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Die Bischöfin von Rom

Die Bischöfin von Rom

Titel: Die Bischöfin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckel
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fügte ernster hinzu: »Dein Herz ist erfüllt von Liebe zu Ceridwen – aber zugleich voller Leid. Ich vermag beides zu spüren, sowohl das Lichte als auch das Dunkle, und ich bin sicher, die Göttin sorgte für unser Zusammentreffen, damit du über das sprechen kannst, was dich quält.«
    »Ceridwen rief mich zu diesem Ort«, flüsterte Branwyn. »Und heute begegne ich zum ersten Mal, seit die Bösartigkeit des Weißen Drachen über die Ynys Vytrin hereinbrach, in dir einer Schwester …«
    Wortlos nahm die Druidin sie in ihre Arme; als sie sich wieder voneinander lösten, sagte die Ältere: »Ich bin Bendigeida – und wie heißt du?«
    Nachdem auch Branwyn ihren Namen genannt hatte, führte Bendigeida sie zu einer Erdbank an der Südseite des Menhirs. Sie setzten sich; während die Sonne langsam höher kletterte, erfuhr die Druidin alles, was die junge Frau an ihrer Seite im Verlauf des vergangenen dreiviertel Jahres erlebt hatte. Mitfühlend hörte Bendigeida zu, gelegentlich stellte sie eine anteilnehmende Frage; endlich schloß Branwyn: »So gelangten Eolo und ich hierher auf die Insel von Avalon, und als ich gestern das Eiland inmitten des Sees aus den Nebeln auftauchen sah, hatte ich das Gefühl, nach sehr langer Wanderung etwas von dem wiedergefunden zu haben, was ich verloren glaubte.«
    »Du spürtest den Frieden der Großen Göttin, welche die Ynys Avallach von jeher behütet«, erklärte die Druidin. »Ceridwen führte dich hierher, um dir Ausgleich für all das Schreckliche zu gewähren, das du erlebtest. Die Göttin will, daß du unter ihrem Schutz zur Ruhe kommst und Klarheit findest, was deinen weiteren Lebensweg angeht …« Bendigeida zögerte kurz, ehe sie hinzusetzte: »Doch dem steht derzeit noch etwas entgegen …«
    Branwyn senkte den Kopf. »Du meinst … den Barden?«
    »Du wirst dich auf gute Weise von ihm trennen müssen«, bestätigte die Druidin.
    »Aber ich verdanke ihm so viel!« wandte Branwyn beinahe empört ein.
    »Dankbarkeit ist nicht Liebe!« widersprach Bendigeida.
    Als sie merkte, wie die jüngere Frau sich in ihrer Ratlosigkeit verspannte, ergriff sie ihre Hand und tröstete sie: »Du mußt nichts überstürzen! Irgendwann wird die tiefe Freundschaft, die ihr füreinander empfindet, euch helfen. Und bis dahin sollt ihr beide die Gastfreiheit von Avalon genießen.«
    Branwyns Augen, in denen eben noch Beklemmung gestanden hatte, leuchteten auf. »Das willst du für uns tun?«
    »Du sagtest selbst, wir seien Schwestern«, antwortete die Druidin lächelnd. »Doch jetzt komm, damit ich dir zeigen kann, wo du von nun an leben wirst.«
    Noch einmal berührte Branwyn den Hohen Stein, Bendigeida tat es ihr nach, dann verließen sie den Twr. Unten schlug die Druidin die Richtung zum dritten Hügel der Ynys Avallach ein. Sanft fiel seine westliche Flanke ins Tal ab; in einer Senke dort gab es eine Heilige Quelle, die ebenso wie die auf der Ynys Vytrin von Haselsträuchern und Birken umstanden war. Das rötliche Wasser sprudelte in eine steinerne Auffangschale, an deren Überlauf sich rostfarbene Schlieren zeigten. Bendigeida erklärte ihrer Begleiterin, daß der eisenhaltige Born Heilkraft besitze; unter anderem würden Frauen, die nach einer Geburt geschwächt seien, oder Verunglückte, die einen starken Blutverlust erlitten hätten, sich dank der besonderen Eigenschaften des Quellwassers rasch wieder erholen.
    Branwyn kostete einige Schlucke; sie fand den Geschmack herb, aber nicht unangenehm. Während sie der Druidin nun auf einen Pfad folgte, der sich um die Hügelflanke herumzog, fühlte sie sich auf seltsame Weise erfrischt. Kurz darauf, als sie den fruchtigen Duft wahrnahm, den der leichte Wind ihnen entgegentrug, verstärkte sich diese Empfindung noch. Mit einer verwunderten Frage wandte sie sich an Bendigeida, doch die erwiderte nur: »Du wirst sehen …«
    Wenig später bogen sie um eine Waldzunge; die Aussicht auf den Südhang des Berges wurde frei – und obwohl sie bereits etwas geahnt hatte, verhielt die junge Frau zutiefst überrascht ihren Schritt.
    Vor ihr lag ein verzaubert wirkender Baumgarten; das weiche Licht der Frühsommersonne spielte über die dicht belaubten Kronen und Stämme vieler hundert prachtvoller Apfelbäume. Die meisten standen in harmonisch geschwungenen Reihen entlang des leicht terrassierten Abhangs; andere gruppierten sich an einer Stelle nahe des Talbodens zu Halbkreisen, die ein besonderes Areal einzugrenzen schienen, und aus dem Grün

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