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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
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auf Bänken, die wohl Betten sein sollten, und starrten uns an, als wir vorbeigingen. Einer der Jungen warf einen Knopf gegen die Wand, er spielte irgendein Spiel. Er hörte damit auf, als wir vorbeikamen.
    Mr. Hazelwurst führte uns zu der letzten Zelle. »Zach Taylor, du hast Besuch«, sagte er und sah auf seine Uhr.
    Als Zach auf uns zukam, fragte ich mich, ob er wohl Handschellen tragen und Fingerabdrücke abgeben musste, ob er fotografiert und herumgestoßen worden war. Ich wollte so gerne durch die Gitterstäbe greifen und ihn berühren, meine Finger auf seine Haut legen, nur wenn ich ihn berührte, könnte ich sicher sein, dass dies hier alles wirklich geschah.
    Als klar wurde, dass Mr. Hazelwurst uns nicht allein lassen würde, fing Augusta an zu sprechen. Sie sprach von einem der Stöcke, die auf der Haney Farm standen, dessen Bienen geschwärmt waren. »Du weißt ja, welchen ich meine«, sagte sie, »den, bei dem es schon die Probleme mit den Milben gegeben hat.«
    Sie beschrieb jede noch so kleine Einzelheit, erzählte, wie sie in den Stunden der Dämmerung überall nach den Bienen gesucht hatte, wie sie den Wald hinter den Wassermelonenfeldern durchkämmt hatte, bis sie schließlich die Bienen in einer jungen Magnolie gefunden hatte, wo der ganze Schwarm wie ein schwarzer Ballon hing, der sich in den Zweigen verfangen hatte. »Ich habe dann den Trichter genommen und sie in die Schwarmkiste gesetzt«, sagte sie, »und dann habe ich sie zurück in den Stock gebracht.«
    Ich glaube, sie wollte Zach klar machen, dass sie nicht ruhen würde, bis er wieder bei uns zu Hause war. Zach hörte mit wässrig braunen Augen zu. Er schien erleichtert darüber zu sein, dass das Gespräch bei Bienenstöcken und Schwärmen blieb.
    Ich hatte mir auch ein paar Sätze überlegt, die ich zu ihm sagen wollte, aber jetzt fiel mir kein einziges Wort mehr ein. Ich stand einfach nur daneben, erfüllt von Zärtlichkeit und Schmerz, während Augusta ihm Fragen stellte - wie ging es ihm, was brauchte er?
    Als Mr. Hazelwurst dann sagte: »Zeit ist um, raus hier!«, sah Zach in meine Richtung. Eine Ader malte sich direkt über seiner Schläfe ab. Ich sah, wie sie bebte, wie das Blut hindurchströmte. Ich wollte ihm etwas sagen, das ihm helfen würde, ihm sagen, dass wir uns ähnlicher waren, als er ahnte, aber es war so albern. Ich wollte durch die Gitterstäbe hindurchgreifen und die Ader berühren, durch die sein Blut rauschte. Aber das tat ich dann doch nicht.
    »Schreibst du viel in dein Notizbuch?«, fragte er, und seine Stimme und sein Gesichtsausdruck schienen plötzlich seltsam verzweifelt.
    Ich sah ihn an und nickte. In der Zelle nebenan machte der Junge - Jackson - ein Geräusch, eine Art Katzenschrei, was diesen Augenblick zwischen Zach und mir einfach nur blöd und billig erscheinen ließ. Zach warf ihm einen wütenden Blick zu.
    »Na los jetzt, ihr hattet eure fünf Minuten«, sagte der Polizist. Augusta legte die Hand auf meinen Rücken und schob mich Richtung Ausgang.
    Es schien, als ob Zach mich etwas fragen wollte. Er machte den Mund auf, dann schloss er ihn wieder.
    »Ich schreib all das hier für dich auf«, sagte ich. »Ich mache daraus eine Geschichte.«
    Ich weiß nicht, ob es das war, was er mich hatte fragen wollen, aber das wollen wir doch alle - dass jemand das Unrecht, das einem angetan wird, sieht und niederschreibt, damit es etwas bedeutet.
     
    Wir bemühten uns nicht einmal, vor May zu lächeln. Wenn sie im Raum war, sprachen wir zwar nicht über Zach, aber wir taten auch nicht so, als wäre die Welt rosig und eitel Sonnenschein. June zog sich hinter ihr Cello zurück, so wie sie es immer tat, wenn Trauer aufkam. Und eines Morgens, auf dem Weg zum Honighaus, blieb Augusta stehen und sah auf die Bremsspuren, die Zachs Auto in der Auffahrt hinterlassen hatte. Als sie dort so stand, dachte ich, sie würde gleich anfangen zu weinen.
    Alles, was ich tat, war mir schwer und mühsam - ob ich das Geschirr abtrocknete, beim Beten kniete oder auch nur die Laken zurückschlug, um ins Bett zu gehen.
    Am zweiten Tag des Monats August, als wir den Abwasch nach dem Abendessen erledigt und die »Gegrüßet Seist Du, Marias« aufgesagt hatten, meinte Augusta, heute Abend wird nicht mehr Trübsal geblasen, heute sehen wir uns etwas Lustiges im Fernsehen an. Und das machten wir auch, als das Telefon klingelte. Bis zu diesem Tag fragen sich Augusta und June, wie anders unser aller Leben verlaufen wäre, wenn eine von ihnen

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