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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
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hier auch los«, sagte Rosaleen.
    June gab ein pfeifendes Geräusch von sich, Rosaleen schüttelte den Kopf. Neuerdings war die Hautfarbe das Zentrum unseres Sonnensystems, um das sich alles andere dreht. Seit die Sommerferien von der Schule angefangen hatten, ging es nur noch um die Hautfarbe. Ich war es leid.
    Zu Beginn des Sommers war in Sylvan das Gerücht umgegangen, dass ein Bus mit Leuten aus New York City kommen würde, um das öffentliche Schwimmbad auch für Schwarze zu öffnen. Wir standen kurz davor, in Sylvan den Notstand ausrufen zu müssen, denn für uns Südstaatler gibt es nichts Schlimmeres, als wenn jemand vom Norden runter kommt und meint, uns erklären zu müssen, wie wir leben sollen. Dann das Drama mit den Männern an der Esso Tankstelle. Es wäre besser gewesen, Gott hätte von Anfang an nur eine einzige Hautfarbe erschaffen.
    Als May zurück in die Küche kam, sagte Augusta: »Dann wollen wir jetzt das Essen genießen«, was hieß, über Jack Palance wurde bei Tisch nicht gesprochen.
    May ließ drei große Tomaten auf den Tisch plumpsen, und während sie mit Rosaleen die Tomaten in Scheiben schnitt, ging Augusta in das Wohnzimmer und legte eine Nat King Cole Platte auf - der Plattenspieler war so alt, dass die Schallplatten noch nicht einmal automatisch auf den Plattenteller fielen. Sie fand Nat King Cole wahnsinnig toll und drehte die Lautstärke ganz weit auf, und als sie zurück in die Küche kam, hatte sie die Stirn so gerunzelt wie jemand, der in etwas hineinbeißt, das so lecker schmeckt, dass es fast wehtut. June rümpfte die Nase. Sie mochte natürlich nur Beethoven und so was Ernstes. Sie ging aus der Küche und machte die Musik leiser. »Dabei kann ich nicht denken«, sagte sie.
    Augusta sagte: »Weißt du was? Du denkst viel zu viel. Dir würde es verdammt gut tun, nicht so viel nachzudenken, sondern einfach mal deinem Gefühl zu folgen.«
    June sagte darauf, sie würde lieber in ihrem Zimmer essen. Besten Dank.
    Mir war das ganz recht, denn während ich zusah, wie May und Rosaleen die Tomaten schnitten, hatte ich die ganze Zeit überlegt, wie ich wohl sagen würde: Möchten Sie Tomaten June? Sind die Tomaten nicht köstlich? Jetzt blieb mir das erspart.
    Wir aßen, bis wir uns nicht mehr rühren konnten, ein Zustand, mit dem ein Essen bei Familientreffen in South Carolina üblicherweise endet. Zach stand auf und sagte, er würde sich jetzt auf den Weg zu Clayton Forrests Büro machen, um ihm den Honig zu liefern.
    »Kann ich mitkommen?«, fragte ich.
    Augusta stieß ihren Tee um. Dabei verschüttete Augusta sonst nie etwas. May, sicher, aber nicht Augusta. Der Tee lief über den Tisch und tropfte auf den Boden. Ich dachte, das Drama eines verschütteten Getränks würde May zum Heulen bringen. Aber sie stand nur auf, summte ihr »O Susanna« sogar ziemlich ruhig und nahm ein Handtuch.
    »Ich weiß nicht recht, Lily«, sagte Augusta.
    »Bitte.« Ich wollte mit Zach zusammen sein und auch meinen Horizont erweitern, indem ich das Büro eines richtigen Rechtsanwalts sah.
    »Na schön«, sagte sie.
    Sein Büro lag in einer Straße hinter der Main Street, auf der Rosaleen und ich an jenem Sonntag vor drei Wochen in die Stadt eingezogen waren. Er hatte ein wirklich großes Haus mit schwarzen Fensterläden und einer umlaufenden Veranda, auf der bequeme Schaukelstühle standen, wahrscheinlich, damit sich die Leute vor Erleichterung da hineinwerfen konnten, wenn er ihren Fall gewonnen hatte. Auf dem Rasen stand sein Schild: CLAYTON FORREST, RECHTSANWALT.
    Seine Sekretärin war eine weißhaarige Dame, die aussah, als wäre sie bestimmt achtzig Jahre alt. Sie saß an ihrem Schreibtisch im Empfangsbereich und trug gerade feuerroten Lippenstift auf. Ihr Haar war dauergewellt und lag in kleinen Locken, die leicht bläulich schimmerten, um ihren Kopf.
    »Hallo, Miss Lacy«, sagte Zach. »Ich bringe Honig.«
    Sie steckte den Lippenstift wieder in seine Hülse und sah ein wenig verärgert aus. »Noch mehr Honig«, sagte sie und schüttelte den Kopf. Sie gab einen übertriebenen Seufzer von sich und griff in ihre Schublade. »Hier ist das Geld für die letzte Lieferung drin.« Sie legte einen Briefumschlag auf den Schreibtisch.
    Sie sah zu mir herüber. »Dich kenne ich aber nicht.«
    »Ich bin Lily«, sagte ich.
    »Sie wohnt bei Augusta«, erklärte Zach.
    »Du wohnst in ihrem Haus ?«, fragte sie.
    Ich hätte ihr gerne gesagt, dass ihr Lippenstift in die Falten um ihren Mund herum kroch. »Ja,

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