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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
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Ma’am, genau da.«
    »Na, ich muss los«, sagte sie. Sie nahm ihre Handtasche und stand auf. »Ich habe einen Zahnarzttermin. Stell die Gläser da drüben auf den Tisch.«
    Ich konnte genau vor mir sehen, wie sie die Neuigkeit gleich im Wartezimmer allen erzählen würde, die darauf warteten, ihre Karies weggebohrt zu bekommen: Also, da war so ein weißes Mädchen bei uns im Büro, so eine Lily, die wohnt bei den farbigen Boatwright Schwestern. Na, finden Sie das nicht auch ein wenig befremdlich?
    Nachdem sie gegangen war, kam Mr. Forrest aus seinem Büro. Als Erstes fielen mir seine roten Hosenträger auf. Ich hatte noch nie gesehen, dass auch dünne Männer Hosenträger anhatten, aber es stand ihm, und sie passten zu seiner roten Krawatte. Er hatte sandfarbenes Haar und buschige Augenbrauen, die sich zu seinen blauen Augen hin wellten, und er hatte viele Lachfältchen im Gesicht, was immer auf ein gutes Herz schließen lässt. So gut, dass er es nicht fertig brachte, Miss Lacy loszuwerden.
    Er sah mich an. »Und wer ist denn diese hübsche junge Dame?«
    »Lily... ähm.« Ich konnte mich nicht erinnern, welchen Nachnamen ich im Moment benutzte. Das lag wahrscheinlich daran, dass er mich hübsch genannt hatte, was mich völlig durcheinander gebracht hatte. »Lily, einfach Lily.« Ich stand da und sah wahrscheinlich dumm und linkisch aus, so wie ich einen Fuß hinter den anderen klemmte. »Ich wohne im Moment bei Augusta, bis ich nach Virginia gehe, um da bei meiner Tante zu leben.« Ich hatte große Angst, wo er doch Anwalt war, er ließe mich einen Lügendetektortest machen.
    »Wie schön. Augusta ist eine gute Freundin von mir«, sagte er. »Ich hoffe, es gefällt dir bei ihr?«
    »Ja, Sir, sehr sogar.«
    »An was für einem Fall arbeiten Sie gerade?«, fragte Zach und steckte den Umschlag mit der Imkerpinke in seine Tasche und stellte den Karton mit den Gläsern auf den kleinen Tisch beim Fenster. Darauf stand ein gerahmtes Schild: HONIG ZU VERKAUFEN.
    »Ach, das übliche Einerlei. Urkunden, Testamente. Aber ich hab etwas für dich. Komm mal mit ins Büro, ich zeig’s dir.«
    »Ich warte hier draußen und stell die Gläser auf«, sagte ich, weil ich mich nicht aufdrängen wollte, und vor allem aber, weil ich mich in seiner Gegenwart komisch fühlte.
    »Sicher? Du kannst gerne mitkommen.«
    »Sicher, ich bleib lieber hier.«
    Sie verschwanden den Gang hinunter. Ich hörte, wie eine Tür geschlossen wurde. Auf der Straße hupte ein Auto. Die Klimaanlage im Fenster blies, aus ihr tropfte Wasser in eine Schüssel auf dem Boden. Ich baute die Gläser zu einer Pyramide auf. Sieben unten, vier darüber und eins ganz oben, aber es sah nicht besonders gelungen aus, und so stellte ich sie dann in einfachen Reihen hin.
    Ich ging im Zimmer herum und sah mir die Bilder an, die eine ganze Wand bedeckten. Da war das Diplom von der Universität von South Carolina und eins von der Duke Universität. Daneben hing ein Bild mit Mr. Forrest auf einem Boot, er trug eine Sonnenbrille und hielt einen Fisch in die Kamera, der bestimmt so groß war wie ich. Daneben schüttelte Mr. Forrest Bobby Kennedy die Hand. Und schließlich Mr. Forrest und ein kleines, blondes Mädchen, mit den Füßen im Meer. Sie sprang über eine Welle. Die Gischt sprühte einen blauen Fächer hinter sie, einen Pfauenschwanz aus Wasser, und er half ihr über die Welle, zog sie hoch und lächelte zu ihr hinunter. Ich bin sicher, er wusste, was ihre Lieblingsfarbe war, was sie gerne aß, einfach alles, was sie mochte.
    Dann setzte ich mich auf eines der beiden roten Sofas im Zimmer. Williams. Endlich war mir mein derzeitiger Nachname eingefallen. Ich zählte die Zimmerpflanzen. Vier. Die Dielenbretter vom Schreibtisch bis zur Tür. Fünfzehn. Ich schloss die Augen und stellte mir den Ozean vor, wie er da liegt in der Farbe glänzenden Silbers, mit weißem Schaum darauf, überall funkelndes Licht. Ich sah mich selbst, wie ich über eine Welle sprang. T. Ray hielt meine Hand, zog mich hoch und ließ mich hinter der Welle wieder runter. Ich musste mich allerdings sehr anstrengen, um das sehen zu können.
    Zweiunddreißig Wörter für Liebe.
    War es so unvorstellbar, dass er eines davon für mich übrig haben könnte, und wenn es nur ein geringes Wort wäre, das man für die weniger wichtigen Dinge wie Erdnüsse in Cola braucht? War es ausgeschlossen, dass T. Ray wusste, dass ich die Farbe Blau liebte? Was, wenn er zu Hause wäre und sagen würde: Warum um alles in

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