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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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nicht.
    „Ich verstehe dich ja“, fuhr Hellen fort, „wir alle trennen uns nur schweren Herzens von unserer Entdeckung. Aber wir müssen vernünftig sein. Die Menschheit besteht nicht nur aus uns sechs. Unser Normalraumtreibstoff reicht nicht bis zum nächsten Startfenster. Unsere Lebenserhaltungssysteme sind nicht für so lange Zeit ausgelegt. Wir haben keine Spezialausrüstung und keine Spezialausbildung für Kontakte. Dürfen wir riskieren, daß die Kenntnis von diesem Planeten mit uns untergeht?“
    Tondo wußte nichts zu entgegnen. Dieser Gedanke war ihm noch nicht gekommen, und er fühlte, gegen dieses Argument gab es keinen Einwand. Aber etwas in ihm stemmte sich gegen diese Einsicht. Die Älteren haben immer die besseren Argumente, eben weil sie älter sind, mehr Wissen haben, mehr Erfahrung. Aber haben sie deshalb immer recht?
    „Wenn nun die nächste Expedition von der Erde kommt, und die Fremden sind schon weg?“
    „Eure Kuppel sah wohl mehr wie eine langfristige Unterkunft aus“, entgegnete Hellen geduldig. „Wenn übrigens jemand darin war, dann hat er wohl kein unmittelbares Interesse an Kontakten gezeigt.“
    Gegen seinen Willen mußte Tondo zugeben, daß auch dieses Argument nicht von der Hand zu weisen war. „Stimmt“, sagte er, „und auch der Roboter ist von uns weggelaufen.“
    „Eben“, bestätigte Hellen. Sie lächelte jetzt freundlich und mütterlich. „Wenn es dich tröstet – das nächste Startfenster ist in zwei Jahren offen, das darauffolgende ein Jahr später. Auf jeden Fall wird man eine speziell ausgerüstete Expedition herschicken. Ich werde wohl nicht mehr dabeisein, aber du als Historiker bestimmt.“
    Sie glaubte Tondo überzeugt zu haben und ging an die Arbeit. Aber Tondo fragte sich schon wieder, ob er nicht zu schnell nachgegeben hatte. Zwar hätte auch sein Widerspruch nichts an der getroffenen Entscheidung geändert, jedoch würde er sich jetzt wohler fühlen, wenn er auf seiner Meinung bestanden hätte. Argumente, diese einzigen Waffen der Wissenschaft, hatte er freilich keine.
    Hellen hatte ihn entwaffnet, nicht überzeugt.
    Wenig später tastete Tondo aus einem kleinen Hubschrauber heraus die Außenhaut des Raumschiffs an der Oberseite mit gedämpften Strahlenbündeln ab. Ihre völlig unversehrte Struktur war eine wichtige Bedingung für den späteren Übergang in den Transitraum. Das war eine langwierige, langweilige, aber äußerste Präzision erfordernde Arbeit.
    Raja saß in der Zentrale und überprüfte akustisch die Navigations- und Steuersysteme des Raumschiffs. Die verschiedenen Schaltkreise gaben, wenn sie störungsfrei arbeiteten, aufeinander abgestimmte Töne von sich, so daß stets ein fließendes Tongefüge mit harmonischem Klang zu hören war.
    Da plötzlich sprang ein Ton heraus, spitz, grell. Raja dachte zuerst an eine Störung, aber die Kontrollschirme zeigten nichts Derartiges. Dann begriff sie: Einer der Funksensoren sprach an! – Sekunden später hatte sie die Frequenz eingestellt und die Besatzung alarmiert.
    Aus dem Lautsprecher erklang eine Roboterstimme.
    Utta, die in der Nähe war, kam sofort in die Zentrale und begann den Sender anzupeilen. Alle anderen verharrten an ihren Arbeitsplätzen, gespannt darauf, was sich ergeben würde, und anfangs wohl auch ein wenig ratlos.
    Tondo setzte seinen Hubschrauber auf das Raumschiff, um alle Sinne frei zu haben für die Vorgänge in der Zentrale, die er auf dem Bildschirm gespannt verfolgte. Da verstummte die Roboterstimme.
    Utta lehnte sich zurück. „Der Sender hat eine Impulskennung“, verkündete sie, „wie sie bei uns üblich ist.“
    „Sieh doch mal nach“, sagte Raja, „vielleicht ist es das Funkgerät, das der Roboter mitgenommen hat!“
    „Und wo steht der Sender?“ fragte Tondo ungeduldig.
    „Nichts überhasten“, meldete sich Hellen, „wartet, vielleicht kommt er wieder!“
    „Den Standort hab ich noch nicht genau“, sagte Utta, „für die Feinpeilung hat die Zeit nicht gereicht…“ Und wieder ertönte die Roboterstimme.
    „Raja, bitte“, sagte Tondo nach einer Weile, „schick doch mal die Aufnahme durch den Stimmanalysator, ich glaube, das sind zwei Stimmen!“
    Raja schüttelte leicht den Kopf, sie hatte nicht den Eindruck, aber immerhin hatte sich Tondo bisher am längsten und intensivsten mit den akustischen Äußerungen des Roboters beschäftigt. Sie erfüllte ihm also den Wunsch.
    „Tatsächlich, zwei Stimmen!“ berichtete sie verwundert.
    Eigentlich war das

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