich ein Pfuhl aus Schweiß. Ich wusste nicht, wessen Magen lauter nach Essen verlangte, ihrer oder meiner, aber mir war unterwegs eingefallen, dass heute Sonntag war und die Geschäfte natürlich geschlossen hatten. Ich fürchtete, wir müssten am Ende noch Löwenzahn und wilde Rüben essen oder Wurzeln aus dem Boden graben, um überhaupt am Leben zu bleiben.
    Dann und wann wehte der Gestank von frischer Jauche von den Feldern herüber und dämpfte meinen Hunger zum Glück ein wenig, aber Rosaleen sagte: »Ich könnt ein ganzes Maultier aufessen.«
    »Wenn wir in der Stadt einen Laden finden, der offen ist, geh ich rein und besorg uns etwas zu essen«, sagte ich ihr.
    »Und was is’ mit’nem Bett?«, fragte sie.
    »Wenn es da kein Motel gibt, müssen wir uns eben ein Zimmer mieten.«
    Sie lächelte mich an. »Lily, Kind, da wird’s kein Haus geben, in dem sie’ne Farbige nehmen. Und wenn sie die Jungfrau Maria selber is’, niemand wird ihr’n Bett geben, solang sie farbig is’.«
    »Na, und was ist dann der Sinn von diesem ganzen Bürgerrechtsgesetz?«, sagte ich und blieb mitten auf der Straße stehen. »Heißt das denn nicht, dass dich die Leute jetzt in ihren Motels übernachten und ihren Restaurants essen lassen müssen, wenn du das willst?«
    »Klar, das heißt’s, aber da wirste die Leute wohl zu zwingen müssen.«
    Die

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