Die Bismarcks
auch Hannah, die unter der Regie ihrer Großmutter Alice Hoyos-Whitehead und einer Tante in die Wiener und in die Berliner Gesellschaft eingeführt wurde. Am 20. Juni 1914 taufte Hannah in Hamburg das Luxusfahrgastschiff »Bismarck«. Als die Sektflasche nicht zerschellte, half ihr der Kaiser. Hannah und ihre Schwester Goedela befanden sich wenige Tage danach als persönliche Gäste des Monarchen auf der Kieler Woche, als am 28. Juni 1914 die Nachricht von der Ermordung des österreichischen Kronprinzenpaares in Sarajevo eintraf. Hannah war 21 Jahre alt, Goedela 19.
Die vielen Begegnungen mit potenziellen Heiratskandidaten beeindruckten Hannah nicht sonderlich, denn sie hatte sich bereits in Leopold von Bredow verliebt, einen 18 Jahre älteren Witwer. Im Februar 1915 verlobten die beiden sich heimlich.
Bredow war Berufsoffizier. In jungen Jahren hatte er die Ritterakademie in Brandenburg an der Havel absolviert und war als Fähnrich bei den Potsdamer Garde-Kürassieren eingetreten. Nach der Beförderung zum Leutnant hatte er Prinz Georg, einem Sohn von Königin Luise, als Adjutant gedient. 1904 war der sprachbegabte Leopold an die preußische Gesandtschaft nach Washington versetzt worden und hatte dort im Stab des Militärattachés gearbeitete. Bei einem Fest hatte er die Tochter eines einflussreichen US -Senators kennengelernt und bald darauf geheiratet. Frances Newland war 1907 in Potsdam an den Folgen der Geburt ihrer Tochter Friederike gestorben. Das Mädchen überlebte und heiratete später einen Grafen von Strachwitz.
Bei einem Hofball in Berlin fiel der elegante Offizier, mittlerweile 36 Jahre alt, dem Kaiser auf. Wilhelm erkundigte sich nach seinem Namen und stellte dabei die Frage, warum von Bredow noch immer Oberleutnant sei. Der Grund war die prekäre Planstellensituation im Garde-Kürassier-Regiment. Der Kaiser verfügte daraufhin seine Beförderung zum Rittmeister. Die bittere Pille für Bredow: Er wurde zu den weitaus weniger prestigiösen Kürassieren nach Brandenburg versetzt. Jeden Abend ließ er sich von dort nach Berlin chauffieren: Der frischgebackene Rittmeister besaß zwei amerikanische Autos.
Am 15. März 1915 heiratete Leopold von Bredow die Reichskanzlerenkelin Hannah: Die Hochzeit fand in Form einer Kriegstrauung in Friedrichsruh statt. Sogar die New York Times brachte dazu eine Meldung. Nach einer kurzen Hochzeitsreise zog das Paar nach Brandenburg an der Havel. Dort diente Leopold als Rittmeister, später als Major. Hannah mochte – wie ihre Urgroßmutter Mencken, möchte man hinzufügen – das Leben in der kleinen Garnisonsstadt gar nicht. Sie vermisste den Glanz und das gesellschaftliche Leben von Berlin und Wien und beschritt eigene Wege. So ging die begeisterte Schwimmerin oft zum Baden an die Havel. Aber dort schwammen nur die jungen Offiziere des Regiments, während ihre Frauen die Badeanstalt benutzten. Schon bald war von einem Skandal die Rede, und Leopold von Bredow wurde von seinem Regimentskommandeur aufgefordert, dem ungebührlichen Benehmen seiner Frau ein Ende zu setzen.
Viel Zeit, um sich besser kennenzulernen, hatte das junge Paar nicht. Die Kriegsjahre mit wenigen Fronturlauben für Bredow gingen rasch vorüber. 1916 brachte Hannah ihr erstes Kind zur Welt, ein Mädchen. Am Ende des Ersten Weltkriegs wurde ihr Mann ins Saarland versetzt und machte Dienst in der Waffenstillstandskommission.
1919 musste Bredow dann endgültig die Unform ausziehen, da die Reichswehr aufgrund der Auflagen des Friedensvertrags von Versailles auf eine Gesamtstärke von 100 000 Mann reduziert wurde. Die Familie lebte vorübergehend in Friedrichsruh. Eines Tages hörte Hannah, dass sich revolutionäre Matrosen aus Berlin auf dem Weg nach Nordwesten befänden, um das Schloss zu plündern. Sie wies daraufhin den Stationswärter an, den eingeplanten Halt abzublasen und den Zug einfach nach Hamburg durchfahren zu lassen. Der Beamte gehorchte.
Die Übergangszeit in Friedrichsruh war zu Ende, als Hannah im gleichen Jahr von ihrem Patenonkel 120 000 Goldmark geschenkt bekam und diese Summe sofort in einem Haus anlegte, der Villa Ysenburg in der heutigen Potsdamer Menzelstraße. Die Familie zog sogleich an die neue Adresse. Leopold hatte keine neue Arbeit.
Hannah brachte in den folgenden zwölf Jahren weitere sieben Kinder zur Welt, vier Mädchen und drei Jungen. Außerdem lebte das Stiefkind im Haushalt, insgesamt also neun Kinder. Eine vielköpfige Equipe unterstützte
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