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Die Bismarcks

Die Bismarcks

Titel: Die Bismarcks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Thies
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Landschaft, in der die Qualität der Böden stark wechselte. In der Erinnerung von Klaus ähnelte Kniephof einem englischen Park. Reste davon sind noch heute zu sehen.
    Wie viele pommersche Güter war der elterliche Besitz stark verschuldet. Jeder Pfennig im Haushalt wurde umgedreht, auch am Essen wurde gespart. Das Prinzip sparsamster Haushaltsführung hatte zur Folge, dass es Fleisch nur bei Notschlachtungen gab und dass nur die Kartoffeln auf den Tisch kamen, die nicht das für den Verkauf erforderliche Aussehen hatten. Die Ernährungssituation in den Familien der Landarbeiterfamilien, die Prämien und Akkordlöhne erhielten, war günstiger. Es gab dort mehr Fleisch, gute Esskartoffeln und mehr Eierspeisen als im Gutshaushalt. Als Kind ging Klaus daher gern zu den Landarbeitern: Es schmeckte dort besser als zu Hause.
    Auf der Dorfstraße lernte der Junge Fahrradfahren, in den Bächen, Forellen mit der Hand zu fangen. Er verlernte dies nie. Während seiner Kindheit und Jugend verbrachte Klaus die Sommerferien auf dem Darß, durchstreifte die Wildnis des riesigen Waldgebietes und fuhr zum Darßer Ort, dem markanten Leuchtturm am Wasser. Er sah den Vögeln zu, er angelte und segelte auf dem Saaler Bodden.
    Als Klaus elf Jahre alt war, zog die Familie von Jarchlin nach Kniephof. Es kam zu einem Objekttausch mit der Bismarck-Großmutter. Von 1925 bis 1931 besuchte Klaus zusammen mit seinem Bruder Herbert das humanistischen Gymnasium in Bad Doberan. Das elterliche Geld war so knapp bemessen, dass er nicht in jedem Fall die Schulausflüge mitmachen konnte. Klaus wohnte bei seiner Großmutter, die infolge der Erfahrung des Ersten Weltkriegs eine leidenschaftliche Pazifistin geworden war. Er las Werke von Romain Rolland, von Herman Bang und den Anti-Kriegsroman von Adrienne Thomas Die Katrin wird Soldat. Später kamen Werke von Bertolt Brecht hinzu, Berlin Alexanderplatz von Alfred Döblin, Rosa Luxemburg sowie die großen russischen Schriftsteller Gogol, Tschechow, Gorki und Dostojewski. Das war der eine Teil der Welt des heranwachsenden Jungen, der andere die weitverbreitete Jägerzeitung. Klaus wurde nun Mitglied der »Adler und Falken«, einer Gruppe der Bündischen Jugend. Dort gab es Geländespiele, jedoch keine vormilitärische Ausbildung. Aber es hat »für mich de facto eine Verführung begonnen«, hat Klaus von Bismarck später bekannt. 6
    Klaus’ Vater wurde in diesen Jahren Mitglied der Deutsch-Nationalen Volkspartei ( DNVP ), wie viele Bismarcks. Auch Gottfrieds jüngerer Bruder Herbert, der als Landrat in der Nähe tätig war, ließ sich als Spitzenkandidat der DNVP aufstellen. Er wurde 1933 von Göring entlassen. Die Amerikaner setzen ihn nach 1945 im Kreis Lichtenfels in Bayern als Landrat wieder ein. Herbert wurde später Sprecher der Pommerschen Landsmannschaft und übergab dieses Amt an Klaus’ Bruder Philipp.
    Gottfried von Bismarck kämpfte viele Jahre lang seinen Kampf gegen die Tuberkulose. Er verlor ihn schließlich im Jahr 1928 und hinterließ seine Frau mit sechs Kindern. Alle Versuche, die Erkrankung zu stoppen, die zahlreichen Sanatoriumsaufenthalte, die die finanzielle Situation der Familie weiter verschlechterten, hatten nichts geholfen. Die Güter waren hoch verschuldet, aber die Witwe nahm die Herausforderung an.
    Obwohl Gertrude von Bismarck keinerlei berufliche Erfahrung hatte, arbeitete sie sich in alle Themenfelder eines Gutsbetriebs ein. Mit einem enormen Arbeitseinsatz schaffte sie innerhalb weniger Jahre die Wende: Jarchlin und Kniephof schrieben wieder schwarze Zahlen. Gleichzeitig entwickelte sie sich zu einer selbstbewussten, emanzipierten Frau.
    Klaus war 16   Jahre alt, als er seinen Vater verlor. Laut Testament war er der Erbe von Kniephof und Jarchlin und durfte nun – auch das hatte sein Vater testamentarisch festgelegt – einen Beruf seiner Wahl ergreifen. Aber zunächst legte Klaus im Jahre 1931 das Abitur ab.
    Als Ältester spürte er die Verpflichtung, die Zukunft des Besitzes für die Familie zu sichern, auch um der hart arbeitenden Mutter zur Seite stehen zu können. Der ursprüngliche Wunsch, Kinderarzt wie einer der Onkel zu werden, wurde daher rasch fallengelassen. Klaus trat eine zweijährige landwirtschaftliche Lehre an. Der Musterbetrieb, Krakow B, in dem er ausgebildet werden sollte, lag 20   Kilometer von Stettin entfernt. Unter Anleitung eines gewissen Dr.   Fritz Tangermann wurde Klaus in modernste Managementmethoden eingeführt. Vorbild war die

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