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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
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werden.
    Er knipste den Schalter an, und die Schleuder fing an, sich zu drehen, wurde immer schneller. »Und warum bist du eigentlich hier?«
    »Rosaleen und ich sind auf dem Weg nach Virginia, da werde ich bei meiner Tante leben. Mein Vater ist bei einem Traktorunfall gestorben, und ich habe schon ganz lange keine Mutter mehr. Und so geh ich lieber zu meiner Familie, ehe ich noch ins Waisenhaus muss oder so.«
    »Aber wieso bist du gerade hier ?«
    »Ach so, du meinst bei Augusta. Wir sind per Anhalter gefahren und mussten bei Tiburon aussteigen. Dann haben wir an Augustas Tür geklopft, und sie hat uns aufgenommen. So einfach war das.«
    Er nickte, als ob das vollkommen einleuchtend klänge.
    »Und wie lange arbeitest du schon hier?«, fragte ich, froh darüber, das Thema wechseln zu können.
    »Seit ich auf der High School bin. Ich komme jeden Samstag und den Sommer über gleich nach der Schule, außer wenn Football ist. Mit dem Geld, das ich hier verdiene, hab ich mir letztes Jahr ein Auto gekauft.«
    »Den Ford da draußen?«
    »Ja, das ist ein 59er Ford Fairlane«, sagte er.
    Er knipste den Schalter wieder aus, und die Schleuder kam grummelnd zum Stehen. »Komm mit, ich zeig ihn dir.«
    Der Lack glänzte - ich konnte mein Gesicht darin spiegeln. Er hatte das Auto bestimmt Nächte lang mit seinem Unterhemd poliert. Ich ging um das Auto herum und strich mit einem Finger über die Kühlerhaube, als würde ich mit einem weißen Handschuh prüfen, ob es auch makellos sauber wäre.
    »Du kannst mir Fahrunterricht geben«, sagte ich.
    »Aber nicht in dem Auto.«
    »Warum nicht?«
    »Weil du aussiehst wie eins dieser Mädchen, die immer irgendwas kaputt machen.«
    Ich fuhr herum und sah, dass er grinste. Und da war auch dieses kleine Grübchen wieder.
    »Du ganz bestimmt«, sagte er. »Du machst alles kaputt.« Zach und ich arbeiteten jeden Tag im Honighaus. Augusta und Zach hatten den Honig schon aus fast allen Stöcken herausgeholt, aber es standen noch immer stapelweise Zargen herum.
    Wir machten die Wärmepfanne an und fingen das Wachs in einem Zinntrog auf, dann stellten wir die Rähmchen in die Zentrifuge und filterten den Honig durch einen nagelneuen Nylonschlauch. Augusta ließ immer noch ein wenig Pollen im Honig, weil das gesund war, und so achteten wir natürlich auch darauf. Manchmal brachen wir Wabenstückchen ab und legten sie unten in die Gläser, bevor wir Honig hineinfüllten. Wir mussten aufpassen, dass es neue Waben ohne Eier waren, schließlich will ja niemand in seinem Honig Bienenmaden haben.
    Und wenn wir damit fertig waren, füllten wir die Kerzenformen mit Bienenwachs und wuschen Einmachgläser aus, bis meine Hände so rissig wurden wie die Schalen von Maiskolben.
    Die einzige Zeit des Tages, der ich nicht gerne entgegensah, war das Abendessen, wenn ich mit June an einem Tisch sitzen musste. Eigentlich sollte jemand, der für Sterbende musiziert, doch ein richtig lieber Mensch sein. Ich konnte nicht verstehen, warum sie mich so wenig leiden konnte.
    »Und wie läuft es bei dir, Lily?«, fragte sie mich jeden Abend beim Essen. So, als ob sie es vor dem Spiegel eingeübt hätte.
    Ich sagte dann immer: »Bei mir läuft es bestens. Und wie läuft es bei Ihnen, June?«
    Sie sah dann zu Augusta hinüber, die das Ganze mit verfolgte wie ein unglaublich interessantes Tischgespräch. »Wirklich gut«, sagte June dann immer.
    Nachdem wir das hinter uns hatten, falteten wir die Servietten auseinander und bemühten uns nach Leibeskräften, uns während des Essens zu ignorieren. Ich wusste, dass Augusta versuchte, Junes barsches Benehmen mir gegenüber auszugleichen, aber am liebsten hätte ich zu ihr gesagt: Das wird sowieso nie was mit June Boatwright und mir. Gib’s doch einfach auf.
    Eines Abends sagte Augusta nach den »Gegrüßet Seist Du, Marias«: »Lily, wenn du gerne das Herz Unserer Lieben Frau berühren möchtest, kannst du das natürlich machen, nicht wahr, June?«
    Ich sah hinüber zu June, die sich ein Lächeln abrang.
    »Ein andermal vielleicht«, sagte ich.
    Sollte ich je in meinem Bett im Honighaus im Sterben liegen, und wäre June die Einzige, die mich retten könnte, ich würde mir eher die Zunge abbeißen, als nach ihr zu rufen. Ich würde lieber sterben und direkt in den Himmel fahren. Oder aber in die Hölle. Da war ich mir inzwischen nicht mehr so sicher.
    Die beste Mahlzeit war das Mittagessen, das Zach und ich unter dem kühlen Schatten der Kiefern einnahmen. May machte uns fast

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