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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
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Tagtraum, in dem Zach den Laster am Straßenrand anhielt, weil er vor lauter Schneegestöber nichts mehr sehen konnte, und wir machten eine Schneeballschlacht, bewarfen uns gegenseitig mit weißer, weicher Wolle aus Schnee. Ich stellte mir vor, wie wir uns eine Schneehöhle bauen und dicht aneinander gekuschelt einschlafen würden, um uns zu wärmen, Arme und Beine ineinander verschlungen wie schwarzweiße Zöpfe. Bei dem Gedanken durchfuhr es mich so sehr, dass ich anfing zu zittern. Ich klemmte meine Hände unter die Arme, mein Schweiß war so kalt wie Eiswasser.
    »Alles klar bei dir?«, fragte Zach.
    »Sicher, warum?«
    »Du zitterst.«
    »Mir geht’s gut. Das passiert schon mal.«
    Ich drehte mich weg und sah aus dem Fenster, aber dort gab es nichts zu sehen außer Feldern und hin und wieder einer verfallenen Scheune oder einem alten, verlassenen Haus. »Wie weit ist es denn noch?«, sagte ich in einem Ton, als ob mir die Fahrt nicht schnell genug zu Ende gehen würde.
    »Was ist denn los? Bist du sauer?«
    Ich antwortete nicht, guckte stattdessen geradeaus durch die dreckige Windschutzscheibe.
    Als wir vom Highway in eine Schotterstraße voller Schlaglöcher abbogen, sagte Zach, wir wären jetzt auf dem Grundstück von Mr. Clayton Forrest, der Gläser mit Honig der schwarzen Madonna und Bienenwachskerzen in sein Wartezimmer stellte und an seine Klienten verkaufte. Zu Zachs Arbeiten gehörte es, herumzufahren und überall dahin frischen Nachschub an Honig und Kerzen zu bringen, wo sie im Auftrag von Augusta verkauft wurden.
    »Ich darf immer ein bisschen bei Mr. Forrest im Büro bleiben«, sagte er.
    »Hm-hm.«
    »Er erzählt mir dann von all den Fällen, die er gewonnen hat.«
    Wir kamen über eine tiefe Furche und wurden dabei so stark von unseren Sitzen geschleudert, dass wir uns die Köpfe am Dach des Lasters stießen. Aus irgendeinem Grund kippte meine Stimmung völlig. Ich musste so sehr lachen, als ob mich jemand festhalten und auskitzeln würde. Je öfter mein Kopf an das Dach schlug, umso schlimmer wurde es, bis ich einen regelrechten Lachanfall hatte. Ich lachte so, wie May weinte.
    Anfangs fuhr Zach absichtlich in Rillen und Löcher, um mich zum Lachen zu bringen, aber dann wurde er ein bisschen unruhig, weil ich nicht mehr aufhören konnte. Er räusperte sich und fuhr dann immer langsamer, bis es nicht mehr ruckelte.
    Endlich beruhigte ich mich. Es schien alles aus mir herausgekommen zu sein, was immer das auch gewesen war. Ich erinnerte mich an den Tag, als sich die Töchter Mariens versammelt hatten und ich in Ohnmacht gefallen war, wie schön das gewesen war, und dachte, wie gerne ich jetzt hier in dem kleinen Laster umkippen würde. Ich beneidete die Schildkröten um ihre Panzer, in denen sie jederzeit verschwinden konnten.
    Ich musste immerzu Zach ansehen, wie er atmete, wie sich das T-Shirt über seiner Brust spannte, wie er einen Arm auf das Lenkrad gelegt hatte. Seinen dunklen, starken Arm. Wie sich wohl seine Haut anfühlen würde...
    Ich war ja so dumm gewesen zu glauben, man könnte sich gar nicht zu Negern hingezogen fühlen. Ich hatte allen Ernstes geglaubt, das wäre einfach nicht möglich, so wie Flüsse nicht aufwärts fließen und Salz niemals süß schmeckt. Ein Naturgesetz. Aber vielleicht fühlte ich mich ja auch nur deshalb zu ihm hingezogen, weil es nicht sein durfte. Oder aber Gefühle meldeten sich einfach, ohne Rücksicht auf die Regeln, nach denen wir leben und sterben mussten. Du musst dir im Gegenteil genau das vorstellen, was es noch nicht gibt , hatte Zach gesagt.
    Er hielt den Honigwagen bei einer Gruppe von zwanzig Stöcken, die unter einer Reihe von Bäumen standen, wo die Bienen im Sommer vor zu viel Sonne und im Winter vor Wind geschützt waren. Bienen waren viel empfindlicher, als ich jemals gedacht hatte. Wenn sie nicht gerade Würmer hatten, dann setzten ihnen bestimmt Pestizide zu oder einfach nur das schlechte Wetter.
    Er kletterte aus dem Wagen und zerrte unsere Ausrüstung von der Ladefläche - Helme, neue Zargen, frische Bruträhmchen und den Raucher, den er mir reichte, damit ich ihn anzünden konnte. Ich ging durch wilden Kampfer und Azaleen, schritt über die Hügel von Feuerameisen und schwang den Raucher hin und her, während er die Deckel abnahm und in den Stöcken nachsah, ob es versiegelte Rähmchen gab.
    Er bewegte sich dabei, als wäre er von wahrer Liebe für die Bienen erfüllt. Ich konnte kaum glauben, wie sanft und behutsam er sein konnte. Aus

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