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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
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abhauen«, sagte er.
    Nichts.
    Jetzt kamen die Leute aus den Geschäften und versammelten sich in kleinen Gruppen. Ich starrte auf Zachs Hinterkopf. Ich fühlte mich, als hätte mein Herz ein Fenster, aus dem ich mich so weit wie möglich hinauslehnte, um zu sehen, was Zach tun würde. Ich wusste, eine Petze zu sein war das Allerletzte, aber ich wünschte mir von ganzem Herzen, dass er mit dem Finger auf den Jungen zeigen und sagen würde: Der hier war’s, der hier. Dann hätte er wieder in den Honigwagen steigen und wir hätten uns davonmachen können.
    Na los, Zach.
    Er drehte den Kopf ein wenig und sah mich aus den Augenwinkeln an. Dann zuckte er leicht mit den Schultern, und ich wusste, das war es dann. Er würde niemals den Mund aufmachen. Es war, als ob er mir sagen wollte: Tut mir Leid, aber das sind meine Freunde.
    Er hatte sich entschieden zu bleiben. Er hatte sich entschieden, einer von ihnen zu sein.
     
    Ich sah zu, wie der Polizist Zach und die anderen Drei in sein Auto schob. Als er wegfuhr, machte er Sirene und Blaulicht an, wahrscheinlich wollte er sein Publikum, das auf dem Bürgersteig herumstand, nicht enttäuschen.
    Ich saß im Laster, als wäre ich erstarrt, als wäre die Welt um mich herum erstarrt. Die Menge hatte sich aufgelöst, die Autos fuhren der Reihe nach aus der Stadt heraus nach Hause. Die Geschäfte wurden geschlossen. Ich blickte durch die Windschutzscheibe, als würde ich das Testbild ansehen, das jeden Abend um Mitternacht im Fernsehen kam.
    Nachdem die Lähmung von mir abgefallen war, überlegte ich, was ich tun sollte, wie ich bloß nach Hause kommen sollte. Zach hatte die Wagenschlüssel, sonst hätte ich selber versucht zu fahren, obwohl ich das Gaspedal nicht vom Bremspedal unterscheiden konnte. Es hatte kein einziges Geschäft mehr auf, also konnte ich nirgendwo telefonieren, und als ich ein öffentliches Telefon entdeckte, fiel mir ein, dass ich kein Geld bei mir hatte. Ich stieg aus dem Laster und ging los.
    Als ich eine halbe Stunde später beim rosa Haus ankam, sah ich, dass sich Augusta, June, Rosaleen, Neil und Clayton Forrest bei den langen Schatten nahe der Hortensien versammelt hatten. Ihr Stimmengemurmel schwebte hinauf in das verdämmernde Licht. Ich hörte Zachs Namen. Ich hörte, wie Mr. Forrest das Wort »Gefängnis« benutzte. Ich nahm an, Zach hätte ihn angerufen, mit dem einen Anruf, den er hatte, und nun war Mr. Forrest hier und überbrachte die Neuigkeiten.
    Neil stand bei June, was mir zeigte, dass sie all das Kommbloß-niezurück und Duegoistisches-Miststück nicht wirklich ernst gemeint hatten. Ich ging auf sie zu, sie bemerkten mich nicht. Am anderen Ende der Straße verbrannte jemand sein abgemähtes Gras. Der ganze Himmel war von einem säuerlichgrünen Geruch erfüllt, und Aschefetzen flogen über meinen Kopf.
    Als ich mich ihnen von hinten näherte, sagte ich »Augusta?«.
    Sie zog mich zu sich. »Gott sei Dank. Da bist du ja. Ich wollte gerade los, dich suchen.«
    Ich erzählte ihnen, was passiert war, während wir zum Haus zurückgingen. Augusta hatte ihren Arm um meine Taille gelegt, als ob sie Angst hätte, mir würden wieder die Sinne schwinden, dabei waren sie nie schärfer gewesen: Das Blau der Schatten, ihre Formen, die sich gegen das Haus abzeichneten - bedrohliche Tiere, ein Krokodil, ein Grizzlybär - der Geruch von Alka-Seltzer um Clayton Forrests Kopf, die weiße Strähne in seinem Haar, das Gewicht unserer Sorge, das sich wie Gummi um unsere Knöchel schlang und unsere Schritte lähmte.
    Wir saßen in den Stühlen mit den Sprossen im Rücken um den Küchentisch herum, bis auf Rosaleen, die Tee einschüttete und eine Platte mit Käsesandwichs auf den Tisch stellte. Als ob irgendjemand etwas hätte essen können. Rosaleens Haar war sorgfältig um ihren Kopf herum geflochten, May hatte ihr wohl nach dem Essen die Haare gemacht.
    »Wie sieht es denn mit einer Kaution aus?«, sagte Augusta.
    Clayton räusperte sich. »Richter Monroe ist nicht in der Stadt, er hat bis Mittwoch Urlaub, und es sieht wohl so aus, dass bis dahin niemand rauskommt.«
    Neil stand auf und ging hinüber zum Fenster. Sein Haar war am Hinterkopf zu einem ordentlichen Viereck geschnitten. Ich versuchte, mich darauf zu konzentrieren und nicht zusammenzuklappen. Bis Mittwoch waren es noch fünf Tage! Fünf Tage.
    »Und, geht es ihm gut?«, fragte June. »Er ist doch nicht verletzt, oder?«
    »Sie haben mich nur eine Minute zu ihm gelassen«, sagte Clayton, »aber es

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