Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
Vom Netzwerk:
zurück. Namen – wer sagte denn, daß die Sterne und Sternbilder wirklich noch keine Namen hatten? Wenn die Roboter tatsächlich eine Gesellschaft bildeten, wenn die Sprache, die zu entschlüsseln er sich bemühte, wirklich ihre Sprache war – dann enthielt sie bestimmt auch Namen für alle Dinge der natürlichen Umgebung, also auch für die des Himmels…
    Was sich da für ihn auftat! Wie winzig und harmlos erschien ihm jetzt das wissenschaftliche Thema, über das er noch vor wenigen Stunden so beglückt gewesen war! Denn hier gab es etwas, wovon kaum je ein Historiker zu träumen gewagt hatte: Eine außermenschliche Geschichte war zu erforschen – eine Arbeit für Generationen von Historikern; aber er war der erste!
    Was jedoch für ihn gewiß war, mußte für die anderen erst noch bewiesen werden. Es hatte im Augenblick keinen Sinn, hinsichtlich der Entstehung dieser Gesellschaft von Robotern Spekulationen anzustellen. Was jetzt gebraucht wurde, waren Tatsachen darüber, wie sie funktionierte, viele kleine, einfache Fakten, die sich summieren ließen, quantitative Angaben, mit denen man wenigstens soziometrische Überschlagsberechnungen anstellen konnte. Ja, und die Sprache mußte enträtselt und dann erlernt werden, damit man sich verständigen konnte. Viel Arbeit, geduldige Arbeit, und nicht nur für ihn – die ganze Besatzung mußte das zu ihrer Hauptaufgabe machen. Aber dazu hatte er die Gefährten von der Richtigkeit seiner Hypothese zu überzeugen, und dazu wiederum brauchte er eben Tatsachen. Die bevorstehende Nacht sollte sie ihm liefern. Mußte ihm wenigstens so viel Erkenntnisse bringen, daß er sich bei den anderen durchsetzen konnte.
    Utta schlief schon. Tondo bezähmte seine Ungeduld, klappte seinen Sitz zurück und legte sich ebenfalls hin. Diesmal aber verließ er sich nicht wie sonst auf seine innere Uhr, sondern gab einen Weckauftrag.
    Als sie geweckt wurden, stand der kleine Mond bereits am Himmel, es war angenehm kühl, und sie fanden ihren Weg hinab bis zum Eingang des Talkessels ohne große Schwierigkeiten. Der Talkessel selbst jedoch lag im Dunkeln. Sie mußten die Infrarotwandler einschalten und verbrachten eine gute halbe Stunde damit, ihren Orientierungssinn auf das gründlich veränderte Bild der Umgebung zu trainieren.
    Dann trennten sie sich. Tondo begann die Wohnhöhlen zu untersuchen. Sie glichen einander mit fast schematischer Treue: In jeder lagen drei bis vier Roboter, davon meist zwei, manchmal auch drei mit Kopffolie, die anderen ohne. Ein Folienträger lag jeweils am Ausgang, den Kopf nach draußen gestreckt, es ließ sich vermuten, daß er die Morgensonne empfangen und melden sollte. Stets war eine Ecke Werkzeugen und verschiedenen Ersatzteilen vorbehalten. Und immer gab es eine Nische, vor der ein zweiter Folienträger saß, und zwar so, daß er sie fast vollständig verdeckte. Gelegentlich konnte Tondo darin im Schein der Infrarotlampe kleinere Gegenstände sehen, aber es gelang ihm nicht, einen davon in die Hände zu bekommen. Er versagte es sich, einen Roboter beiseite zu rücken, denn nach Juris und Uttas Erfahrung am Kamelrücken ließ sich ja vermuten, daß die Roboter auch nachts eine kleine Energiereserve zur Verfügung hatten.
    Tondo beschloß, nur noch Stichproben vorzunehmen. Erst ganz am Ende der Reihe entdeckte er einen Eingang, der schmaler und zum Teil sogar verschlossen war, und zwar schien ein Stein von innen davorgeschoben zu sein. Nur ein Spalt war offen, durch den ein Roboterkopf mit Folie lugte.
    Tondos Interesse war sofort hellwach. Diese Höhle mußte er besichtigen! Bei näherem Hinsehen und Abtasten erkannte er, daß der Verschlußstein gar kein Stein war, sondern eine bewegliche Plastplatte. Vorsichtig versuchte er, sie nach innen zu drücken. Das ging zunächst ganz leicht, dann aber stieß er auf Widerstand.



Er langte um die Plasttür herum – ja, sie war ganz dünn und schwang offenbar nach innen auf. Und dann traf er auf das Hindernis: Es war die Hand des Roboters, die die Tür in ihrer Stellung hielt.
    Einen Augenblick lang zögerte Tondo. Sollte er… Aber was konnte schon passieren? Behutsam schob er den Arm des Roboters ein kleines Stück zurück. Nichts geschah… Noch ein kleines Stück – wieder nichts. Kühner geworden, vergrößerte er beim nächsten Versuch den Türspalt so weit, daß er hätte hindurchschlüpfen können, aber dann zog er schnell seinen Arm zurück, denn der Roboter bewegte sich leicht. Unwillkürlich verhielt

Weitere Kostenlose Bücher