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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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daraufgekommen war, aber die Wirkung gab ihr recht: Der Roboter machte eine abwehrende Bewegung, ließ ein Krächzen hören, drehte sich um, wankte ein paar Schritte und legte sich wieder hin.
    Utta hätte laut loslachen mögen. Aber sie spielte vorsichtshalber ihre Hunderolle weiter, kroch langsam davon und erhob sich erst, als sie weit genug entfernt war. Gutgelaunt begab sie sich zum vereinbarten Treffpunkt. Als sie an einem der aufgeschichteten Erzhaufen vorbeikam, suchte sie sich einen möglichst kleinen Brocken aus und steckte ihn ein.
    „Ich habe Kott gespielt“, berichtete sie, als Tondo kam, „oder richtiger Hund.“ Und kichernd erzählte sie, wie der Roboter bei ihrem Gebell Reißaus genommen hatte.
    „Kott und Hund“, sagte Tondo nachdenklich, „Hund und Kott, Hund und Kott…“
    „Ja, und? Ich denke, Kott sagen sie zu allen Tieren?“
    „Ja, aber Kott ist ein Wort aus einer Altsprache und bedeutet Katze. Ist das nicht seltsam?“
    Utta lachte nun doch. „Ich finde heute sowieso alles sehr komisch“, sagte sie. „Ich weiß auch nicht, woher das kommt. Vielleicht, weil ich verliebt bin? Ist das schlimm?“
    „Nun ja“, meinte Tondo, „vor allem für den, den es betrifft.“
    Utta lachte wieder, diesmal leise und versonnen. „Nein“, sagte sie, „ich will dich nicht ärgern; diesmal meine ich es ernst. Und ich glaube, es ist auch ernst. Ich merke das daran, daß mir irgendwie Flügel wachsen…, hoppla!“ Sie war gestolpert.
    „Ganz draußen sind sie aber noch nicht, die Flügel“, spottete Tondo, „paß lieber auf den Weg auf!“
    Aber Utta wollte reden. „Du fragst gar nicht, in wen…?“
    „Mich darf ich wohl ausschließen“, meinte Tondo, „und dann bleibt ja nicht mehr viel Auswahl. Entschuldige, es ist schön, wenn es dir ernst ist, und ich will auch gern mit dir darüber sprechen, oder sagen wir mal, zuhören, wie du darüber sprichst – aber dann gemütlich im Wagen, einverstanden?“
    „Laß nur, es reicht mir, wenn du nicht verstimmt bist.“
    „Bin ich nicht.“
    „Warum nicht?“ Das war wieder die alte Utta.
    „Weil ich derzeit einer anderen Dame den Vorzug gebe – der Dame Historia.“
    „Das ist schön“, sagte Utta, „das ist wunderschön. Ich fühle mich eins mit dem ganzen Weltall. Ich könnte sogar unsere Roboter küssen!“
    Wenn Tondo befürchtet hatte, Utta würde vor sich hin träumen und wenig Interesse für seine Entdeckungen zeigen, hatte er sich geirrt. Sie wußte sogar, wozu Münzen früher, in der alten Gesellschaft, gebraucht worden waren – auch in dieser Beziehung hatte er sie offenbar unterschätzt. Und sie war es, die entdeckte, daß die Schriftzeichen, die auf der Sonnenseite der Münzen in den Rand geprägt waren, auf den Foliebogen wiederkehrten, sogar in der Größe besonders hervorgehoben. Sie bildeten das Wort „Iskatoksi“.
    Tondo, der sich zuerst mit den Schriften befaßt hatte, war dieses größer geschriebene Wort auch schon aufgefallen. Es stand jeweils im ersten Absatz, aber nicht am Anfang. Tondo hatte zunächst geglaubt, es bedeute irgend so etwas wie Anweisung oder Auftrag, aber das war mit dem Auftreten dieses Wortes auf der Münze wohl nicht vereinbar. Sollte es das Roboterwort für Sonne sein? Aber was hatte es dann auf den Schriftstücken zu suchen?
    „Hast du mal Münzen als Schmuck getragen?“ fragte Tondo.
    „Ja, als Backfisch, am Fußknöchel, ich hatte so lange, dünne Beine, weißt du.“
    „Kannst du dich entsinnen, was auf den Münzen gestanden hat?“
    „Warte mal – das Land, ja? Oder der König oder Fürst oder wie die Brüder hießen.“
    Der Staat, korrigierte Tondo im stillen. Dann fiel ihm ein – Staat, Fürst, König, in der unentwickelten Gesellschaft war das zeitweise alles eins, ein Herrscher sollte sogar mal gesagt haben: Der Staat bin ich.
    „Das ist die Lösung“, sagte Tondo. „Iskatoksi – das ist der König der Roboter!“
    Er hätte auch Fürst oder Herrscher sagen können, das war wohl gleich, aber da Utta das Wort König als erstes benutzt hatte, blieb er auch dabei, gewissermaßen ihre Entdeckung respektierend.
    „Ist das nicht ein bißchen kühn?“ fragte Utta.
    „Es ist nicht bewiesen, aber ich bin sicher, daß es so ist“, antwortete Tondo. „Doch nun zum nächsten Fakt! Ich habe dreiundfünfzig Wohnhöhlen gezählt, die letzten beiden waren leer. Ungefähr fünfzig Roboter haben wir arbeiten sehen, also aus jeder Höhle einen. Es sind aber drei bis vier in jeder

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