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Die Bischöfin von Rom

Die Bischöfin von Rom

Titel: Die Bischöfin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckel
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diese Gegend bewohnten. Sie waren nicht weniger gastfreundlich als die Cornovier weiter im Norden, litten jedoch sichtlich unter der Herrschaft der Römer, denen sie Abgaben verschiedenster Art zu leisten hatten. Noch mehrmals begegneten die junge Frau und ihr Gefährte Scharen schwerbewaffneter Legionäre, denen sie nicht immer auszuweichen vermochten. Einmal versuchte ein betrunkener Soldat, Eolo herauszufordern, aber der Barde reagierte, wenn auch zähneknirschend, besonnen und verhinderte so Schlimmeres.
    Eolo Goch vermied damit möglicherweise, daß er und Branwyn in Eisen geschlagen und in ein Kastell verschleppt wurden, welches einen halben Tagesmarsch weiter in einer Schleife des Gwy lag. Auf einem Schleichweg umgingen sie das Truppenlager und hatten dabei von den Hügeln aus einen guten Blick auf die massiven rechteckigen Steinmauern, die wuchtigen Tortürme sowie die regelmäßig angeordneten Gebäude im Inneren der Umwallung. Etwas abseits des Kastells, das nach Einschätzung des Barden eine Kohorte, also rund ein halbes Tausend Legionäre, beherbergte, gab es zudem eine zivile Ansiedlung.
    »Der Vicus, der zu jedem römischen Militärlager gehört«, erläuterte Eolo. »Dort wohnen die Maurer, welche die Festung instand halten, die Waffen- und Roßschmiede, aber auch die Schlachter, Bäcker, Gerber und sonstigen Handwerker, die für die Versorgung der Garnison nötig sind. Hinzu kommen im Hinterland – dort drüben zum Beispiel – große Höfe, wo Getreide angebaut und Vieh gezüchtet wird. Diese Arbeiten werden freilich nicht von den Besatzern unseres Landes geleistet, sondern von versklavten Ordovikern unter der Knute römischer Aufseher.«
    »Wer einen anderen Menschen unterdrückt, beleidigt die Göttin!« stieß Branwyn hervor. »So lehrten es mich Penarddun, Arawn und Kigva.«
    »Der christliche Gott hingegen, dem sehr viele Römer anhängen, erlaubt die Sklaverei offenbar«, versetzte der Barde mit bitterem Unterton.
    »Vater Jacwb und die Getauften auf der Ynys Vytrin hätten derartige Menschenverachtung verurteilt!« widersprach die junge Frau. »Sie steht im Widerspruch zu allem, was Jesus predigte!«
    »Auf eurem Eiland lebten keltische Christen«, lenkte Eolo ein. »Sie waren nicht Untertanen der römischen Staatskirche …«
    Nachdenklich nickte Branwyn; gleich darauf beschleunigte sie ihre Schritte, um so schnell wie möglich von dem Legionslager, dessen Anblick sie jetzt noch ärger als zuvor bedrückte, wegzukommen.
    Jenseits des Kastells wurde die Landschaft wieder rauher, was den Vorteil hatte, daß sie bis zum Fuß einer Gebirgskette, die Eolo Goch als die Schwarzen Berge bezeichnete, von Römern unbehelligt blieben. Hier verließen sie das Tal des Gwy; auch anschließend, während der tagelangen Überquerung des Gebirges, trafen sie nicht auf Legionäre. Nachdem sie die Bergketten hinter sich gebracht hatten, hielten sie sich direkt nach Osten und wanderten durch flacheres Hügelland, das sich allmählich in eine Tiefebene absenkte, bis sie schließlich – der späte Frühling ging jetzt bereits in den Sommer über – von einem Dünenrücken aus einen sehr breiten Meeresarm gewahrten.
    Der Barde deutete auf den Fluß, der am nördlichen Ende des Fjords mündete. »Das ist der Severn, von dem ich dir bereits erzählte. Zusammen mit dem Meerbusen, der denselben Namen trägt, bildet er die östliche Grenze von Cymru; sobald wir ihn überschritten haben, sind wir auf dem Gebiet der Catuvellauner. Südlich davon liegen die Wohnstätten der Beiger; ihre Vorfahren waren die ersten Kelten, die vor beinahe tausend Jahren in ihren Curraghs nach Britannien übersetzten …«
    »Und in dem Land, das sie heute bewohnen, befinden sich der See und die Insel von Avalon!« unterbrach Branwyn. »Ich kann es kaum erwarten, die heiligen Stätten endlich mit eigenen Augen zu sehen! Wie lange werden wir noch unterwegs sein?«
    »Acht bis zehn Tage«, schätzte Eolo. »Allerdings nur, wenn wir keine Schwierigkeiten mit den Römern bekommen – besonders in der Nähe der Städte, über die wir ja ebenfalls schon sprachen. Morgen werden wir, hoffentlich unbehelligt, Glevum passieren, später müssen wir an Aquae Sulis vorbei. Erst wenn wir das geschafft haben, dürfen wir aufatmen, denn dann führt der restliche Weg zur Ynys Avallach wieder durch einsame Gegenden.«
    »Ceridwen wird uns beschützen!« sagte Branwyn tapfer, rückte ihr Bündel auf der Schulter zurecht und machte sich entschlossen an

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