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Die blaue Liste

Die blaue Liste

Titel: Die blaue Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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seinem Konto abgehoben?
     Oder kurz vor oder kurz nach dem Absturz?«
    »Da muss ich Mutter anrufen. Ich glaube, sie hat die meisten Unterlagen weggeworfen. Wie lautet die zweite Frage?«
    »Besaß Ihr Vater Kreditkarten oder Travellerschecks?«
    »Auch das muss ich meine Mutter fragen. Ich rufe Sie zurück, so schnell ich kann.«
    »Ich danke Ihnen.«
    »Ich danke Ihnen auch.«
    Es klopfte an der Tür.
    »Herein?«
    Martin Klein steckte den Kopf durch die Tür. »Darf ich hereinkommen?«
    »Ja, bitte!«
    Klein betrat vorsichtig die Wohnung. In der Hand hielt er ein Blatt Papier, das er Dengler entgegenschwenkte.»Ich habe gute Nachrichten für Sie«, sagt er zu ihm.
    Dengler sah ihn fragend an.
    »Ab morgen wird sich Ihre finanzielle Situation deutlich verbessern. Es wird in den meisten Horoskopen so stehen.«
    »Aber nur in den Frauenzeitschriften.«
    »Ja, leider nur in den Frauenzeitschriften, aber vergessen Sie die Tageszeitungen nicht.«
    Er kam zu Denglers Schreibtisch und ließ sich in den blauen Sessel fallen.
    »Ich hatte das Gefühl, ich bin Ihnen noch etwas schuldig. Deshalb schrieb ich Nettes in die Widder-Horoskope für morgen. Es
     war wohl nicht richtig, dass ich Olga von der Sache mit der Kontaktanzeige erzählt habe. Jeder konnte merken, dass Ihnen das
     nicht recht war. Es tut mir Leid. Manchmal bin ich zu schwatzhaft. Das ist mein größter Fehler.«
    Er hob die Arme und ließ sie wieder fallen, dabei blinzelte er Dengler über seine Brille hinweg an, um den Erfolg dieser Geste
     zu prüfen. Dengler lachte; Klein konnte er nicht böse sein, zumindest nicht lange.
    »Was hat Olga eigentlich an ihrer Hand?«
    »Böse Sache«, sagte Klein, »ihr Zeigefinger ist so gestreckt worden, dass das mittlere Gelenk kaputt ist.«
    »Kaputt?«
    »Ja, der Finger springt aus dem Gelenk. Sie erträgt große Schmerzen, die Arme. Ihr Arzt will sie operieren, aber sie schiebt
     es vor sich her.«
    »Wer streckte ihren Zeigefinger?«
    »Ich weiß es auch nicht. Rumänische Gepflogenheiten. Man möchte die als Mitteleuropäer gar nicht alle kennen lernen.«
    »Seltsam.«
    »Genau – seltsam.«
    »Ich möchte Sie etwas fragen«, sagte Dengler, »aber ich muss sicher sein, dass Sie es für sich behalten.«
    Klein beugte sich vor, seine Augen schienen größer geworden zu sein.»Sicher, sicher – ich kann auch verschwiegen sein.«
    »Wie ein Grab?«
    »Nein«, Klein imitierte ein angeekeltes Gesicht, »schweigsam wie ein Grab – das ist ein abgegriffenes Klischee, das würde
     ich weder in einem Kriminalroman noch in einem Horoskop verwenden.«
    Er lehnte sich in dem Sessel zurück und zog sein Gesicht in Falten.
    »Ich würde sagen ... schweigsam wie ..«
    Er lehnte sich noch weiter im Sessel zurück, sodass die Stuhlbeine sich gefährlich weit vom Boden hoben, gleichzeitig kratzte
     er sich fest am Hinterkopf.
    »Meine Wohnung wurde durchsucht«, sagte Dengler.
    »Nein!« Klein sprang auf, der Sessel fiel hintenüber.
    »Das dumme Ding«, rief Klein und rannte zum Fenster, blieb dort stehen und schaute auf die Straße. Er atmete heftig.
    »Das dumme Ding ..«, wiederholte er.
    »Also war es Olga?«
    »Sie fürchtete sich vor Ihnen.«
    »Vor mir?«
    »Ja, als sie hörte, dass ein Polizist hier einziehen sollte, geriet sie in Panik. Sie wollte ausziehen.«
    Das Telefon klingelte. Dengler nahm ab.
    Christiane Stein meldete sich. Ihre Mutter hätte alle Kontoauszüge vernichtet. Sie könnte sich auch nicht mehr erinnern, ob
     Paul Stein am Unfalltag noch Geld abgehoben hatte. Ja, er besaß eine Kreditkarte von American Express. Dengler bedankte sich
     für die Informationen und legte auf. Er wandte sich wieder an Klein.
    »Warum fürchtet sie sich vor der Polizei?«
    »Na ja, das können Sie vielleicht nicht verstehen, aber wer will schon wirklich mit einem Polizisten unter einem Dach zusammenleben.«
    »Ich bin kein Polizist.«
    »Das wissen wir ja jetzt alle. Aber vorher wussten wir dasnicht. Machen Sie sich keine Sorgen. Sogar Olga findet Sie mittlerweile ganz nett.«
    »Tatsächlich?«
    »Na, gestern Abend schalt sie mich – weil ich die Sache mit der Kontaktanzeige am Tisch erzählt habe. Sie fand das sehr indiskret
     von mir.«
    »Das war es auch. Aber wenn Ihre Horoskope zutreffen, vergessen wir die Sache.«
    »Meine Horoskope treffen zu!«
    Dengler lachte: »Na, dann habe ich ja Glück.«
    Klein schüttelte den Kopf, winkte einmal kurz und verließ Denglers Wohnung.
    Als er allein zurückblieb, wusste er einen

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