Die Bismarcks
versierten Menschen wie Klaus verführerisch; schließlich lieferte er auch später als Offizier im Modernen Fünfkampf sehr gute Leistungen ab. Er begriff das Soldat-Spielen, das nun einem hierarchischen Prinzip folgte, eher als Kampfsport. In seinen Memoiren hat er es später mit asiatischen Kampftechniken der Selbstverteidigung verglichen, die heute bei jungen Männern beliebt sind.
Soldat
Klaus von Bismarck trat am 1. April 1934 in das Jäger-Bataillon des Infanterieregiments 4 in Kolberg ein. Im August 1934 wurde er zusammen mit den anderen Rekruten seines Regiments feierlich auf Hitler vereidigt. Viele seiner Kameraden waren Forstleute. Die Ausbildungszeit war hart; der eine oder andere Unteroffizier legte es darauf an, den selbstbewussten Rekruten mit dem auffälligen Namen kleinzukriegen. Bei Geländeübungen wurde Klaus dazu ausersehen, den schweren Dreifuß zu tragen, auf den das Maschinengewehr montiert wurde. Dank seiner Landwirtschaftsausbildung hielt er die harten Wochen gut durch und wurde im Herbst 1934 zum Reserve-Offiziersanwärter-Lehrgang vorgeschlagen.
Die Vorgesetzten von Klaus erkannten rasch die besonderen militärischen Fähigkeiten des jungen Adeligen und unterbreiteten ihm den Vorschlag, zur Kriegsschule zu gehen. Klaus akzeptierte das Angebot und wechselte zur Kriegsakademie nach Dresden. Dort wurde er am 20. April 1936, am Geburtstag des Diktators, zum Leutnant befördert. Klaus verlängerte seine Dienstzeit um weitere zwei Jahre – unter der Bedingung, dass er jederzeit auf seine Güter zurückkehren könne, wenn die Lage dies erfordere. Aber noch kam seine Mutter mit der Aufgabe sehr gut allein zurecht. Klaus schloss sich wieder seiner Stammeinheit in Kolberg an und diente als Zugführer in der Maschinengewehr-Kompanie des Jäger-Bataillons.
Im Herbst 1937 wurde er zur Kavallerieschule nach Hannover abkommandiert, die im Vorjahr bei den Olympischen Spielen in Berlin mehrere Medaillengewinner gestellt hatte. Als guter Dressur- und Parcoursreiter erwarb sich Klaus rasch den Respekt seiner Kameraden, die den Soldaten mit der grünen Mützen-Paspelierung zunächst belächelt hatten: einen Jäger hatte man in Hannover offenbar noch nicht gesehen. Er blieb dort ein halbes Jahr.
Nach der Rückkehr nach Kolberg wurde er Adjutant des Bataillonskommandeurs. Seine Aufgaben weiteten sich nun aus. Neben dem umfangreichen Tagesgeschäft baute Klaus einen Falkenhof mit Wanderfalken und Habichten auf; später kam ein Wildpark dazu.
Zu den Offizierskameraden in Kolberg gehörte Otto Ernst Remer. Er fiel Klaus mit irgendwelchen nationalsozialistischen Tönen nicht auf, obwohl bekannt war, dass sein Vater ein begeisterter Regimeanhänger war. In einer Winternacht lieferte sich Klaus nach einer Zecherei im Kasino mit Remer ein Säbelduell. Er gewann dabei die Oberhand, wurde vor dem entscheidenden Hieb jedoch vom Kontrahenten mit einem Stich in die Wade getroffen. Zum Glück für beide wurde der Vorgang nicht publik. Remer spielte zehn Jahre später eine fatale Rolle am 20. Juli 1944, als er sich als Kommandeur des Wachbataillons Großdeutschland gegen die Verschwörer im Bendler-Block entschied und sich auf die Seite von Hitler schlug.
Im Frühjahr 1938 verließ Klaus von Bismarck sein Regiment, um zu heiraten und sich fortan als Landwirt zu betätigen. Der Entschluss überraschte insofern, als er sich in Kreisen bewegte, die einen Krieg vorhersahen. Einige Berliner Freunde hatten ihm gegenüber schon 1933 diese Auffassung vertreten, andere gesellten sich 1938 hinzu. Auch Klaus rechnete mit dieser Möglichkeit. 8 Eine wichtige Rolle bei seinem Entschluss, das Militär zu verlassen, spielte seine jüngere Schwester Lianne. Sie studierte in Berlin Musik und ließ sich zur Konzertpianistin ausbilden. Bei gelegentlichen Besuchen, zumeist in Uniform, traf Klaus ihren Freundeskreis und fand damit Zugang zu einer völlig anderen Welt. Lianne war mit Boris Blacher befreundet, der wiederum ein Freund von Gottfried von Einem war. Der Pianist Carl Seemann gehörte zu dieser Gruppe, die Journalistin Ursula von Kardorff, der Intendant Jürgen Fehling, Schauspieler, Oppositionelle, an Leib und Leben bedrohte »Halbjuden«. Klaus fand freundliche Aufnahme, man vertraute ihm. Nachdenklich ging er aus den Gesprächen heraus, in denen die Realität des Dritten Reichs zur Sprache kam: die Verfolgung der Juden, der Exodus der Gebildeten, das Schicksal von Carl von Ossietzky oder Einzelheiten über die
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