Die Bienenkönigin
gegenüberstehen.
Wenn mein Chauffeur die Tür öffnet und Bee sieht, wer aussteigt, wird ihr Gesicht aschfahl, und sie sinkt ohnmächtig auf die
Pflastersteine. Rowena, gefolgt von ihren Bediensteten, die aus den Fenstern gespäht haben, eilt herbei und trägt sie zurück
ins Haus.
Ich folge ihnen und lasse sie hinter mir, wie sie um das hilflose Nuttchen flattern, zu dem Bee geworden ist und das sie vergeblich
wiederzubeleben versuchen. So wie sie aussieht, wird sie noch sehr lange besinnungslos bleiben und mir die Möglichkeit bieten,
ohne Aufsichtsperson durch das Haus zu streifen. Alles entspricht meiner Erwartung – das Haus, die Zimmer – alles grandioser
als jedes Haus, das Talbot je für mich hat bauen lassen. Es gibt Grund zur Eifersucht. Hier – das Flair verführerischen und
betörenden Wohlstands, aber auch eine Aura der Behaglichkeit, wie ich sie im Ambiente der Häuser, die Talbot und ich bewohnten,
nie hatte schaffen können. Warum ist das so? Jetzt jedenfalls muss ich ausschließlich auf mich selbst achten. Es war ein Schock,
Bee Auge in Auge gegenüberzutreten. Wirklich unheimlich,
wie
sehr wir einander ähneln. Ich möchte sogar bezweifeln, dass Freunde uns auseinanderhalten könnten. Sogar Rowena und ihr |82| Gefolge sind – das ist nicht zu übersehen – trotz der Sorge um Bee fassungslos wegen unserer Ähnlichkeit.
In Bees Schlafzimmer stehe ich schließlich wie gebannt und sehe mich um – hier wurde also immerzu gefickt … Ich werfe einen
Blick aus dem Fenster und sehe, wie sich weit unten ein weißer Fleck bewegt – ein Tier, das im Tal grast. Es bewegt sich noch
mal, und als es davonprescht, wird mir klar … es ist das Einhorn! Gnädiger Gott – dieser Schlag trifft mich härter als alles
Bisherige, und ich lasse meiner Wut freien Lauf, indem ich in den Schubladen wühle und willkürlich herausfische, was mir in
die Hände fällt. Obwohl ich Kleider und Wäsche besitze, die nicht weniger exquisit sind als ihre, verzehre ich mich nach den
chartreusefarbenen Nachtgewändern, mit Valenciennes-Spitze gesäumt, nach den seidigen Tangas, den Taschentüchern, Büstenhaltern
(zu groß für meine winzigen Brüste) und gerate immer mehr in Rage, denn überall, wohin ich blicke – nicht nur gestickt, sondern
auch geprägt: die Biene, die kleine, so kostbare Krone, die mich in den Wahnsinn treibt. Das Wappen befindet sich sogar auf
ihrer gottverdammten goldenen Zahnbürste. Jetzt, da ich endlich in ihrem Schlafzimmer bin, nehme ich mir das Recht heraus,
mich auf das Bett zu legen, auf dem sie und Talbot ihrer schändlichen Wollust frönten. Wie ich dort liege und meinen nächsten
Schachzug plane, muss ich mir eingestehen, dass es eine große Herausforderung ist, mir |83| etwas einfallen zu lassen, das ausreichen könnte, den Aufruhr zu übertreffen, den ich durch meinen theatralischen Auftritt
ausgelöst habe. Alles ist perfekt nach Plan verlaufen, doch die Eifersucht zehrt an mir, und ich schäume innerlich, wenn ich
mir vorstelle, dass Talbot hier an dieser Stelle liegt und sie fickt – nicht mich. Was soll ich nur tun, um das rasende Feuer
der verletzten Gefühle zu löschen?
Vielleicht könnte es helfen, eins von ihren Gewändern anzuziehen und den Weg ins Wohnzimmer zu finden, wo ich sie zurückgelassen
hatte – auf dem Boden und ohne Besinnung –, um dort mit meiner Schönheit zu prahlen, die nach Tagen im Spa in voller Blüte
steht. Ja – dieser Gedanke verleiht mir die Energie, einen Wandschrank zu öffnen, aber darin hängen ausschließlich weiße Kaftane,
und die sind zu keusch für meinen Geschmack. In anderen Schränken entdecke ich aber Kleider in Smaragdgrün, Apricot, Safran,
Zimt – in Schnitten und Farben, die Talbot für mich ausgesucht hatte. Es gibt nicht ein Kleid in diesem Schrank, das mir nicht
wie angegossen gepasst hätte, aber ich entscheide mich für eines aus purpurrotem Chiffon. Als ich mich im Spiegel betrachte,
um zu überprüfen, ob es mir steht – sehe ich nicht mich, sondern Bee, die sich völlig erholt hat und auf der Türschwelle steht.
Aber ist sie es wirklich? Wir sehen einander so ähnlich – ist es vielleicht nur mein Spiegelbild? Derartige Gedanken stieben
mir wie Quecksilberkügelchen durch den Kopf, und ich bekomme Migräne bei dem Versuch, |84| einen von ihnen zu fangen, um danach zu handeln. Aber nein, sie machen mich nur verrückt.
Als ich am nächsten Morgen erwache, erinnere
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