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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
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Bürgerrechtsgesetz in Kraft zu setzen.
    Augusta schaltete das Radio aus. Es reichte. Wir konnten unmöglich noch den Rest der Welt retten.
    »Ich habe in die Stöcke rings um das Haus schon Zuckerwasser gebracht«, sagte sie. »Zach kümmert sich um die Stöcke östlich von Tiburon, also haben wir beide den Westen.«
    Wir brauchten den ganzen Morgen, um die Bienen zu retten. Wir mussten in einen abgelegenen Winkel tief in den Wäldern fahren, wo es kaum noch Straßen gab und wo fünfundzwanzig Bienenstöcke auf Pfählen standen. Sie sahen wie eine kleine, versunkene Stadt inmitten einer Wildnis aus. Wir hoben die Deckel an und füllten die Futterkammern mit Zuckerwasser. Wir hatten zuvor auch Zucker in unsere Taschen gefüllt, und jetzt streuten wir etwas davon auf den Rahmen der Futterkammern, als kleine Zugabe.
    Irgendwie schaffte ich es, mich am Handgelenk stechen zu lassen, als ich den Deckel auf einen Stock aufsetzte. Augusta zog den Stachel heraus.
    »Aber ich habe ihnen doch Liebe geschickt«, sagte ich. Ich fühlte mich betrogen.
    Augusta sagte: »Das heiße Wetter macht die Bienen närrisch, ganz gleich, wie viel Liebe du ihnen schickst.« Sie zog eine kleine Flasche mit Olivenöl und Bienenpollen aus ihrer Tasche und rieb meine Haut damit ein - ihr patentiertes Wundermittel. Trotzdem hatte ich eigentlich gehofft, es nie ausprobieren zu müssen.
    »Betrachte dich als initiiert«, sagte sie. »Ohne jemals gestochen worden zu sein, bist du keine richtige Bienenhüterin.«
    Eine richtige Bienenhüterin. Bei diesen Worten wurde mir ganz warm und wohlig ums Herz, und genau in diesem Moment erhob sich mit lautem Geflatter eine Schar von Amseln vom Grund einer Lichtung und malte den Himmel schwarz. Ich dachte: Das ist ja wie im Märchen! Damit hatte sich die Liste meiner Berufsmöglichkeiten um eine verlängert: Schriftstellerin, Englischlehrerin und Bienenhüterin.
    »Glaubst du, ich könnte eines Tages selber Bienen haben?«, fragte ich.
    Augusta sagte: »Hast du mir nicht erst letzte Woche gesagt, unter den Dingen, die du liebst, wären Bienen und Honig? Wenn dem so ist, dann wirst du eine wunderbare Bienenhüterin. Man braucht überhaupt nicht außergewöhnlich gut zu sein, Lily, es reicht, wenn man das, was man tut, wirklich liebt.«
    Von dem Stich ging ein beißender Schmerz bis zu meinem Ellbogen aus, und ich staunte, wie weh einem so ein winziges Geschöpf tun konnte. Allerdings kann ich mit einigem Stolz verkünden: Geklagt habe ich nicht. Wenn man gestochen worden ist, ist man gestochen worden, da ist es gleich, wie sehr man jammert. Ich kehrte zurück zu meiner Mission, der Bienenrettung.
    Als wir endlich in alle Stöcke Wasser gegeben und so viel Zucker verstreut hatten, dass ein erwachsener Mensch davon glatt fünfzig Pfund zunehmen könnte, fuhren wir nach Hause, verschwitzt, ausgehungert und kurz davor, in unserem eigenen Schweiß zu ertrinken.
     
    Als wir in die Einfahrt bogen, saßen Rosaleen und May auf der hinteren Veranda und gönnten sich eine Tasse süßen Tees. May sagte, unser Mittagessen sei im Kühlschrank, kalte Sandwichs mit Schweinekotelett und Krautsalat. Während wir aßen, hörten wir June oben in ihrem Zimmer Cello spielen, als ob etwas gestorben wäre.
    Wir schlangen unser Essen bis auf den letzten Krümel wortlos hinunter, dann lehnten wir uns zurück. Wie würden wir unsere müden Körper wohl jemals wieder in eine aufrechte Lage bringen können? Da hörten wir von draußen ein Kreischen und Lachen, wie man es eigentlich nur vom Pausenlärm auf dem Schulhof kennt. Augusta und ich schleppten uns zur Veranda, um zu sehen, was da los war. Los waren May und Rosaleen, sie sprangen im Garten herum und rannten komplett angezogen durch den Wasserstrahl des Rasensprengers. Sie waren völlig aus dem Häuschen.
    Rosaleens Muumuu war schon klatschnass und klebte am Körper, May machte aus ihrem Rock eine Art Schüssel und füllte sie mit Wasser und spritzte es sich ins Gesicht. Das Sonnenlicht fiel direkt auf ihre nassen Zöpfe und ließ sie funkeln.
    »Das ist dann wohl das Ende der Menschheit«, sagte Augusta.
    Als wir beide in den Garten kamen, hob Rosaleen den Sprenger und zielte auf uns. »Kommt her, ihr kriegt auch’ne Dusche«, rief sie, und platsch! traf uns ein Strahl eiskalten Wassers mitten auf die Brust.
    Rosaleen hielt den Sprenger nach unten und füllte Mays Kleid. »Kommt her, ihr kriegt auch’ne Dusche«, echote May, rannte hinter uns her und klatschte uns das Wasser

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